Das Drama von Winnenden:Schwarz wie der Tod

Ein Tag wird zum Albtraum: Mit einer Waffe aus seinem Elternhaus macht sich ein 17-Jähriger auf, um ein Blutbad anzurichten. Am Ende sind 16 Menschen tot.

B. Dörries, D. Deckstein, S. Beck und A. Eckardt

Zuerst hätten alle gedacht, es habe sich vielleicht jemand einen Spaß gemacht, sagt Selina D., "ein paar Brottüten platzen lassen oder so was." Für die große Pause war es aber noch zu früh. Es ist kurz vor halb zehn Uhr, Deutschstunde in der Albertville-Realschule, als sich die Tür ihres Klassenzimmers öffnete und Schüsse fallen.

Albertville-Realschule

Das Entsetzen tief ins Gesicht geschrieben: Schülerinnen vor der Albertville-Realschule in Winnenden, wo Tim K. sein Verbrechens begonnen hatte.

(Foto: Foto: Getty)

Es sei alles sehr schnell gegangen, sagt Selina, 14. Sie wirft sich mit ihren Freundinnen auf den Boden, kippt einen Tisch um und versteckte sich dahinter, ohne nachzudenken, alles automatisch. Ein Mädchen aus ihrer neunten Klasse habe sie in ihrem Blut liegen sehen, sagt Selina. Eine Freundin hat die Polizei gerufen, dann sind sie alle rausgerannt. "Erst draußen habe ich gemerkt, dass ich an der Nase blute", sagt Selina. Es ist ein kleiner Kratzer, von dem sie nicht mehr sagen kann, woher er kommt, so schnell ging das alles.

"Ich weiß gar nicht, ob mich ein Schuss getroffen hat oder ich mich irgendwo gestoßen habe", sagt Selina. Sie hat schwarze Haare und ein gebräuntes Gesicht, in den Winkeln ihrer dunklen Augen ist die Schminke ein wenig verschmiert. Aber sie erzählt all das ganz ruhig. Es sei besser, wenn sie reden kann, sagt sie, und nicht nur einfach dasitzt, mit den Gedanken.

Sie sitzt auf der Rückbank im roten Seat ihrer Eltern in einer kleinen Straße, nicht weit von der Schule, in der vor wenigen Stunden alles passierte. Polizisten mit Helmen auf dem Kopf und Maschinenpistolen in der Hand stehen herum, sie sind auf der Suche nach dem Täter, der zu diesem Zeitpunkt noch frei herumläuft, und überall sein könnte.

An der großen Kreuzung suchen ein paar Dutzend Menschen Deckung im Schatten des Gasthauses Traube. Ein Polizist zielt mit seiner Waffe auf ein Gerüst und sagt, das da oben könnte er doch sein. Hinter ihm, in der Deckung, steht ein Junge mit einem schwarzen Ledermantel und langen zotteligen Haaren und nuschelt: "Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in einem Kaff wie unserem passieren kann."

Winnenden ist nun kein Kaff mehr, es ist ein Ort, den man nicht mehr vergessen wird. Ein Ort, der nun in einer Reihe steht mit Namen wie Erfurt und Emsdetten. Orte, die für eine unfassbare Tat stehen. Orte, an denen die Geschichte einmal mit einem großen Unglück vorbeigekommen ist und die meistens keine zweite Chance bekommen. Orte eines Schulmassakers. Acht Schülerinnen und einen Schüler hat der 17-jährige Tim K. am Mittwoch in seiner ehemaligen Schule, der Albertville-Realschule in Winnenden, erschossen, drei Lehrerinnen und auf seiner Flucht dann noch drei weitere Menschen.

Viele Stunden muss die Stadt an diesem Tag in Angst verbringen. Polizisten stürzen sich auf Menschen, die ungefähr so alt sind wie der Amokläufer und allein dadurch verdächtig sind. Hinter dem Auto von Selina haben die Polizisten die Waffen gezückt und stürzen sich auf einen Mann mit einer blauen Bomberjacke, zerren ihn zu Boden und in den Polizeibus.

Es sind nur wenige Meter bis zu einer Grundschule, wo die Eltern stehen und fragen, haben sie ihn nun? "Selina", sagt der Vater, "geh zum Wagen und schau ihn dir an." Selina ist eine der ganz wenigen, die gesehen hat, wer es war - und die überlebt hat. Der Mann im Bus ist es nicht, er ist einfach nur einer der vielen, die von der Polizei festgehalten werden, weil sie es sein könnten. Überall in Winnenden stehen Menschen, die es sein könnten. Und überall stehen Menschen unter Schock.

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Schwarz wie der Tod

Noch ein anderer Schüler, der nicht mit Namen genannt werden will, erzählt von diesem schrecklichen Morgen im Deutschunterricht in der 9c. Tim K. hat die Tür aufgerissen, zuerst auf die Wand geschossen, dann auf drei Mädchen. Ganz in Schwarz ist er gekleidet, in Kampfmontur. Er habe gezielt auf Kinder aus Weiler zum Stein, sagt der Schüler.

Das Drama von Winnenden: Ein Polizist begleitet am Mittwoch die Schüler aus der direkt neben der Albertville Realschule gelegenen Hauptschule nach draußen.

Ein Polizist begleitet am Mittwoch die Schüler aus der direkt neben der Albertville Realschule gelegenen Hauptschule nach draußen.

(Foto: Foto: AP)

Weiler zum Stein, das ist der Heimatort des Täters. Nach diesen Schüssen sei er aus der Klasse gelaufen, und die Lehrerin habe schnell die Türe zugeschlossen. In den Klassenraum der 10d soll er sogar dreimal gerannt sein. Beim dritten Mal habe er die Schüler angeschaut und gesagt: "Seid ihr immer noch nicht alle tot."

Dann habe er eine Referendarin erschossen, die sich schützend vor ein Kind geworfen hatte. Ganz ruhig soll er gewesen sein, und die meisten Toten sind durch Kopfschüsse gestorben. Und die Opfer sind so überrascht worden von diesem Angriff, dass manche von ihnen noch ihre Stifte in der Hand halten, als die Polizei sie später in den Klassenräumen findet.

"Tim war schon immer sehr verschlossen"

Maike S. ist Schülerin der 13. Klasse am Lessing-Gymnasium, das direkt neben der Realschule liegt. Erst hat sie Schüsse gehört, dann die Lehrer, die aufgeregt alle Schüler auffordern, sich in Klassenräume zu begeben, die nicht an die Realschule angrenzen. Vor allem die jüngeren Schüler haben große Angst, sie weinen. Viele haben Freunde und Verwandte in der Realschule.

"Wir haben versucht die Kleinen irgendwie zu trösten", sagt Maike S. "Es war ein ziemliches Chaos." Über das Internet verfolgen die Schüler, was sich da draußen genau vor ihrem Fenster abspielt. Um 12.15 Uhr werden zunächst die Kleinen, dann die Großen in Bussen in eine Sporthalle gebracht. Dort warten Psychologen, es gibt Essen und Trinken.

Ein Mädchen, deren Bruder auf die Albertville-Realschule geht, erzählt, dass die Realschüler aus den Fenstern gesprungen seien, um sich in Sicherheit zu bringen. Und eine ehemalige Mitschülerin von Tim K. sagt unter Tränen: "Tim war schon immer sehr verschlossen. An den ist niemand rangekommen. Er hat immer nur so Ballerspiele gespielt."

Im Elternhaus sieht alles friedlich und geordnet aus

Gewohnt hat der Täter bei seinen Eltern im benachbarten 3000-Einwohner-Ort Weiler zum Stein. Das Haus der Familie, das gegenüber von der Post liegt, wird von der Polizei bereits am Morgen durchsucht. Am späten Vormittag, so berichtet eine Passantin, sind etwa 50 Polizisten mit Maschinenpistolen auf der Suche nach dem Täter in den Ort gestürmt. Sie sei aufgefordert worden, ins Haus zu gehen und sich von den Fenstern fern zu halten. Dann erst hat die Frau das Radio aufgedreht und gehört von dem Amoklauf in der nur drei Kilometer entfernten Realschule.

Draußen stehen jetzt die Einsatzfahrzeuge der Polizei in der kleinen Seitenstraße, die zu dem Haus führt, in dem Tim K. zusammen mit seiner jüngeren Schwester und seinen Eltern wohnte. Ein weißes eingeschossiges Gebäude mit einer Dachterrasse, Wintergarten, sauber gestutzte Bäumchen davor.

"Das waren alles rechtschaffene, ordentliche Leute": Lesen Sie auf der nächsten Seite mehr über den Täter und seine Familie

Schwarz wie der Tod

Das Drama von Winnenden: Polizeibeamte stehen am Mittwoch vor dem Wohnhaus des Amokläufers aus Winnenden in Weiler zum Stein.

Polizeibeamte stehen am Mittwoch vor dem Wohnhaus des Amokläufers aus Winnenden in Weiler zum Stein.

(Foto: Foto: dpa)

Gehobener Mittelstand - wie fast alles hier in Weiler zum Stein, dem Ort mit gerade einmal 3000 Einwohnern, wo in den Gärten die Schneeglöckchen blühen und alles so friedlich und geordnet aussieht. Ausgedehnte Siedlungen mit schmucken Einfamilienhäusern ziehen sich die Hügel hinauf, Obstbäume säumen die Fluren.

Doch an diesem Tag ist der Ort wie ausgestorben. Graupelschauer fegen über die Dächer, die wenigen Geschäfte sind leer, denn die Menschen sitzen zu Hause vor den Fernsehern und versuchen, das Unfassbare zu verstehen, das über sie hereingebrochen ist. Ein unscheinbarer, ruhiger Junge aus ihrem Dorf soll also dieses Verbrechen begangen haben.

"Er war wie immer"

"Wie kann einer nur so etwas machen?", fragt sich nicht nur der Wirt eines Gasthauses und starrt im Nebenzimmer auf die Sondersendungen, die die Nachricht von dem Massaker in die ganze Welt verbreiten. Sogar aus Australien haben Einwohner besorgte Anrufe bekommen, was denn da Schreckliches passiert sei in Weiler am Stein.

Ein ganz Ruhiger sei der Tim gewesen, so ist im Ort zu hören, zurückhaltend, sitzen geblieben sei er in der Schule einmal, Tischtennis habe er gespielt beim TSV Leutenbach, das war wohl seine Leidenschaft. Ein ruhiger Junge mit einer runden Brille und kurzen braunen Haaren. Er war kein sonderlich guter Schüler, ging zuletzt aufs Technische Berufskolleg, nachdem er die Realschule im vorigen Jahr abgeschlossen hatte.

Dennis R., ein früherer Klassenkamerad, hat noch am Tag vor der Tat neben Tim K. im Bus gesessen. "Er war wie immer. Er hat erzählt, dass er eine Vier in Mathe rausbekommen hat." Dass der Täter Hass auf irgendwelche Lehrer oder Schüler gehabt habe, davon weiß Dennis R. nichts. Counter Strike habe er gern gespielt, dieses gewalthaltige Computerspiel, daran erinnert er sich. Und andere berichten an diesem Tag, Tim K. habe Unmengen von Horrorvideos zu Hause gehabt.

Unauffälliges Leben in Wohlstand

Dennoch klingt das meiste, was man über ihn und die Familie hören kann, nach einem unauffälligen Leben in Wohlstand, den die mittelständische Unternehmerfamilie sich erarbeitet hatte. "Das waren alles rechtschaffene, ordentliche Leute", sagt eine Nachbarin. Auch der Bürgermeister Jürgen Kiesl weiß nur Gutes zu berichten.

Im Haus der K.s arbeitet jetzt die Spurensicherung, die Jalousien sind heruntergelassen, und offenbar wurde ein regelrechtes Waffenarsenal gefunden. Der Vater war Mitglied im Schützenverein, und auch Tim K. war gelegentlich als Gast auf dem Vereinsgelände. 14 Waffen, so berichtet es die Polizei, hat der Vater im Tresor aufbewahrt - und eine im Schlafzimmer. Diese eine, eine Pistole der Marke Beretta, fehlt nun. Mit dieser Waffe und mehreren Hundert Schuss Munition hat sich Tim K. auf den Weg gemacht am Morgen dieses Tages, der in die Katastrophe führt.

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Schwarz wie der Tod

Das Drama von Winnenden: Die Albertville-Realschule in Winnenden, in der am Mittwoch der Amoklauf begann.

Die Albertville-Realschule in Winnenden, in der am Mittwoch der Amoklauf begann.

(Foto: Foto: ddp)

In Winnenden ist es 9.33 Uhr, als bei der Polizei der erste Notruf eingeht. Seit dem Amoklauf von Erfurt hat sich die Polizei hier Gedanken gemacht und im vergangenen Herbst ein neues Amok-Einsatzkonzept vorgestellt. Seitdem gibt es auch in kleinen Polizeistationen Interventionsteams, die sofort losgeschickt werden sollen, um einen Tatort zu stürmen. Amokläufer wollten in kürzester Zeit möglichst viele Menschen umbringen, "das Abwarten von Analysen ist deshalb tödlich", sagte Landespolizeipräsident Erwin Hetger damals.

In Winnenden waren sie alle sehr schnell. Die Polizei und auch der Rektor des Gymnasiums gegenüber, der die Schüsse hörte, sofort seinen Aktenordner mit den Amok-Erlassen auf den Tisch legte und den Anweisungen folgte. Als das erste Einsatzkommando um 9.35 Uhr eintrifft, da eröffnet Tim K. das Feuer auf die Polizisten. Einen Schatten von ihm wollen sie noch erkannt haben. Das schnelle Eingreifen habe noch Schlimmeres verhindert, sagt Hetger am Abend auf einer Pressekonferenz. K. habe so viel Munition dabeigehabt, dass er wohl noch viel mehr Menschen habe töten wollen.

"Machen Sie sich keine Sorgen"

Als die Polizei auftaucht, flüchtet K. aus der Schule. Draußen, auf dem Gelände des angrenzenden Psychiatrischen Krankenhauses, läuft ihm ein Gärtner über den Weg. Er feuert wieder, der Mann ist tot. Es ist nun ungefähr 10.30 Uhr, und die Polizei weiß noch nicht, nach wem sie eigentlich suchen soll, ob das Morden noch weitergeht?

Alle Schüler im Rems-Murr-Kreis, einige Zehntausend, müssen in ihren Klassenzimmern bleiben, in der Innenstadt von Winnenden stauen sich die Autos der Eltern, die wissen wollen, wie es ihren Kindern geht. Am Fenster einer Grundschule klebt ein Zettel: "Machen Sie sich keine Sorgen."

Der Täter hat unterdessen einen 41 Jahre alten Autofahrer gezwungen, ihn in Richtung Wendlingen im Landkreis Esslingen zu fahren, etwa 40 Kilometer entfernt von Winnenden. Er hält ihm die Waffe an den Kopf und droht, ihn zu erschießen. Kurz vor Wendlingen kommt der Wagen von der Straße ab und bleibt im Schlamm stecken, der Fahrer kann flüchten, und auch Tim K. setzt seine Flucht zu Fuß fort. Er läuft zu einem Autohaus, erschießt einen Verkäufer und einen Kunden.

Über dem Autohaus kreisen zwei Polizeihubschrauber

Die Polizei folgt seinen Spuren, und um die Mittagsstunde ist die Bundesstraße 10 geradezu in Blau getaucht. Polizeiwagen, auch Zivilstreifen mit Kennzeichen aus allen möglichen Teilen Baden-Württembergs, rasen in Richtung Wendlingen. An der Abfahrt zur 16.000-Einwohner-Stadt stauen sich bereits die Autos kilometerlang, das ganze Industriegebiet neben der Bundesstraße ist abgesperrt.

Über dem Autohaus kreisen zwei Polizeihubschrauber. Es ist 13 Uhr, noch schwirren die unterschiedlichsten Gerüchte umher. Der Amokläufer sei tot, habe er gehört, sagt der Leiter eines benachbarten Modemarkts. "Nee, der ist schwer verletzt, aber der lebt noch", wirft eine blonde Frau mittleren Alters ein.

"Es muss weitergehen, wir wissen nur noch nicht wie": Lesen Sie auf der nächsten Seite mehr über die Reaktionen auf die Tat.

Schwarz wie der Tod

Zu diesem Zeitpunkt aber ist Tim K. nicht mehr am Leben. Einen Schusswechsel mit der Polizei hat er sich noch geliefert, zwei Polizisten wurden schwer verletzt. Auch er wurde getroffen - und dann hat er sich, so teilt es die Staatsanwaltschaft später mit, wohl selbst getötet.

Kriseninterventionsteams kümmern sich um die Schüler

In Winnenden sind unterdessen Kriseninterventionsteams aus dem ganzen Land eingetroffen und kümmern sich um die Schüler. Vor einer Halle steht ein Polizeipsychologe und sagt, er rauche jetzt noch eine Zigarette, dann gehe es los. Und auch die Politiker aus Stuttgart sind inzwischen in der Kleinstadt angekommen.

In einer Turnhalle, die so riecht, als habe hier gerade noch jemand schwitzend einem Ball hinterhergejagt, hat der Hausmeister ein paar Tische zusammengestellt. Der Ministerpräsident Günther Oettinger ist gekommen und sein Kultusminister Helmut Rau. Oettinger, der ein gutes Gedächtnis hat, spricht den Hinterbliebenen sein Beileid aus und kann schon alle Teilorte aufsagen, aus denen die Opfer kommen. Man stehe vor einer Tat, wie man sie in Baden-Württemberg nicht für möglich gehalten hat.

Winnenden ist eine Stadt wie viele in Baden-Württemberg und im Umkreis von Stuttgart, ein Ort von 27.000 Einwohnern, der mit den Eingemeindungen und der Kilometerpauschale gewachsen ist. Wer in Stuttgart Kinder kriegt und sich die Großstadt nicht mehr leisten kann, zieht hierher, entlang der Bundesstraße sitzen die Zulieferer für die Automobilindustrie. Es ist ein Ort für vernünftige Menschen, die ihre Kinder auf eine Schule schicken wollen, die vielleicht von manchen Problemen noch nicht erreicht worden ist.

Es ist noch nicht vorbei in Winnenden

Nun sitzt auch Kultusminister Helmut Rau in der Turnhalle und sagt, der Schule sei "die größte Katastrophe passiert, die man sich vorstellen kann". Er spricht von der Seele der Schule, die verwundet wurde, von der getöteten Referendarin, die gerade erst vier Wochen an der Schule war. Es müsse weitergehen, sagt Rau. "Wir wissen nur noch nicht wie."

Die Schüler werden von der Polizei eskortiert in Turnhallen und ins Schwimmbad gebracht, Psychologen sind gekommen. Tim K. war bis vor kurzem noch einer von ihnen. Wie Nachbarn und Bekannte aus dem Ort erzählt auch Rau davon, dass der Täter als unauffällig gegolten habe, wie viele andere auch, die unauffällig waren und plötzlich anfingen zu töten. "Das führt uns an den Punkt, dass Jugendliche eine doppelte Identität haben können, wobei uns die zweite verborgen bleibt."

Es ist 14 Uhr, als der Regen und der Graupel nachlassen in Winnenden. Eine lange Kolonne von Polizeiwagen verlässt den Ort, die Scharfschützen packen ihre Gewehre ein. Es ist plötzlich nicht mehr viel los auf den Straßen.

Nur hin oder wieder sieht man einen Vater oder eine Mutter mit ihrem Kind. Sie laufen nebeneinander her, haben die Hände in den Taschen und die Arme so eng an den Körper gelegt, dass es schon fast weh tun muss. Sie schauen auf den Boden und laufen schweigend vor sich hin. Es ist noch nicht vorbei in Winnenden. Es ist nun eine andere Stadt.

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