Entführungen in Cleveland:Castro-Brüder fürchten um ihren Ruf

Als drei junge Frauen aus einem Wohnhaus in Cleveland befreit wurden, verdächtigte die Polizei zunächst drei Brüder. Medien in aller Welt zeigten Bilder der Männer - obwohl Pedro und Onil Castro bereits nach kurzer Zeit wieder freigelassen wurden. Jetzt sind die Brüder des Entführers Ariel Castro um ihre Reputation besorgt.

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Entführers und Peinigers dreier Frauen in Cleveland sehen sich dessen Brüder öffentlichen gebrandmarkt. Sie fürchten, dass bei Freunden und Bekannten der Verdacht bleiben werde, sie hätten etwas mit der Tat zu tun gehabt, sagten Onil und Pedro Castro in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN.

Von den Taten, die ihrem Bruder vorgeworfen werden, hätten sie nichts mitbekommen. "Wenn ich gewusst hätte, dass mein Bruder so etwas macht, ich hätte innerhalb einer Minute die Polizei gerufen", sagte Pedro Castro. "Er ist ein Monster und soll im Gefängnis verrotten", fügte Onil hinzu.

Ariel Castro soll drei junge Frauen entführt und mehr als zehn Jahre lang in seinem Haus in Cleveland im Bundesstaat Ohio gefangengehalten und gequält haben. In der vergangenen Woche war eine der Frauen mit der Hilfe eines aufmerksamen Nachbarn geflohen und hatte die Polizei alarmiert. Die Beamten befreiten auch die beiden anderen Gefangenen.

Zwei Kinder des mutmaßlichen Entführers hatten nach der Festnahme ihres Vaters ebenfalls ausgesagt, nichts von dem Doppelleben ihres Vaters mitbekommen zu haben. Im Nachhinein werde ihr vieles klar, sagte Ariel Castros Tochter Angie Gregg in einem Interview. Warum er immer so spät an die Haustür gekommen sei, wenn sie geklingelt habe. Warum der Keller immer abgesperrt gewesen sei und ständig laute Musik gespielt habe. Für sie sei er gestorben, fügte Gregg hinzu. Auch der Sohn Ariel Castros gab an, nichts von dem Vergehen seines Vaters geahnt zu haben - er hatte im Jahr 2004 sogar einen Bericht über einen der Entführungsfälle verfasst.

Nach Castros Festnahme wurden zunächst auch seine Brüder als Verdächtige festgenommen, Medien verbreiteten Bilder der drei Männer in Sträflingskleidung. Onil und Pedro Castro konnten wenig später entlastet werden und kamen auf freien Fuß. Die Brüder und ihre Mutter versteckten sich seitdem an einem geheimen Ort, nachdem ihr Haus mehrfach attackiert worden sei und sie Todesdrohungen in Internet erhalten hätten, sagten die Brüder dem Nachrichtensender CNN. Sie seien glücklich, dass die Frauen endlich frei und sicher seien, fühlten sich selbst aber von den Medien gejagt.

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