China: Urteile im Milchpulver-Skandal:Gericht verhängt Todesstrafe

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Drakonische Strafen im Milchpulver-Skandal: Im Prozess um vergiftete Babynahrung hat ein Gericht bereits zwei Männer zum Tode verurteilt.

Drei Todesurteile und hohe Haftstrafen: Im Skandal um verseuchtes Milchpulver in China hat das Gericht am Donnerstag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zunächst gegen drei Männer die Todesstrafe verhängt. Die gegen einen dritten Angeklagten verhängte Todesstrafe wurde in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Die Chefin des verwickelten Milchunternehmens Sanlu, Tian Wenhu wurde zu lebenslanger Haft verurteilt - genau wie zwei weitere Angeklagte, berichtet der Sender CNN.

Angeklagte im Fall um das verseuchte Milchpulver: Gegen drei Männer hat das Gericht bereits ein Todesurteil verhängt. (Foto: Foto: AP)

Das erste Todesurteil fiel gegen den Angeklagten Zhang Yujun. Das Gericht in Shijiazhuang in der nördlichen Provinz Hebei sah es als erwiesen an, dass er verseuchte Milch herstellte und verkaufte, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Ihm wurde angelastet, aus Profitgier mit der Industriechemikalie Melamin sogenanntes "Proteinpuder" produziert und verkauft zu haben. Damit wurde das Milchpulver versetzt, um einen höheren Eiweißgehalt vorzutäuschen.

Es sind die ersten Urteile in Chinas Milchpulver-Skandal. Medienberichten zufolge sollten an diesem Donnerstag die Strafen gegen alle insgesamt 21 Angeklagten verhängt werden.

An verseuchtem Milchpulver waren im vergangenen Jahr sechs Neugeborene in China gestorben, 296.000 Kleinkinder erkrankten. Rund zwei Dutzend Milchunternehmen sind in den lange vertuschten Skandal verwickelt.

Unter den Angeklagten ist auch die frühere Chefin des chinesischen Milchunternehmens Sanlu. Die 66-jährige Tian Wenhua hatte sich Anfang Januar schuldig bekannt. Ihr sowie drei Managern des Unternehmens drohen Strafen zwischen 15 Jahren und lebenslanger Haft. Die Managerin hatte sich wegen "Herstellung und Verkaufs gefälschter oder qualitativ unzureichender Waren" für schuldig erklärt. Ferner stehen 17 Angeklagte vor Gericht, die Milch mit der Industriechemikalie Melamin gepanscht und verkauft hatten.

Langjährige Haftstrafen erhielten nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN zwei weitere Manager des Unternehmens: Wang Yuliang muss für 15 Jahre in Haft, Hang Zhiqi für acht.

Vor dem Gerichtsgebäude in der südlich von Peking gelegenen Industriestadt Shijiazhuang harrten mehrere Familien von Opfern aus, die die Bestrafung der Schuldigen forderten. Es herrschten strenge Sicherheitsvorkehrungen. Die Polizei riegelte die Umgebung vor dem Gebäude ab.

Auf Seite 2: Das Leid der Eltern der Melamin-Opfer

Der lange vertuschte Skandal war erst im September aufgeflogen, als zahlreiche Säuglinge mit Nierenleiden in die Krankenhäuser gebracht wurden. Verantwortliche hatten allerdings schon länger gewusst, dass mit der gefährlichen Chemikalie künstlich der Proteingehalt und damit die Qualität der Milch aufgebessert worden war. Auch andere Hersteller von Milchpulver sind in den Skandal verwickelt.

Unterdessen haben die Unternehmen den Eltern der erkrankten Kinder Entschädigungen angeboten und sich entschuldigt. Die Prozesse und die Ankündigung des Entschädigungspakets deuten darauf hin, dass die chinesischen Behörden möglichst rasch einen Schlussstrich unter den Skandal ziehen wollen, der massive Probleme bei der Lebensmittelsicherheit in China ans Licht gebracht hat.

Erst vor kurzem haben Eltern von Melamin-Opfern öffentlich um Hilfe gebeten. Nach wie vor seien die Langzeitfolgen des Melamin-Konsums auf die Gesundheit nicht erforscht. Zudem würden die angebotenen Entschädigungen kaum ausreichen, um die Auslagen für die medizinische Behandlung zu decken: So sollen Familien, deren Kind gestorben ist, 200.000 Yuan (21.000 Euro) erhalten. Angehörige von Kindern, die wegen Nierensteinen schwer krank waren, sollten 30.000 Yuan (3.100 Euro) bekommen. Weniger schwere Fälle sollten nur mit 2.000 Yuan (210 Euro) entschädigt werden.

Mehr als 200 Eltern haben inzwischen eine Klage beim Obersten Gericht in Peking eingereicht. Ihnen geht es vor allem um klare Regelungen, wie die Familien für die künftige Behandlung der Nierenleiden ihrer Kinder bezahlen können. Ob das Gericht den Fall annimmt, ist offen. Ein Mitarbeiter der Anwälte sagte, es werde erst nach dem chinesischen Neujahrsfest im Februar mit einer Antwort gerechnet.

© dpa/AFP/hai/bosw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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