Bei einem Demonstrationsflug in Indonesien ist ein hochmodernes russisches Mittelstreckenflugzeug vom Typ Superjet 100 mit 44 Menschen an Bord vom Radarschirm verschwunden. An Bord waren nach Angaben des Luftfahrtkonsortiums OAK in Moskau acht Russen und 36 Vertreter indonesischer Fluggesellschaften.
Die Funkverbindung mit der Maschine sei bei dem Test nahe der Hauptstadt Jakarta gegen 14:30 Uhr abgebrochen, hieß es. Zuvor sei das Flugzeug über Westjava im Sinkflug bis auf 2000 Meter heruntergekommen, sagte ein Sprecher der Rettungsdienste. Möglicherweise sei die Maschine des Flugzeugherstellers Suchoi abgestürzt. "Wir suchen noch danach", sagte ein Sprecher der indonesischen Luftfahrtbehörde. "Wir wissen nicht, was passiert ist."
Ein namentlich nicht genannter russischer Luftfahrtexperte sagte, es gebe wenig Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang. Das russische Nachrichtenportal Gazeta.ru berichtet, dass indonesische Behörden derzeit eine Entführung für das wahrscheinlichste Szenario hielten.
Der Leiter der indonesischen Rettungskräfte sagte der Jakarta Post, dass zwei Hubschrauber vergeblich nach dem Flugzeug gesucht hätten, die Suche wegen schlechten Wetters jedoch abbrechen mussten. "Jetzt mobilisieren wir gemeinsam mit örtlichen Polizei- und Militäreinheiten Suchtrupps am Boden." Das Flugzeug verschwand in der bergigen Region um Mount Salak.
Die Maschine befand sich auf ihrem zweiten Demonstrationsflug, bei dem Luftfahrtverantwortlichen der neue entwickelte Flugzeugtyp vorgeführt werden sollte. Nach Angaben des indonesischen Verkehrsministeriums sollte der Superjet einige Runden in der Hauptstadtregion drehen und dann wieder auf dem Flughafen von Jakarta landen. Plötzlich brach jedoch jeder Kontakt zum Cockpit ab.
Superjet für den Weltmarkt
Der russische Reiseblogger Sergei Dolya twitterte, dass die Piloten um Erlaubnis gebeten hätten, von 10.000 auf 6000 Fuß Flughöhe herabzusinken, dann einen "U-Turn eingeleitet" hätten und "verschwunden" seien.
Der Superjet 100 ist das erste größere Passagierflugzeug, das in Russland seit dem Zerfall der Sowjetunion entwickelt wurde. Der russische Hersteller Suchoi war bislang vor allem durch Militärflugzeuge bekannt. Ihren Jungfernflug machte die Maschine im Jahr 2008.
Moskau hat mit dem Flugzeug ehrgeizige Pläne. So soll der in Kooperation mit Boeing sowie europäischen Unternehmen entwickelte Superjet auf dem Weltmarkt den Branchenriesen Bombardier (Kanada) und Embraer (Brasilien) Konkurrenz machen. Die Zivilsparte des Kampfjet-Herstellers Suchoi hatte erst vor kurzem die offizielle Zulassung für die Europäische Union erhalten. Allerdings hatten Triebwerksprobleme die Auslieferung des Fliegers bislang verzögert. Beim Flug von Birma nach Indonesien hatte das Flugzeug erstmals den Äquator überflogen.