Deutsch-österreichisches Promi-Selfie:Fast wie die Großen

Ohne Brangelina keine Geissens, ohne "Zwölf Uhr mittags" kein "Alarm für Cobra 11": Das hiesige Showbiz lässt sich nur zu gern von Hollywood inspirieren. Nun erreicht das Star-Selfie die Wiener Romy-Verleihung.

Von Martin Wittmann

Hollywood ist immer noch konkurrenzlos toll, deswegen schauen die deutschsprachigen Kulturschaffenden bei den Amis auch immer kräftig ab. Ohne die Vorbilder aus Übersee wäre das hiesige Showbiz um so einiges ärmer: ohne Klassiker wie "Die Klapperschlange" kein "Alarm für Cobra 11"; ohne aufwendige Sherlock-Holmes-Verfilmungen keine Kluftinger-Krimis; ohne Brangelina keine Geissens; ohne Bruce Willis kein Heino Ferch.

Diese Liste mag sich jetzt fies lesen. Das liegt jedoch nicht an den Kreativen oder den Geissens. Die sind allesamt zuweilen besser als behauptet. Es liegt am Vergleich mit Amerika, bei dem jeder Kulturkreis den Kürzeren ziehen muss. Zu talentiert, zu schön, zu glamourös sind die unnahbaren Hollywood-Leute. Keine Chance. Also Schwamm drüber und "Tatort" weiterschauen, vielleicht springt ja wenigstens dem Jauch nachher wieder ein Wutbürger auf die Bühne.

Dream-Team-Selfie bei den Oscars

Heikel wird die Sache allerdings, wenn sich unsere Stars nicht nur an den amerikanischen orientieren, sondern sie kopieren möchten. Wenn sie selber den unfairen direkten Vergleich suchen, wie mutmaßlich am Wochenende mit einem Star-Selfie (Foto links) bei der Verleihung des österreichischen Filmpreises "Romy".

Romy Awards 2014

Romy Awards 2014, Wien

(Foto: Hans Punz/dpa)

Die Vorgeschichte ist bekannt: Bei der Oscar-Verleihung im März versammelte Moderatorin Ellen DeGeneres für ein Selbstporträt mit gesponsertem Handy ein Dreamteam hinter sich (Foto rechts). Es freuen sich darauf, von links: Jennifer Lawrence, Channing Tatum, Meryl Streep, DeGeneres selbst, Julia Roberts, Kevin Spacey, Bradley Cooper, Brad Pitt, Lupita Nyong'o, deren Bruder Peter und Angelina Jolie.

Image posted by Oscars show host Degeneres on her Twitter account shows movie stars posing for a picture taken by Cooper at 86th Academy Awards in Hollywood, California

Oscar-Verleihung 2014, Hollywood

(Foto: Reuters)

Liebenswürdige Wurstigkeit oder Selbstironie?

Alle sagen "Cheese". Und wen hat Michael Herbig fotografiert? Von links: die schon wieder ausgezeichnete Dschungelcamperin Larissa Marolt (erst im Februar bekam sie in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt den "Special Lindwurm Award" überreicht); den sanften Bergdoktor Hans Sigl; die sehr flotte Sängerin Helene Fischer; Fernseh-Onkel Thomas Gottschalk; die Ösi-Schauspielerinnen Miriam Stein und Adele Neuhauser; Designer Guido Maria Kretschmer.

Manche scheinen "Wurstbrot" zu sagen. Was ohne Herbigs Selfie-Pose wie eine ordentliche Fernsehpersonalversammlung aussähe, bekommt im edlen Oscar-Kontext etwas ernüchternd Nahbares.

Ganz andere Möglichkeit: Der Auftritt war selbstironisch gemeint, eine kleine Show, eine echte Hommage; das wäre freilich spitze und klug und so lustig wie der Gastauftritt von Steven Spielbergs Double auf dem Bild.

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