Dänemark:Zehntausende gedenken der Opfer von Kopenhagen

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  • Etwa 30 000 Menschen gedenken in Kopenhagen der Opfer der beiden Anschläge vom Wochenende.
  • Die Suche nach weiteren Komplizen oder Mitwissern der Angriffe dauert an. Auch das US-amerikanische FBI soll daran beteiligt sein.
  • Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, widerspricht Israels Premier Netanjahu, Juden sollten Europa verlassen.

Zehntausende gedenken der Opfer

Nach den Anschlägen in Kopenhagen haben Zehntausende Menschen in der dänischen Hauptstadt die Opfer gewürdigt und ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt. Nach Angaben der Polizei gingen etwa 30.000 Menschen am Montagabend in der Innenstadt auf die Straße, hielten Kerzen in den Händen und legten Blumen an den Tatorten nieder.

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Als Dan Uzan vor der Synagoge Schüsse hört, reagiert er und bringt die Gäste einer Familienfeier in Sicherheit. Kurz darauf trifft ihn die Kugel des Attentäters. Nun trauert Dänemark um den 37-Jährigen, der starb, als er andere schützte.

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"Heute will ich allen dänischen Juden sagen: Ihr seid nicht allein. Ein Angriff auf die Juden Dänemarks ist ein Angriff auf Dänemark - auf uns alle", rief die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt bei der Kundgebung der Menge zu. Alle Dänen wollten "frei leben in Sicherheit in einem demokratischen Land". Eine stärkere Gemeinschaft werde immer die Antwort auf den Versuch sein, "uns Angst zu machen und uns zu spalten", sagte Thorning-Schmidt.

In Kopenhagen hatte am Wochenende ein 22-Jähriger ein Kulturzentrum und eine Synagoge angegriffen und dabei zwei Menschen getötet und fünf weitere verletzt. Der Angriff auf das Kulturzentrum galt mutmaßlich dem schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks. Der Täter, Medienberichten zufolge ein palästinensischstämmiger Däne, wurde am Sonntagmorgen von der Polizei erschossen.

Obama sichert Unterstützung zu - FBI hilft bei Ermittlungen

Obama telefonierte nach Angaben des Weißen Hauses am Montag mit Thorning-Schmidt und zeigte sich solidarisch mit dem "dänischen Verbündeten". Beide Politiker seien sich in dem Gespräch über die Notwendigkeit einig gewesen, im Kampf gegen "Angriffe auf die Meinungsfreiheit und gegen antisemitische Gewalt zusammenzuarbeiten", hieß es.

Nach Angaben eines US-Vertreters hilft die Bundespolizei FBI den dänischen Behörden bei den Ermittlungen zu den Angriffen - wie genau, blieb aber unklar. Am Montag wurden bereits zwei mutmaßliche Helfer des Attentäters festgenommen, die Suche nach weiteren Komplizen oder Mitwissern dauert an.

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Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, ermunterte die Juden in Deutschland unterdessen, im Land zu bleiben. Er sehe derzeit "keinen Grund, warum Juden Deutschland verlassen sollten", sagte er der Berliner Zeitung. Die Angst vor Terroranschlägen dürfe zumindest kein Grund sein.

Ebenso wie zuvor bereits Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die dänische und die französische Regierung reagierte Schuster damit auf Aufrufe des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu, Juden sollten nach Israel auswandern.

© SZ.de/AFP/cmy - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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