Die September-Wahl:Menschen des Monats

Eine wahre und eine Möchtegern-Rebellin sowie ein Mann, der zu schockieren weiß: Jeden Monat stellt sueddeutsche.de fünf Menschen vor, die in den vier Wochen zuvor aufgefallen sind.

Katja Schnitzler

Jeden Monat gibt es Absteiger und Aufsteiger, Absahner und Abenteurer, Philosophen und Politiker, Wirtschaftler und Wissenschaftler, die die Nachrichten bestimmen.

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(Foto: Foto: Reuters)

Daneben fallen Menschen auf, die uns berühren und etwas bewegen, die unterhalten oder aufregen, oder deren Schicksal uns aus dem Alltag reißt.

Aus diesen Menschen wählt sueddeutsche.de jeden Monatsersten fünf aus und stellt sie in kurzen Porträts vor.

Von diesen fünf küren Sie den Menschen des Monats, indem Sie für Ihren Favoriten stimmen. Nach fünf Tagen präsentieren wir Ihnen das Ergebnis.

Diese Frau kämpft für die Freiheit ...

Gegenvorschläge: Wer ist Ihr Mensch des Monats?

Menschen des Monats

Aung San Suu Kyi, Trägerin des Friedensnobelpreises und Galionsfigur der Demokratiebewegung in Birma

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(Foto: Foto: AP)

Seit 1988, bald 20 Jahren, setzt sich Aung San Suu Kyi für Demokratie in ihrer Heimat ein. Ihr Vater, Aung San, ist auch Vater der Unabhängigkeit, der Gründer der Armee in Birma. Nun kämpft die Tochter gewaltlos, aber beharrlich ebenfalls für Unabhängigkeit, diesmal vom Militär. Die Generäle schrecken nicht davor zurück, die Freiheitsbewegung in Birma blutig niederzuschlagen.

Zusammengerechnet mehr als zehn Jahre sperrten die Machthaber Aung San Suu Kyi in ihr Haus ein. Sie werfen die Oppositionsführerin immer wieder ins Gefängnis und verweigern ihr den Kontakt zum Volk. Dabei hatte Aung San Suu Kyi von diesem vor 17 Jahren einen Auftrag zur Regierungsbildung erhalten - was die Generäle ignorierten. Während sie alles tun, um die "Lady" in der Isolationshaft zu zermürben, genießt sie enormen Rückhalt in der Bevölkerung und bei den großen Geberländern.

Ihren Mut konnten ihr die Unterdrücker nicht nehmen: Während der Proteste der Mönche ignorierte Aung San Suu Kyi die Arrestauflagen und zeigte sich am 22. September kurz den Demonstranten. Vier Tage später wurde sie verhaftet.

Wieder einmal.

Dieser Herr geht, obwohl er eigentlich noch ein bisschen bleiben wollte...

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(Foto: Foto: ddp)

Edmund Stoiber, ein Ministerpräsident und sein langer Abschied

Eigentlich geht Edmund Stoiber nicht ganz freiwillig, das ist bekannt. Schließlich hatte ihm das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten seit 1993 viel Freude und Akten zur Durchsicht beschert. Bei seiner Feier zum 66. Geburtstag rollte ihm die CSU noch einmal den roten Teppich aus, um diesen danach kräftig auszuklopfen.

Als Abschiedsgeschenk durfte Edmund Stoiber noch verkünden, dass der Transrapid nun doch in München gebaut wird. Vielleicht. Falls die CSU das Projekt nach der Ära Stoiber nicht ganz schnell ausbremst.

Stoiber könnte jetzt eigentlich wieder den Kampf gegen die Nacktbader in der Pupplinger Au nahe seinem Wohnort Wolfratshausen aufnehmen.

Doch lockt Größeres, verbunden mit einer vielleicht noch gewaltigeren Aktenmenge als bisher: Stoiber hat von EU-Kommissionspräsident Barroso einen Beraterjob in Brüssel angeboten bekommen. Sollte er von dort wieder unverhofft vor Bayerns Pforte auftauchen wie einst nach dem Berlin-Intermezzo, könnte das keinen Parteikumpan mehr schocken.

Außer Stoiber kandidiert doch noch einmal für den Landtag.

Diese Dame sprang aus der Rebellen-Schublade in die Esoterik-Ecke...

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(Foto: Foto: AFP)

Gabriele Pauli, die sich mit Vorschlägen eines Kabarettisten zur Komikerin macht

Als CSU-Rebellin war sie bejubelt worden, den Sturz von Ministerpräsident Edmund Stoiber hat sie mit ausgelöst. Nun stolperte die Fürther Landrätin selbst - über eine Idee, die "Erwin Pelzig" alias Frank-Markus Barwasser eigentlich komisch meinte, dabei aber eine interessierte Zuhöherin hatte: eine auf sieben Jahre befristete Ehe, die dann endet, wenn beide Partner dies wollen, einfach so, ganz unbürokratisch.

Garniert hat Pauli dies mit Vorstellungen aus der Esoterik-Ecke, Politiker sollten zum Glück der Menschen beitragen, schließlich sei auch Parteimenschen Gottes Kraft gegeben.

Mit solchen Ideen begründete Pauli offiziell ihre Kandidatur um den CSU-Vorsitz - und brachte ihre mit den Latex-Fotos begonnene "Wie-ruiniere-ich-meine-politische-Glaubwürdigkeit-besonders-gründlich"-Kampagne zu einem Ende mit Ausrufezeichen.

Sänger verbeugen sich vor diesem Meister ...

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(Foto: Foto: AFP)

Fats Domino, Rhythm-and-Blues-Musiker und legendärer Pianospieler mit einer wirklich großen Liebe: New Orleans

Fats Domino blieb seiner Liebe New Orleans immer treu - selbst als im August 2005 der Hurrikan Katrina die Stadt überschwemmte. Der legendäre Musiker weigerte sich, sein Haus zu verlassen, galt als vermisst und wurde erst nach drei Tagen gerettet.

In dieser Stadt ist er geboren, hier wurde er mit 21 Jahren als Klavierspieler entdeckt, in einem Club war er für drei Dollar pro Woche aufgetreten.

Im Orkan verlor auch Fats Domino, der im nächsten Jahr 80 Jahre alt wird, all seine Habe. Von seiner Hingabe an die Heimatstadt brachte ihn die Katastrophe jedoch nicht ab: Schon 2006 floss der Erlös seines Albums "Alive and kickin'" in die Tipitinas Foundation für die Wiederbelebung des kulturellen, insbesondere musikalischen Lebens in New Orleans - diese Stiftung baut auch Dominos Studio wieder auf.

Der singende Klavierspieler prägte Musiker weltweit, und die prominentesten unter ihnen danken es ihm nun: Auf der im September erschienenen Doppel-CD "Goin' Home - A tribute to Fats Domino" interpretieren Starts wie Elton John, Tom Petty & The Heartbreakers, Paul McCartney oder Norah Jones Hits wie "I'm walking" oder "Blueberry Hill" - in tiefer Verneigung vor dem Künstler.

Auch das Geld aus diesem CD-Verkauf soll Fats Dominos Liebe zugute kommen, die er eigentlich nie verlassen wollte: New Orleans.

Dieser Herr weiß zu schockieren ...

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Oliviero Toscani, weil er seine Fotos in die Wunden der Gesellschaft legt - und damit auch noch Geld verdient

Der italienische Fotograf wurde Mitte der 80er-Jahre mit Pullovern bekannt, auch wenn diese selten auf seinen Bildern zu sehen waren. Stattdessen: ein küssendes Paar (Pfarrer und Nonne), ein Sterbender (Aids-Opfer), ein blutiges Hemd (Bosnien-Krieg) und nun eine nackte magersüchtige Frau (Schlankheitswahn), die greisenhaft von gigantischen Plakaten herabblickt.

Auch das eine Werbekampagne, auch hier war der Zeitpunkt wohlgewählt: die Mailänder Modewoche. Und auf Knopfdruck wogen die Empörungswellen, darf er das, vor allem als Werbung für ein Modeunternehmen?

Toscani darf und er macht es immer wieder. Die Reaktion ist stets dieselbe. Ob sich mit der Aufregung auch in den Köpfen etwas ändert, ist natürlich eine andere Frage. Eines erhöht sich mit jeder Toscani-Aktion aber zwangsläufig, wenn auch nur eine Zeit lang: die Aufmerksamkeit für ein unbequemes Thema.

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