Dachbodenfund von Diepholz:Mumpitz statt Mumie

Mumie aus Diepholz

Die Mumievon Diepholz ist nun doch nicht 2000 Jahre alt, sondern ein präpariertes Plastikskelett.

(Foto: Lutz Wolfgang Kettler/dpa)

Die rätselhafte Mumie aus Diepholz mitsamt Sarkophag galt der Knallpresse mal kurz als Sensation. Angeblich 2000 Jahre und so. Doch jetzt stellt sich der Dachbodenfund als plumpe Fälschung heraus.

Im August gerät die niedersächsische Kreisstadt Diepholz in die Schlagzeilen: Der zehnjährige Alexander Kettler und sein Vater Lutz Wolfgang fanden auf dem Dachboden der Oma eine Mumie. Zunächst heißt es, es handele sich um eine Leiche aus dem 20. Jahrhundert. Dann wiederum deuten erste Obduktionsergebnisse darauf hin, dass die Mumie etwa 2000 Jahre alt ist.

Doch nun das: Der vermeintliche Sensationsfund entpuppt sich als Fälschung, die Mumie ist aus Plastik - zumindest der Großteil davon. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Verden mitteilte, ist das Skelett aus Kunststoff, der Schädel hingegen echt.

Dass dies bei den früheren Computertomographie- und Röntgen-Tests nicht aufgefallen sei, liege daran, dass die Knochen mit einer metallischen Substanz präpariert worden seien, sagte der Sprecher weiter. "Dadurch sah es so aus, als ob es sich um echte Knochen handelt."

Die Staatsanwaltschaft hat bisher keine Ahnung, wer falsches Skelett und echten Schädel verbunden und dann in der Art einer 2000 Jahre alten Mumie eingewickelt hat. "Es ist bewusst so manipuliert worden, dass es ohne ein Lösen und Beschädigen der Bandagen zu einer falschen Diagnose kommen konnte", sagte der Verdener Staatsanwalt Lutz Gaebel.

Eine erste CT hatte den Eindruck einer echten Mumie zunächst gestützt. Dabei fiel auch ein kleiner Pfeil in der Augenhöhle des Schädels auf, was den Verdacht eines Verbrechens nährte. Doch nach der ersten Diagnose der Hamburger Rechtsmedizin kamen Zweifel auf. So fanden Experten des Archäologischen Instituts Berlin heraus, dass die Bandagen, mit der die angebliche Mumie eingewickelt war, aus dem 20. Jahrhundert stammten.

Als Gerichtsmediziner in Hamburg den Fund auswickelten, entdeckten sie Plastikknochen und Füllmaterial wie Papier-Küchentücher. Diese Mischung war den Angaben zufolge mit einer unbekannten Substanz besprüht, was zu einer falschen CT-Analyse geführt hatte.

Der Schädel der angeblichen Mumie sei zwar echt, aber nach ersten Erkenntnissen ein Lehrobjekt, wie es unter anderem in der medizinischen Ausbildung von Studenten eingesetzt werde. "Es hat sich gezeigt, dass an der Sache nichts Altertümliches ist." Auch das Rätsel um den im Schädel steckenden Pfeil sei gelöst. Es handle sich um einen Sport- oder Spielzeugpfeil.

Wie die schwere Holzkiste mit den Knochen auf den Dachboden in Diepholz kam, ist noch unklar. Kettler vermutet, sein Großvater könne das Skelett in den fünfziger Jahren von einer Reise aus Nordafrika mitgebracht haben.

Er zeigte sich von der erneuten Wendung in dem Fall überrascht: "Erst sollte es ein historisches Fundstück sein, dann kam der Verdacht eines Verbrechens auf. Und jetzt soll es eine billige Fälschung mit einem Karnevalsskelett und einem Kinderpfeil sein - mir fällt da eigentlich nichts mehr zu ein".

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