Coburg:Schüler schießt Lehrerin an und tötet sich selbst

Ein 16-Jähriger hat an einer Realschule im nordbayerischen Coburg eine Lehrerin angeschossen und sich anschließend selbst getötet.

Der 16 Jahre alte Florian K. habe offenbar niemanden ermorden wollen, sondern womöglich in einer Kurzschlussreaktion gehandelt, sagte Polizeisprecher Bernhard Schmitt. Die von K. angeschossene 52 Jahre alte Lehrerin wurde nur leicht am Oberschenkel getroffen.

Sie konnte nach einer kurzen Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen werden. Die Frau hatte versucht, den Jungen von weiteren Schüssen abzuhalten.

Nach Schmitts Angaben brachte der als unauffällig geltende Schüler am Mittwochmorgen zwei Waffen mit in die Realschule II an der Thüringer Straße in Coburg.

Während des Deutschunterrichts in der ersten Stunde habe er unbemerkt von seiner an der Tafel schreibenden Lehrerin kurz vor 9 Uhr eine Pistole vom Typ Walther PPK gezogen und damit geschossen. Dabei sei aber niemand getroffen worden.

Seine Lehrerin habe nach dem Schuss die Klasse zur Flucht aus dem Raum aufgefordert. Einige Schüler seien in Panik aus den Fenstern des im 1. Stock gelegenen Klassenraums gesprungen, wobei niemand verletzt worden sei.

Bei der Flucht über den Flur habe sich ein Mädchen leicht verletzt, drei weitere Mädchen mussten laut Schmitt wegen Schocks behandelt werden.

Eine in einem Nebenraum mit der Korrektur von Schülerarbeiten beschäftigte 52-jährige Pädagogin, eine Lehrerin mit psychologischer Zusatzausbildung, sei nach dem Schuss in den Klassenraum gegangen.

Dort habe K. mit einem Mitschüler gesessen, den er zum Bleiben gezwungen hatte. Die Lehrerin habe versucht, auf K. einzureden und diesen von weiteren Schüssen abzuhalten.

"Bei diesem Wortgefecht hat sich dann ein Schuss gelöst. Ob dies Absicht war oder im Gerangel geschah, ist noch unklar," sagte Schmitt. Nach dem Schuss sei die Lehrerin aus dem Raum geflohen.

K. habe daraufhin einen Colt aus seiner Tasche gezogen und sich vor den Augen seines Mitschülers das Leben genommen, sagte Schmitt.

Laut Schmitt ist der Großvater des Jungen Waffensachverständiger der Stadt Coburg und war zumindest früher auch im Schützenverein. Die Waffen, die K. benutzte, stammen laut Polizei von seinem Vater.

Nach der Schießerei wurde der Unterricht an der Realschule abgebrochen. Die Schule wird von insgesamt 760 Jungen und Mädchen besucht.

Florian K. galt als ruhig und nicht aggressiv. Wie die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier in Coburg berichtete, war der Junge kein Einzelgänger und hätte das Klasseziel erreicht.

Ob die Tat geplant war, lasse sich noch nicht sagen, auch nicht, ob der Junge seine Klassenlehrerin töten wollte. Die Frau habe ein Mal zwei Meter vor ihm gestanden, er hätte sie töten können, habe es aber nicht getan, sagte Hohlmeier.

Das Motiv des Jungen liege noch im Dunkeln. Aber es habe wahrscheinlich in jüngster Vergangenheit "Veränderungen in seinem Umfeld gegeben", berichtete die Ministerin. Details seien noch nicht klar.

Auch hätten sich die Noten des Schülers in der letzten Zeit verschlechtert. Im Mai seien seine Eltern deshalb zu einem Gespräch in die Schule geladen worden.

(sueddeutsche.de/AFP/AP)

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