"Club des Chefs des Chefs":Die Köche der Herrschenden

Sie würzen der deutschen Kanzlerin oder Queen Elizabeth die Suppe - der elitärste Köche-Club der Welt gibt beim Treffen in Kairo Einblicke in die Essgewohnheiten von Königen und Staatschefs.

Die exklusivste Küchenchef-Vereinigung der Welt trifft sich in diesem Jahr in Ägypten - ausgerechnet in dem Land, dessen Küche in der arabischen Welt nicht sonderlich berühmt ist.

Doch die schon von Berufs wegen höflichen Mitglieder des "Clubs des Chefs des Chefs", in den nur aufgenommen wird, wer für einen Staatschef und Monarchen kocht, äußerten sich bei einer Pressekonferenz in Kairo am Dienstagabend zumindest lobend über die ägyptische Gastfreundschaft und gaben einen kleinen Einblick in die Essgewohnheiten und kulinarischen Vorlieben ihrer Arbeitgeber.

So ließ sich beispielsweise die dänische Königin Margrethe II. viele Jahre lang von einem Japaner bekochen. Dieser durfte an dem Treffen der Top-Köche in Ägypten noch teilnehmen, obwohl er vor einigen Wochen seinen Dienst quittiert hatte.

Verfall der Esskultur im Königshaus

Takashi Kondo hatte dies mit dem angeblichen Verfall der Esskultur in der Königsfamilie begründet. "Da Küchenchef Kondo gerade erst gekündigt hatte, nimmt er an diesem Treffen noch teil, im nächsten Jahr kann er aber nicht mehr dabei sein", erklärte Club-Chef Gilles Bragard.

Der französische Präsident Jacques Chirac ist seinerseits als experimentierfreudig bekannt. Denn er verspeiste einst im Bundeskanzleramt mit Gerhard Schröder nicht nur tapfer deutsches Eisbein mit Sauerkraut, sondern lässt sich nach Auskunft seines Chefkochs Bernard Vaussion auch gern chinesische Speisen vorsetzen.

Von den insgesamt 40 Mitgliedern des elitären Koch-Clubs erschienen 18 in Ägypten, darunter eine Frau. Tendenz steigend, versicherte Küchenbekleidungshersteller Bragard, der den Club 1977 gegründet hatte.

Die Köchin des mächtigsten Mannes der Welt

Inzwischen zählt der "Club des Chefs des Chefs" vier weibliche Mitglieder, wovon eines für den mächtigsten Mann der Welt kocht. Denn seit kurzem schwingt in der Küche des Weißen Hauses eine Frau den Kochlöffel.

Dass ihr fünftägiger kulinarischer Ägypten-Aufenthalt nicht nur dem professionellen Gedankenaustausch dient, ließ sich an der hervorragenden Laune der Köche ablesen. "Wir dürfen leider die Lieblingsgerichte unserer Chefs nicht verraten, sonst bekommen die bei ihren Staatsbesuchen überall immer das Gleiche vorgesetzt", scherzte der Küchenchef des südafrikanischen Präsidenten, Hilton Little.

Und dass die sonst immer in ein strenges Protokoll eingebundenen Köche ihr Treffen, das jedes Mal in einem anderen Land stattfindet, auch als Urlaub verstehen, stellte der "Royal Chef" aus dem Buckingham Palast unter Beweis: Zum Pressetermin erschien der Küchenchef von Königin Elizabeth II., Mark Flanagan, mit Kochmütze und schwarzen Halbschuhen, bester Laune, aber ohne Socken.

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