Cannes:Schlechter bezahlt in High Heels

Die weibliche Hollywood-Prominenz nutzt das Filmfestival in Cannes, um auf die Benachteiligung von Frauen im Filmgeschäft hinzuweisen. Die stärksten Zitate - von Diane Kruger bis Kristen Stewart.

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(Foto: AFP)

Jedes Jahr werden die Beschwerden lauter, jedes Mal melden sich beim großen Schaulaufen an der Côte d'Azur mehr Frauen zu Wort, die mit ihrer Rolle im Film-Business unzufrieden sind. Die aktuellste Einlassung stammt von Schauspielerin Diane Kruger. Die gebürtige Deutsche ist international tätig und hat daher gute Vergleichsmöglichkeiten, was ihre Bezahlung angeht. "In den USA habe ich nie so viel bekommen wie der männliche Co-Star - in Frankreich schon", sagt die 40-Jährige bei einer Gesprächsrunde in Cannes. Wenn sie sich darüber beschwere, bekomme sie zu hören, sie sei grob und eine Schlampe.

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(Foto: REUTERS)

Ähnlich deutliche Worte für die Zustände in Hollywood findet die Mexikanerin Salma Hayek: Schauspielerinnen würden in der von Männern dominierten Filmstadt "wie Affen" behandelt, sagt die 50-Jährige. Frauen mit eigenem Kopf seien dort verpönt. "Erst suchen sie sich ein Äffchen mit dem sie vielleicht Geld machen können und wenn sie merken, dass das Äffchen auch denken kann, sagen sie: 'Tötet es!'" Das wirtschaftliche Potenzial von Frauen für das Kinogeschäft werde verkannt: "Sie haben uns dermaßen lange ignoriert, dass sie nicht mehr wissen, was wir eigentlich anschauen wollen", kritisiert Hayek die Ignoranz gegenüber weiblichen Zuschauerinnen. Frauen als Produzentinnen und Regisseurinnen hätten immer noch einen besonders schweren Stand. "Hollywood ist ganz besonders machohaft: Wenn sie merken, dass Du schlau bist, dann vervielfacht sich ihr Ärger."

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In eine ähnliche Kerbe schlägt Nicole Kidman: Nur bei sehr wenigen großen Hollywoodfilmen im Jahr 2016 hätten Frauen Regie geführt, sagt die Oscarpreisträgerin. Durch Serien für Streamingdienste und Fernsehen gäbe es zwar viele neue Möglichkeiten, doch auch hier würden die meisten von Männern gemacht. "Wir als Frauen müssen weibliche Regisseurinnen unterstützen", forderte Kidman deshalb, die in Cannes den Wettbewerbsbeitrag "Die Verführten" der US-Regisseurin Sofia Coppola vorstellte. Sie hoffe, dass sich die Situation im Laufe der Jahre ändern wird. Nach Angaben der Motion Picture Association of America führten Frauen im vergangenen Jahr bei vier Prozent der 100 einspielstärksten Filme Regie.

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(Foto: Getty Images)

Eine der wenigen Regisseurinnen, die es in Hollywoods Oberliga geschafft haben, ist Sofia Coppola (zweite von rechts, mit den Schauspielerinnen Elle Fanning, Nicole Kidman und Kirsten Dunst). Und die hatte als Tochter von Francis Ford Coppola einen gewissen Startvorteil. Bei den diesjährigen Filmfestspielen präsentiert sie mit "Die Verführten" eine Adaption des Romans von Thomas Cullinan und gleichzeitig ein Remake eines Don-Siegel-Werks mit Clint Eastwood. Während "Betrogen" 1971 aus Sicht des Mannes erzählte, legt Coppola den Fokus auf die weiblichen Protagonistinnen. "Ich glaube, dass da einige Themen drinstecken, die auch heute noch aktuell sind", fand Coppola. "Im Kern geht es um den Kampf zwischen Männern und Frauen."

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Und dann ist da noch das Thema mit den hohen Schuhen, das 2015 erstmals zu Verstimmung im Filmparadies führte: Damals sollen mehrere Frauen, die in flachen Schuhen zu Filmpartys erschienen, am Einlass abgewiesen worden sein. In einem Interview mit dem Hollywood Reporter äußerte sich dazu Kristen Stewart, die in Cannes ihr Regiedebüt, den Kurzfilm "Come Swim", präsentiert: "Wenn du von Männern nicht verlangst, Absätze und ein Kleid zu tragen, kannst du es von mir auch nicht verlangen." Diese Ansicht habe sich mittlerweile glücklicherweise durchgesetzt - noch vor vier Jahren sei das ganz anders gewesen, so die 27-Jährige. Mit dem Aufstieg der Regisseurinnen und der Angleichung der Bezahlung dürfte es erfahrungsgemäß etwas langsamer gehen. Aber die Kritik, das bleibt angesichts der Äußerungen in Cannes festzuhalten, wird lauter.

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