Darío Barrio verunglückt beim Base Jumping:Tod eines spanischen Starkochs

Spanischer Starkoch Darío Barrio

Kochen und seinen Körper Extremen aussetzen - dafür lebte der Spanier Darío Barrio. Davon zeugen auch die vielen Fotos auf seiner Facebook-Seite.

(Foto: facebook.com/dariobarriodb)

Die Spanier haben Darío Barrio für seine charmanten TV-Auftritte und seinen Einsatz um eine gesunde Ernährung geliebt. Jetzt ist der bekannte Koch und Hobby-Extremsportler bei einem Base-Jumping-Event ums Leben gekommen. Im Publikum waren auch seine beiden Söhne.

Von Katarina Lukač, Madrid

Darío Barrio heute als Überflieger zu bezeichnen, verbietet sich nach dem tödlichen Unfall des spanischen Starkochs beim so genannten Base Jumping, einem Sprung mit Fallschirm von einem festen Objekt aus. Barrio hatte an einem Schauspringen von einem Burghügel in Segura de la Sierra in Andalusien teilgenommen. Beim Sprung in einem Flügelanzug aus Hunderten Metern Höhe war sein Fallschirm nicht aufgegangen. Hunderte Zuschauer wurden am Freitagabend Zeugen des Unfalls, unter ihnen seine Söhne im Alter von etwa fünf und sieben Jahren aus der Ehe mit seiner geschiedenen Frau, der Sommelière Itziar Ortega.

Und doch ragte der 42-Jährige in dem von Starköchen verwöhnten Spanien heraus - weil er den sportlichen Nervenkitzel mindestens so liebte wie die gehobene Küche. Der gebürtige Madrilene aus einer achtköpfigen Familie hatte sein Handwerk unter anderem bei Ferran Adrià in dessen legendärem Restaurant "El Bulli" gelernt und 13 Jahre lang in Restaurants in London, Zürich, Bordeaux und den USA am Herd gestanden. Vor kurzem hatte Barrio das zehnjährige Jubiläum seines eigenen Restaurants "dASSA bASSA" im Madrider Nobelviertel Salamanca gefeiert, das zwar keinen Stern vorzuweisen hat, aber trotzdem zuverlässig die Schönen und Reichen der Stadt anzieht.

Sein einstiger Chef im "El Bulli" bedauerte nach dem Bekanntwerden von Barrios Tod diesen "traurigen Tag für die Kochwelt". Per Twitter schrieb Adrià: "Darío, du wirst immer in unseren Herzen sein."

"Das Leben dauert einen Wimpernschlag"

In der breiten Öffentlichkeit machte sich Barrio als charmanter Moderator mehrerer TV-Kochsendungen einen Namen, sowie als Dauergast in einer Turmsprung-Fernsehsendung. Bei letzterer warf sich der tätowierte und durchtrainierte Barrio einmal mit Gipsarm vom Zehnmeter-Turm. Was ihn keine allzu große Überwindung gekostet haben dürfte: Anfang 2013 hatte Barrio gemeinsam mit zwei Teamkollegen den Landesrekord beim Base Jumping mit einem Sprung aus 3200 Metern Höhe gebrochen. Bei Facebook und Twitter postete er Bilder, die ihn bei seinem waghalsigen Sport zeigen.

Der leidenschaftliche Hobbysportler, der regelmäßig an Triathlons und Marathonläufen teilnahm, warb bei seinen Auftritten stets für eine ausgewogene Ernährung. Bei einer Veranstaltung für mangelernährte Kinder betonte Barrio, wie wichtig es ihm sei, auch beim Engagement an Hilfsprojekten den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen: "Das Leben dauert einen Wimpernschlag", so Barrio.

Ein plötzlicher Windumschwung als Unglücksursache?

In der spanischen Extremsportler-Community, die sich im Internet über das Unglück austauscht, ist immer wieder der Satz zu lesen: "Er ist bei dem gestorben, was er am liebsten tat." Bei anderen Kommentarschreibern überwiegt dagegen die Fassungslosigkeit darüber, dass Barrio sich überhaupt einem derartigen Risiko aussetzte - sowie die Wut auf die Veranstalter, die das Festival nach dem Unfall nicht stoppten.

Ramón López, Sprecher des Extremsport-Festivals El Yelmo im andalusischen Segura de la Sierra, vermutet, dass ein plötzlicher Windumschwung das Unglück ausgelöst haben könnte. Zugleich weist er jede Verantwortung zurück: Vor Barrio hätten mehrere Sportler problemlos ihre Sprünge absolviert. Sowohl von festen Plattformen wie von motorisierten Gleitschirmen aus, der von Barrio praktizierten Unterform des Base-Jumping. Die Ermittlungen der örtlichen Polizei dauerten am Wochenende an.

Beim Base Jumping rasen die Sportler bis zum Öffnen des - einzigen verfügbaren - Fallschirms mit einer Geschwindigkeit von bis zu 180 Stundenkilometern in die Tiefe. Besonders tragisch: Barrio und drei weitere Base Jumper hatten ihren Auftritt Álvaro Bultó gewidmet, einem im vergangenen Jahr bei einem Base Jump in den Schweizer Alpen verunglückten Landsmann.

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