Indien:Minirock bringt "Gottfrau" in Bedrängnis

Self-styled Godwoman questioned in dowry harassment case

Heilige Sünderin: die Inderin Radhe Maa.

(Foto: dpa)
  • Die als wiedergeborene Gottheit verehrte Radhe Maa schart viele Anhänger um sich, darunter Reiche und Prominente.
  • Nun hat ein Hacker Fotos veröffentlicht, die Maa im Minirock zeigen.
  • Maa hatte zuletzt Ärger mit der Polizei; Kritiker halten sie für eine Scharlatanin.

Von Arne Perras

Radhe Maa gilt ihren Anhängern als "Gottfrau", sie glauben, dass sie übernatürliche Kräfte besitzt und Wunder vollbringen kann. Ihre Farbe ist das Rot. Bei Auftritten trägt sie prächtige Saris, behängt sich mit Gold und Diamanten und auf ihrer Stirn funkelt ein großer Stein, Tikka genannt. Gerne zeigt sie sich in einem Meer von Blumen. Ihre Verehrer huldigen ihr als Wiedergeburt der Hindu-Gottheit Durga, die in der indischen Mythologie als furchtlose Töterin des Büffeldämons in Erscheinung tritt.

Respekt und Bewunderung schienen Radhe Maa sicher zu sein. Doch dann attackierte ein unbekannter Hacker ihre Website und brachte Fotos in Umlauf, die Indiens Netzgemeinde in Aufruhr versetzten: Da war die sonst so heilig anmutende Radhe Maa plötzlich in rotem Minirock und roten Stiefeln zu sehen.

Konservative wittern Sittenverfall

Zwar bemühte sich ein Gehilfe um Schadensbegrenzung: Die Kleidung sei ein Geschenk von Fans aus dem Westen; um deren Gefühle nicht zu verletzen, müsse Radhe Maa das manchmal tragen. Doch die Empörung war nicht mehr aufzuhalten. So viel Beinfreiheit gilt vielen als obszöner Exzess.

Dass ausgerechnet eine Heilige diesen Bruch vollzieht, betrachten konservative Inder als Verrat an der eigenen Kultur. In dem Unmut spiegeln sich starke Abwehrreflexe gegen Einflüsse von außen, die als dekadent gelten.

Viele Inder sehen in dem Mini-Outfit ein untrügliches Zeugnis westlichen Sittenverfalls. Einige beklagen, sie fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt: "Sie hat Göttin Durga beleidigt, indem sie westliche Kleider trug", wetterte eine Frau in Mumbai und wollte schon vor Gericht ziehen.

Polizei ermittelt wegen Nötigung

Bereits zuvor hatte sich die Frau in Rot in größere Scherereien verstrickt. Die Polizei untersucht Vorwürfe der Nötigung. Radhe Maa soll einen Bekannten dazu angestachelt haben, von dessen Frau ein höheres Brautgeld zu erpressen. Eine bekannte Schauspielerin fühlt sich von ihr bedroht. Wegen der Ermittlungen wurde Maa nun von religiösen Festlichkeiten vorläufig ausgeschlossen.

Manche fragen sich, ob Indien gerade eine Scharlatanin entlarvt. Das wiederum erbost Maas Anhänger, die hoffen, irgendwann die Hand der Heiligen küssen zu dürfen, um so göttliche Segnungen zu erfahren. Bei Versammlungen lockt die spirituelle Führerin Hunderte an, schart Reiche und Prominente um sich. Es heißt, sie tanze mit ihnen und lasse sich auch schon mal durch die Menge tragen.

Maas Aufstieg zur schillernden Göttin

Die Frau mit der göttlichen Aura stammt aus bescheidenen Verhältnissen, sie kam 1965 im Punjab zur Welt und wuchs unter dem Namen Sukhwinder Kaur auf. Ihre Mutter verlor sie schon früh. Sie heiratete mit 18 Jahren einen Süßigkeiten-Verkäufer und besserte als Näherin das magere Einkommen der Familie auf.

Als ihr Mann als Arbeiter ins Ausland zog und Frau und Kinder zurückließ, sah es zunächst bitter für sie aus. Doch dann soll ein Guru ihre Kräfte entdeckt haben. Und so begann ihr Aufstieg zur schillernden spirituellen Führerin.

Jetzt kämpft sie um ihren Ruf. Reporter interessieren sich nicht nur für den göttlichen Segen, sondern auch für diverse Limousinen, die ihr gehören sollen. Sie aber gibt sich bescheiden: "Ich habe nie jemanden um Luxus oder Helikopter gebeten."

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