Cholera in Haiti:Gewalt gegen Blauhelme

Die Unruhen in Haiti greifen jetzt auf die Hauptstadt Port-au-Prince über. Hunderte Demonstranten bewarfen UN-Soldaten mit Steinen. Die aufgebrachte Menge beschuldigt die Blauhelm-Truppen, die Cholera in das Land eingeschleppt zu haben.

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und UN-Blauhelmsoldaten wegen des Ausbruchs der Cholera in Haiti haben die Hauptstadt Port-au-Prince erfasst. Bei einem Massenprotest in der Nähe des Präsidentensitzes errichteten Hunderte junge Demonstranten Barrikaden und griffen eine Gruppe von etwa zehn Blauhelmen mit Steinen an.

Cholera in Haiti: Wütende Menge in Cap-Haïtien: Die Demonstranten werfen den UN-Soldaten vor, die Cholera eingeschleppt zu haben.

Wütende Menge in Cap-Haïtien: Die Demonstranten werfen den UN-Soldaten vor, die Cholera eingeschleppt zu haben.

(Foto: AP)

Die UN-Soldaten befanden sich auf der Ladefläche eines offenen Kleintransporters, von der einer von ihnen bei dem Angriff herabstürzte. Die Demonstranten versuchten auch, den UN-Sitz in der Hauptstadt zu stürmen. In Sprechchören forderten sie die Blauhelme auf, das Land zu verlassen.

Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge auseinanderzutreiben. Die Demonstranten beschuldigen UN-Soldaten, die Cholera eingeschleppt zu haben. Die Vereinten Nationen, deren Friedenstruppen nach dem verheerenden Erdbeben vom Anfang des Jahres die Sicherheit in dem Land gewährleisten sollen, bestreiten die Vorwürfe.

In der zweitgrößten Stadt des Landes, in Cap-Haïtien, kommt es seit zwei Tagen zu Ausschreitungen, die sich gegen die UN richten. Dabei kamen bislang mindestens zwei Menschen ums Leben.

Offiziellen Angaben zufolge starben in Haiti seit Ende Oktober mehr als 1100 Menschen an der Cholera. Mehr als 18.000 Menschen infizierten sich mit der Krankheit. Nach den Worten des Regionalbeauftragten der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation, Ciro Ugarte, könnten sich in den kommenden sechs bis zwölf Monaten weitere 200.000 Menschen mit der Cholera infizieren. Bleibe es bei der derzeitigen Sterberate, könnten weitere 10.000 Menschen sterben.

Hilfsorganisationen kritisierten, dass die Krawalle und Proteste im Land die Eindämmung der Cholera behinderten. "Die Gewalt verzögert unseren Kampf gegen die Cholera in Cap-Haïtien", erklärte die Sprecherin der Hilfsorganisation Oxfam, Julie Jindall. Da Straßen von Demonstranten blockiert würden, könnten die Helfer dringend benötigte Güter nicht zu den Bedürftigen bringen. Nach UN-Angaben wurde ein Lager mit Hilfsgütern geplündert und in Brand gesetzt.

Unterdessen wächst die Angst vor einem Übergreifen der Cholera auf andere Länder. Im US-Bundesstaat Florida wurde ein Krankheitsfall bestätigt. Eine Frau sei nach ihrer Rückkehr aus Haiti positiv auf Cholera getestet worden, teilten die Behörden mit. Sie sei behandelt worden, es gehe ihr gut. Auch aus der an Haiti grenzenden Dominikanischen Republik ist bereits ein erster Cholera-Fall gemeldet worden. Die Regierung beschloss daraufhin, die Gesundheitskontrollen entlang der Grenze zu Haiti weiter zu verschärfen.

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