China:"Möglicherweise der Anfang eines neuen großen Sars-Ausbruchs"

Peking hat die Erkrankung eines Patienten an der Lungenkrankheit bestätigt. Es ist der erste nachgewiesene Fall der Krankheit seit dem Ende der Seuche im vergangenen Jahr mit 774 Toten. Die Behörden vermuten eine Übertragung des Virus durch so genannte Zibetkatzen, von denen nun 10.000 getötet werden sollen.

Erstmals seit dem Ende der Sars-Krise im Sommer ist wieder eine Erkrankung mit der lebensgefährlichen Lungenkrankheit offiziell bestätigt worden. Das chinesische Gesundheitsministerium in Peking stufte die Erkrankung eines 32-jährigen Patienten in Kanton am Montag vom Verdachtsfall zu einem bestätigten Sars-Fall hoch.

In dem täglichen Sars-Bericht hieß es, wiederholte Test der Gesundheitsbehörden in der Provinz Guangdong und in Peking sowie die Untersuchungen durch zwei Labore in Hongkong, die in das Netz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingebunden sind, hätten dies ergeben.

Von den 81 Kontaktpersonen des Patienten seien noch 25 unter medizinischer Beobachtung, hätten aber keine Symptome des Schweren Akuten Atemwegssyndroms gezeigt.

Aus Angst vor einem neuen Ausbruch der Lungenkrankheit Sars haben Gesundheitsbehörden in China am Montag die Tötung von schätzungsweise 10 000 wilden Schleichkatzen angeordnet. Zusätzlich wurden nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua alle Wildtiermärkte in der Südprovinz Guangdong geschlossen.

Zusammenhang mit Schleichkatze

Die Vorbeugungsmaßnahme gegen die lebensgefährliche Krankheit folgte auf Enthüllungen von Wissenschaftlern, dass der Sars-Verdachtsfall in Kanton möglicherweise auf die Larvenroller genannte Schleichkatze zurückgeht, die in Südchina gerne als Delikatesse verspeist wird.

Die Wissenschaftler aus Hongkong und Guangdong haben den Sars-Verdacht bei dem 32-jährigen Patienten in Kanton nach eigenen Angaben bestätigt. Doch sprach das Gesundheitsministerium in Peking, das allein die offizielle Einstufung vornehmen kann, unverändert von einem "Verdachtsfall".

Das Team von Experten der Gesundheitsämter der Provinz sowie von Kanton und Shenzhen und der Hongkong Universität berichtete, Gentests von Proben zeigten "auffällige Ähnlichkeiten" mit dem Coronavirus, der in dem Larvenroller gefunden worden sei.

Damit wurde der Verdacht bestärkt, dass hinter der Krankheit ein Virus steckt, das von wilden Tieren auf den Menschen übertragen worden ist.

"Es besteht die Möglichkeit, dass dies der Anfang eines neuen großen Ausbruchs wie im vergangenen Jahr ist", sagte K.Y. Yuen von der Hongkong Universität, einer der ersten Wissenschaftler, die den Virus isoliert hatten.

Der Vizedirektor des Gesundheitsamtes in Kanton, Feng Liuxiang, verkündete die Schließung der Märkte und die Tötung der Larvenroller, die im Westen häufig fälschlicherweise als Zibetkatze bezeichnet werden.

Auch die Einfuhr dieser Tiere aus anderen Provinzen wurde verboten. Solche Wildtiere werden in China meist in großen Zuchtbatterien aufgezogen. Ihr Verkauf war auf dem Höhepunkt der Sars-Krise im April verboten worden. Das Verbot wurde aber trotz Kritik von Wissenschaftlern im August wieder aufgehoben.

Das Gesundheitsamt von Kanton berichtete von einem weiteren Krankheitsfall mit Fieber und Lungenentzündung, widersprach aber "Gerüchten", dass es einen neuen Sars-Verdacht gebe.

Ehepaar auf den Philippinen in Quarantäne

Auf den Philippinen sind unterdessen eine 41-jährige Haushaltshilfe aus Hongkong und ihr Ehemann unter Sars-Verdacht in Quarantäne genommen worden, wie das Gesundheitsministerium in Manila berichtete.

Die Frau sei am 20. Dezember aus Hongkong gekommen und habe am Neujahrstag Fieber entwickelt. Worauf der Sars-Verdacht gründet, blieb unklar, da es in der an Guangdong grenzenden chinesischen Sonderverwaltungsregion keinen Verdachtsfall gibt.

Während des Sars-Ausbruchs im vergangenen Jahr waren weltweit mehr als 8000 Menschen erkrankt, 774 kamen ums Leben. Besonders schwer waren China und Hongkong betroffen.

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