Cranach-Venus auf Londoner Plakaten:Die Nackte in der U-Bahn

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Zu heiß fürs 21. Jahrhundert: Die nackte "Venus" des deutschen Malers Cranach ist von der Prüfstelle der Londoner U-Bahn zunächst zensiert worden - jetzt folgt eine Entschuldigung.

Die "Venus" des deutschen Renaissance-Malers Lucas Cranach des Älteren wird nun doch auf Plakaten in den Londoner U-Bahnhöfen zu sehen sein.

Zu verstörend für die Londoner U-Bahn im 21. Jahrhundert: Die "Venus", ein Ölgemälde des Malers Lucas Cranach aus dem Jahr 1532. (Foto: Foto: dpa)

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins Spiegel entschuldigte sich die Prüfstelle der Verkehrsbetriebe der britischen Hauptstadt für ihr ursprünglich ausgesprochenes Verbot wegen zu viel nackter Haut: "Unsere Agentur sichtet Tausende von Werbeplakaten jedes Jahr, wir können nicht jedes Mal richtig liegen."

Ursprünglich hatte die Prüfstelle das Plakat, das für eine Ausstellung in der angesehenen Royal Academy wirbt, verboten und darauf verwiesen, dass die römische Göttin auf dem Gemälde aus dem Jahr 1532 außer einem Lächeln und einem durchsichtigem Schleier nichts trägt. Dies könne zur "Verstörung" der Fahrgäste führen.

Das Verbot war mit einer Richtlinie begründet worden, die Werbung untersagt, die "nackte oder halbnackte Körper in einem offensichtlich sexuellen Kontext" zeigt. Im Zusammenhang mit der Ausstellung sei es richtig, das Bild zuzulassen, räumte ein Sprecher der Verkehrsbetriebe nun ein.

Die Zensur hatte in der Londoner Kunstszene und bei der Royal Academy selbst für Empörung gesorgt. Kritiker hatten die Entscheidung "vollkommen meschugge" genannt.

Wäre das Verbot aufrecht erhalten worden, hätte sich Cranach in bizarrer Gesellschaft befunden: Zuletzt hatte die Prüfstelle den Angaben zufolge ein Plakat eines britischen Sexspielzeugherstellers abgelehnt - darauf wurde für einen Vibrator der Marke "Zügelloses Karnickel" geworben.

Das Poster wirbt für eine große Cranach-Ausstellung in der renommierten Royal Academy of Arts, die vom 8. März bis 8. Juni öffnet und Leihgaben aus dem Städel Museum in Frankfurt am Main zeigt. Das abgebildete Venus-Ölgemälde stammt aus dem Jahr 1532 und kommt aus dem Frankfurter Museum.

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