Dienstwagen-Studie der Deutschen Umwelthilfe:Dreckige Bischofs-Boliden

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Die deutschen Glaubensvertreter machen es kaum unter einer Luxuslimousine. Vor allem die katholischen Würdenträger fahren mit teuren CO2-Schleudern zu ihren Schäfchen. Dabei hat Papst Franziskus es anders vorgemacht.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Bischof Lehmann scheint diese ganze Sache mit der Transparenz jetzt doch zu weit zu gehen. Jedenfalls hatte der Kardinal aus Mainz keine Lust, der Deutschen Umwelthilfe Auskunft über seinen Dienstwagen zu geben. Im vergangenen Jahr tat er das noch. Er fuhr einen Mercedes R 350 CDI 4Matic.

Das ist ein SUV-Monstrum mit drei Litern Hubraum und 272 PS. Höchstgeschwindigkeit: etwa 230 km/h. Für die Umwelthilfe (DUH) wäre das an sich noch gar nicht so problematisch gewesen. Würde der Bischofs-Schlitten de Luxe nicht auch noch 223 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft pusten. Lehmann hat sich damit schon 2012 die rote Karte der DUH eingefangen. Die Kardinals-Karosse liegt damit 93 Gramm über dem EU-Zielwert von 130 Gramm CO2.

Kardinal Lehmann verweigert die Auskunft

Dieses Jahr hat Lehmann sich der DUH-Umfrage unter den obersten kirchlichen Würden- und Amtsträgern einfach verweigert. Genau wie vier weitere Bischöfe. Übrigens allesamt Katholiken. (Alle Ergebnisse im Detail finden Sie hier)

Katholische Bischöfe sind es auch vornehmlich, die es mit ihren Dienstkarossen fast durchgängig in die Topliste der größten Umweltsünder schaffen. Kardinal Meisner aus Köln etwa. Sein 7er Diesel-BMW schafft es auf unrühmliche 192 Gramm CO2. Dicht gefolgt von Bischof Glenn aus Münster mit 183 Gramm. Glenn lässt sich in einem BMW 530d xDrive Gran Turismo chauffieren. Den gleichen Wagen fahren Bischof Feige aus Magedburg und Bischof Mussinghoff aus Aachen. Der etwas kleinere Motor lässt den CO2-Ausstoß in diesen Fällen um 20 Gramm sinken. Immer noch weit über dem Zielwert.

Auffällig: Von den 13 roten Karten ging nur eine an die evangelische Seite. Landesbischöfin Ilse Junkermann von der evangelischen Landeskirche Mitteldeutschland fährt einen BMW 730 cDrive in der Diesel-Variante mit 158 Gramm CO2-Ausstoß. In der Gruppe "rote Karte" hat sie damit noch den besten Wert.

Umgekehrt das Bild, wenn es um die grüne Karte geht. Also Fahrzeuge, die den Zielwert 130 Gramm CO2 einhalten oder unterschreiten. Nur drei der 13 Grüne-Karte-Träger sind Katholiken. Den besten Wert kann der Mercedes E300 BlueTec Diesel-Hybrid von Martin Heimbucher vorweisen. Er ist Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche. Sein Mercedes-Modell nutzen noch vier andere Kirchenmänner und belegt damit die fünf Spitzenplätze, was den CO2-Ausstoß angeht.

DUH-Chef Jürgen Resch findet, die katholische Kirche habe offenbar "den Schuss nicht gehört." Papst Franziskus predige Zurückhaltung und fahre selbst inzwischen einen gebrauchten Ford Focus mit sehr akzeptablen Verbrauchswerten. Die neue Bescheidenheit scheine unter den deutschen Bischöfen "noch nicht angekommen zu sein".

Die CO2-Werte der katholischen Flotte hätten sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert. Aber nur im Rahmen der allgemeinen technischen Entwicklung, sagte Resch, der die Studie in Berlin präsentierte.

Die evangelischen Würdenträger hingehen hätten einen erheblichen Vorsprung herausgearbeitet. Vor drei Jahren noch hätten die Dienstwagen der Protestanten im Schnitt um fünf Gramm CO2 besser abgeschnitten als die der katholischen Glaubenskonkurrenz. Heute seien es 19 Gramm.

Die Frage, ob Glaubensvertreter mit dicken Protzkarren ihre Schäfchen besuchen müssen, beantwortet die DUH natürlich nicht. So furchtbar teuer scheinen die Limousinen unterm Strich auch gar nicht zu sein. Resch berichtet, dass die Hersteller über Leasingverträge bis zu 80 Prozent Rabatt auf die Fahrzeuge gewähren. Das Ziel ist klar: Productplacement. Bischof steigt in Luxus-Auto ein. Bischof steigt aus Luxus-Auto aus. Das sind tolle Bilder. Diese Schleichwerbung der Gottesmänner- und Frauen lassen sich die Hersteller in der Regel gerne was kosten.

Gelbe Karte für Tebartz-van Elst

Selbst mit bescheideneren Autos aber werden oft die Klimaziele nicht erreicht. Weihbischof Reinhard Hauke etwa begnügt sich mit einem VW Passat 2,0 TDI BMT. Verfehlt aber mit 136 Gramm CO2 knapp den EU-Zielwert. Dabei gäbe es eine Alternative, ohne auf Komfort verzichten zu müssen: Der Passat BlueMotion etwa bringt es auf lediglich 109 Gramm CO2.

Und was macht Skandal-Bischof Tebartz-van Elst? Sollte der Limburger Bischof im bayerischen Exil seinen Dienstwagen behalten haben, dann bringt es sein 5er BMW auf 156 Gramm CO2. Das sind zwar 26 Gramm zu viel, aber gerade noch im Bereich der gelben Karte. Für Tebartz ist das nach der roten Karte des Papstes schon fast eine gute Nachricht.

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