China:Nach Schiffsunglück auf dem Jangtse erst 14 Personen gerettet

China: Rettungskräfte helfen einem Überlebenden, der aus dem Inneren des gekenterten Schiffs gerettet wurde.

Rettungskräfte helfen einem Überlebenden, der aus dem Inneren des gekenterten Schiffs gerettet wurde.

(Foto: AP)
  • Tausende Helfer sind vor Ort, doch die Bergung des im chinesischen Jangtse-Fluss gekenterten Touristenschiffes geht nur schleppend voran.
  • 456 Personen sollen sich den jüngsten offiziellen Angaben zufolge an Bord befunden haben, doch bislang wurden lediglich 14 Überlebende gerettet und 18 Leichen geborgen.
  • Mit Hilfe von zwei Bergungsschiffen soll das Wrack angehoben werden, um die Rettungsarbeiten zu erleichtern.
  • Es ist unklar, ob weitere Personen im Inneren des gekenterten Schiffes überleben konnten.

Bislang erst 14 Überlebende und 18 Leichen gefunden

Nach dem verheerenden Schiffsunglück auf dem Fluss Jangtse in Zentralchina wird an diesem Mittwoch weiter nach mehr als 400 Vermissten gesucht. Es könnte Chinas "schlimmste Schiffskatastrophe in fast sieben Jahrzehnten" sein, wie Staatsmedien berichteten. Premier Li Keqiang verneigte sich am Morgen in Trauer vor zwei mit weißen Tüchern zugedeckten Leichen auf einem Schiffsdeck.

Trotz einer massiven Bergungsaktion unter Leitung von Regierungschef Li Keqiang wurden bis Mittwochmorgen nur 14 Überlebende gerettet und erst 18 Leichen geborgen, wie das Staatsfernsehen berichtete. Zu den wenigen Überlebenden gehören eine 65 Jahre alte Frau und ein 21 Jahre alter Mann, die in Luftblasen überlebten und von Tauchern mit Hilfe von Atemgeräten aus dem Wasser gerettet werden konnten.

Am zweiten Tag nach der Katastrophe nehmen die Chancen, noch Überlebende zu finden, weiter ab. Mehr als 4600 Helfer sind im Einsatz, darunter mehr als 200 Taucher.

Ein Bergungsschiff mit einem Kran traf über Nacht am Unfallort bei Jianli in der Provinz Hubei ein. Ein weiteres wird im Laufe des Tages erwartet. Beide sollen das Schiffswrack anheben, um die Bergungsarbeiten zu erleichtern. Mehr als 100 Schiffe suchten im Jangtse-Strom nach Opfern.

Um den Wasserpegel für die Bergungsarbeiten zu verringern, wurde der Abfluss des Drei-Schluchten-Dammes weiter flussaufwärts gedrosselt. Schlechtes Wetter und die komplizierte Baustruktur des Schiffes erschweren die Bergung.

Viele offene Fragen zum Unfall

An Bord des Touristenschiffes, das am Montagabend in stürmischem Wetter sank, waren nach jüngsten offiziellen Angaben 456 Menschen, darunter 405 Touristen - meist ältere Leute. Außerdem waren fünf Reiseführer und 46 Besatzungsmitglieder auf dem "Stern des Orients" genannten Schiff.

Der Kapitän und Chefingenieur überlebten und sind in Gewahrsam der Polizei. Beide beschrieben einen Tornado, der das Schiff in Schieflage und in "ein bis zwei Minuten" zum Kentern gebracht habe. Das Wetteramt bestätigte, dass es zu der Zeit in dem Gebiet einen Tornado über 15 bis 20 Minuten gegeben habe.

Gegen den Kapitän wurden bisher keine Vorwürfe erhoben, doch sind rund um den Unfall noch viele Fragen offen. Die Ermittlungen laufen. Unklar ist, warum das Schiff trotz des schlechten Wetters weitergefahren ist. So hatte ein anderes Schiff, das zur gleichen Zeit den Hafen verlassen hatte, angesichts des Sturmes seine Fahrt bei Chibi gestoppt, wie die Hongkonger Zeitung South China Morning Post berichtete. Auch hätten Satellitenaufnahmen gezeigt, dass das Unglücksschiff um 21.20 Uhr plötzlich eine scharfe Wendung gemacht habe, bevor es zehn Minuten später gesunken sei.

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