Cyber-Bankraub:Rucksäcke voll Geld

Cyber-Bankraub

Elvis Rafael Rodriguez (links) und Emir Yasser Yeje, zwei der mutmaßlichen Bankräuber, die allein in New York mehrere Millionen Dollar abgehoben haben.

(Foto: REUTERS)

Ein gigantischer Raub, inszeniert wie in einem Film: Innerhalb weniger Stunden sollen straff organisierte Bankräuber weltweit 45 Millionen Dollar von Konten abgeräumt haben. Die Ermittler sprechen von einem "virtuellen, kriminellen Flash-Mob", der mit "chirurgischer Präzision" vorgegangen sei.

Ein Mann stopft seinen Rucksack am Bankautomat mit Geldscheinen voll, immer schwerer wird die Tasche. Jeder, der Krimis kennt, ahnt: Das Konto, das der Mann da gerade auf der Videoaufnahme der Überwachungskamera räubert, ist höchstwahrscheinlich nicht sein eigenes. Die Geschichte der Beute lässt sich leicht weiterspinnen. Das Geld wird auf Komplizen verteilt, mit berauschtem Grinsen posieren sie mit Geldbündeln auf einem Foto, Limousinen und Rolex-Uhren werden gekauft, das Geld reingewaschen.

Es hört sich an wie Hollywood, doch diesmal ist es die Realität, die das Drehbuch liefert: Innerhalb weniger Stunden sollen straff organisierte Bankräuber weltweit 45 Millionen Dollar von Konten abgeräumt haben. Die New Yorker Staatsanwältin Loretta Lynch bezeichnete die Gruppe als "virtuellen, kriminellen Flash-Mob". Und sie klingt auch ein wenig fasziniert, wenn sie sagt, die Organisation sei mit "chirurgischer Präzision" vorgegangen.

Die Operation lief nach Erkenntnissen der New Yorker Ermittler so: Computerspezialisten der Gruppe hackten sich in das System globaler Finanzinstitute und klauten die Daten von Prepaid-Kreditkarten. Auf diese Karten buchen Kunden einen bestimmten Betrag. Dieses Limit erweiterten die Hacker, um später mehr abheben zu können. Daraufhin erstellten sie neue Zugangscodes für die Konten und übermittelten sie an ihre Komplizen. Die luden sie auf Blanko-Karten wie etwa alte Hotelkarten oder abgelaufene Kreditkarten mit Magnetstreifen.

Erst fünf, dann 40 Millionen Dollar

Mit dieser Methode schlugen die Räuber zuerst am 22. Dezember zu. Sie hackten dabei das Computersystem, das für die Rakabank in den Vereinigten Arabischen Emiraten Transaktionen von Kreditkarten des Unternehmens Mastercard ausführt. In mehr als 4500 Transaktionen erbeutete die Organisation etwa fünf Millionen Dollar, erklären die Ermittler. Allein in New York City hätte sie innerhalb von knapp zweieinhalb Stunden an 140 Automaten 400.000 Dollar abgehoben.

Am 19. Februar 2013 klauten sie auf bewährte Weise Kreditkartendaten von Kunden der Bank of Muscat in Oman. Auch diesmal waren Daten von Mastercard-Kunden betroffen. Die Gruppe hob in 24 Ländern innerhalb von zehn Stunden etwa 40 Millionen Dollar ab, 2,4 Millionen davon allein in New York. Die anderen Bankautomaten befanden sich in Japan, Russland, Rumänien, Ägypten, Kolumbien, Großbritannien, Sri Lanka, Kanada und weiteren Ländern, schreibt die LA Times. Den Schaden hatten die jeweiligen Banken.

Auf die Spur der mutmaßlichen Täter kamen die New Yorker Ermittler über die Aufzeichnungen von Überwachungskameras, sieben Männer befinden sich in Gewahrsam. So ausgeklügelt ihre Methode, so filmreif scheinen auch die mutmaßlichen Protagonisten der Organisation. Ihr Kopf soll der Amerikaner Alberto Yusi Lajud-Pena sein, gerade mal 23 Jahre alt. Er soll im vergangenen Monat in der Dominikanischen Repbulik ermordet worden sein. Als die ersten Ermittlungen liefen, soll er aus den USA geflohen sein.

Unter Verdacht stehen auch Elvis Rafael Rodriguez und Emir Yasser Yeje. Die Ermittler fanden bei ihnen Handyfotos: Darauf zeigen sie in bester Gangstermanier auf Geldbündel und eine Rolex-Uhr. Sie werden beschuldigt, Hunderttausende Dollar über ein Konto in Miami gewaschen zu haben. Einen Mercedes und ein Porsche im Wert von 250.000 Dollar waren auch dabei.

Am Ende, so meinte Robert D. Rodiguez, Spezialagent des Secret Service, ist der Bankraub doch ziemlich ordinär: Er sei eben ein Verbrechen, das so alt sei wie das Geld: Böse Jungs finden die Schwachstelle in einem System und nützen es für sich.

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