Doppelmord:Sexismus-Vorwurf nach Mord an Backpackerinnen in Ecuador

Doppelmord: Teilnehmerinnen einer Demonstration in Bogotá mit Bildern der getöteten Marina Menegazzo und María José Coni.

Teilnehmerinnen einer Demonstration in Bogotá mit Bildern der getöteten Marina Menegazzo und María José Coni.

(Foto: AFP)
  • Nach dem Mord an zwei Backpackerinnen in Ecuador hat ein Regierungsmitglied den jungen Frauen Leichtsinn vorgeworfen.
  • Die Politikerin kommentierte den Fall auf der Tourismusmesse in Berlin.
  • In der spanischsprachigen Welt gibt es seit Wochen Proteste gegen den Sexismus von Politik, Polizei und Medien.

Nach dem Mord an zwei argentinischen Rucksackreisenden in Ecuador haben Vorwürfe eines ecuadorianischen Regierungsmitglieds, die Frauen seien zu leichtsinnig gewesen, für Empörung gesorgt. Die Staatssekretärin für Tourismus, Cristina Rivadeneira, hatte am Rande der Tourismusmesse ITB in Berlin gesagt: "Das musste ihnen früher oder später passieren." Die Frauen seien getrampt.

Die Leichen von María José Coni, 22, und Marina Menegazzo, 21, waren Ende Februar bei einem Strand in Montañita an der Pazifikküste in 200 Kilometern Entfernung von der Stadt Guayaquil gefunden worden. Zwei mutmaßliche Täter wurden festgenommen. Sie sollen die Frauen in einer Wohnung nahe des Strandes ermordet haben.

Proteste gegen Sexismus unter #yoviajosola

Ein offener lyrischer Brief, in dem eine Studentin aus Paraguay den Sexismus in der Berichterstattung über die ermordeten Frauen anprangerte, wurde auf Facebook mehr als 700 000 Mal geteilt.

"Wie warst du angezogen? Warum warst du alleine unterwegs?", fragt Guadalupe Acosta darin aus der Perspektive eines der Opfer (hier eine englische Übersetzung des Texts mit dem Einstiegssatz: "Gestern wurde ich getötet").

Unter dem Hashtag #yoviajosola ("ich reise alleine") fordern weltweit Frauen ihr Recht ein, alleine zu reisen, ohne dafür verurteilt zu werden. Der Regierung und den Medien werfen sie so genannte Täter-Opfer-Umkehr (victim blaming) vor.

Familie fordert Entschuldigung

Die Familien der Opfer kritisieren die Ermittlungen der ecuadorianischen Regierung. Die Behörden hatten behauptet, die Mädchen hätten sich bei den Männern einquartiert, weil ihnen das Geld ausgegangen war.

"Sie hatten keine Geldprobleme, das können Sie mir glauben", sagte der Schwager eines der Opfer in der Zeitung La Nación. Die Mädchen hätten auch nie vorgehabt zu trampen, sondern seien mit Bus und Flugzeug unterwegs gewesen. Von der Staatssekretärin verlangte er eine Entschuldigung. Es sei Aufgabe der Regierung, für die Sicherheit von Touristen in Ecuador zu sorgen.

Das Tourismusministerium in Quito distanzierte sich von den Aussagen Rivadeneiras. Ecuadors Botschafter in Deutschland, Jorge Jurado, leugnete, dass die Unsicherheit in seinem Land zugenommen habe.

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