Camilla Parker Bowles und Prince Charles:Verliebt, verschmäht, verheiratet?

Vor mehr als 30 Jahren begann das Verhältnis zwischen Englands Thronfolger und Camilla Parker Bowles. Die Geschichte von drei Jahrzehnten voller Höhen und Tiefen, Kränkungen, öffentlicher Kritik - und einem Happy-End.

Von Bernd Oswald

"Meine Ur-Großmutter war die Geliebte Deines Urur-Großvaters. Wie wäre es also mit uns beiden?" Das soll Camilla Shand Anfang der 70er Jahre in einem Londoner Nachtclub zu Prince Charles gesagt haben, kurz nachdem sich die beiden kennengelernt hatten.

In der Tat ist Camilla Parker Bowles, wie sie seit ihrer seit 10 Jahren geschiedenen Ehe mit einem britischen Offizier heißt, die Ur-Enkelin von Alice Keppel, die die letzte Geliebte Edwards VII. war, dem Urur-Großvater von Prinz Charles.

Die 57-Jährige ist auch selbst adlig. Ihre Mutter Rosalind Cubitt war die Tochter des Barons Ashcombe. Ihr Vater war der Offizier und Weinhändler Bruce Shand. Auch andere entfernte Verwandtschaftsbande führen ins englische Königshaus.

Camilla Shand wuchs mit zwei jüngeren Geschwistern auf dem großen Familienlandsitz in Sussex auf. Schon in jungen Jahren war sie bei königlichen Jagden dabei.

Blumen arrangieren, kochen, Schecks ausstellen

Im Alter von zehn Jahren wechselte Camilla zur populären Queen's Gate School in South Kensington (London), die es sich zum Ziel gesetzt hatte, "das Außenministerium und den Adel mit Ehefrauen zu versorgen."

Man lehrte sie, "Blumen zu arrangieren, zu kochen und Schecks auszustellen". Mit 16 besuchte sie Mädchenpensionate in der Schweiz und in Frankreich.

1965 wurde sie in die Gesellschaft bei einer Cocktail-Party in Knightsbridge eingeführt. Ein Gast beschrieb sie später als "weder hübsch noch intellektuell, aber als kontaktfreudig und humorvoll." Sie liebte Parties und pfiff auf Konventionen.

Camilla Shand und Prince Charles trafen sich erstmals Anfang der 70er bei einem Polo-Match. Sie freundeten sich an und bald wurde mehr daraus als eine normale Freundschaft.

Diana titulierte Camilla als "Rottweiler"

Schon 1973 heiratete Camilla Shand jedoch den britischen Offizier Andrew Parker-Bowles. Ihre Freundschaft zu Charles bestand jedoch fort. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Tom (geb. 1975) und Laura (geb. 1979)

1981 heiratete Charles Diana. Diana blieb nicht lange verborgen, dass Camilla mehr als eine Freundin ihres Mannes war. Sie soll Camilla als den "Rottweiler" tituliert haben, während Camilla sie "dieses lächerliche Wesen" nannte.

1986 beschwerte sich Diana: "In unserer Ehe gab es drei Leute, es war also etwas voll."

Doch spätestens als 1992 angeblich mitgeschnittene intime Telefongespräche zwischen Charles und Camilla veröffentlicht wurden, war das Verhältnis kein Geheimnis mehr. 1994 gestand Charles den Ehebruch im Fernsehen öffentlich ein.

Nachdem es zwischen Charles und Diana jahrelange - zum Teil öffentlich ausgetragene Ehestreitigkeiten gegeben hatte, schaltete sich im Dezember 1995 die Queen ein.

Verliebt, verschmäht, verheiratet?

In zwei Briefen forderte die Königin Charles und Diana auf, sich unverzüglich scheiden zu lassen, um einen Schlussstrich unter das medienträchtige Ehedrama zu ziehen.

Charles 1996: Wir wollen nicht heiraten

Dies zog wiederum in der Öffentlichkeit Spekulationen nach sich, ob Charles eine zweite Ehe mit der seit 1995 geschiedenen Camilla Parker Bowles, mit der er zwei Monate zuvor erstmals gemeinsam in der Öffentlichkeit aufgetreten war, anstrebe und ob er damit als König noch tragbar sei.

Charles gab daraufhin öffentlich die Versicherung, nicht wieder heiraten zu wollen und allein als König zu regieren, was ihm die Anerkennung von seiten der Kirche und der konservativen Presse eintrug.

Medienkampagne für Camilla

Eine im Januar 1997 als Fernsehshow präsentierte, groß angelegte Live-Debatte über die Zukunft der Monarchie erbrachte per Telefonumfrage eine Zustimmung zur Monarchie mit 66 Prozent, Charles als Thronfolger musste allerdings herbe Kritik einstecken: 36 Prozent meinten, er werde kein guter König und eine große Mehrheit lehnte einen König Charles und eine Königin Camilla ab.

Bereits frühere Umfrageergebnisse hatten eine Mehrheit für Charles' Sohn William als zukünftigen König erbracht. Der Beraterstab des Thronfolgers entwickelte daraufhin eine intensive PR-Arbeit zur Image-Verbesserung des Prince of Wales, der in Zukunft schrittweise königliche Verpflichtungen übernehmen sollte, und auch gegen das Negativ-Image von Camilla wurde eine Medienkampagne unternommen.

1997 - nach dem Tod von Prinzessin Diana - wurde diese Bemühungen vorübergehend eingestellt. Camilla verschwand förmlich in der Versenkung. 1997 äußerten in Meinungsumfragen 79 der Briten, dass Camilla nicht Königin werden sollte.

Die Lebensgefährtin des Thronfolgers wurde von der Öffentlichkeit zunehmend akzeptiert, auch wenn die königliche Hofhaltung immer noch auf Distanz hielt. So beging Charles das Fest seines 50. Geburtstages im November 1998 zweifach: mit einer großen privaten Party, die Camilla auf dem Landsitz Highgrove arrangierte, und mit den Eltern im staatstragenden Rahmen des Buckingham Palastes, da sich die Queen immer noch standhaft weigerte, sich mit Camilla gemeinsam öffentlich zu zeigen.

Nächstes Ehe-Dementi 2000

Allerdings kam es im privaten Rahmen schon zu unspektakulären Zusammentreffen und auch die Söhne aus der Ehe mit Diana, William und Harry, hätten sich mit der Frau an der Seite ihres Vaters abgefunden, wurde berichtet.

Ständige Spekulationen über eine zweite Eheschließung dementierten Charles und Camilla 2000 auf offiziellem Briefpapier, auch wenn das Paar häufiger gemeinsam öffentlich auftrat und Äußerungen von anglikanischen Würdenträgern kolportiert wurden, dass sich das Paar trauen lassen sollte.

Im Juni 2000 wurde der Tatsache, dass die Queen einem Empfang beiwohnte, auf dem auch Camilla anwesend war, große Bedeutung beigemessen. Damit habe die Königin die Beziehung zwischen Charles und Camilla anerkannt.

Dafür spricht auch, dass Camilla ein Zimmer in Charles' neuem Londoner Wohnsitz Clarence House hat.

Seit dem ersten öffentlichen Kuss und seit Camillas offizieller Vorstellung bei der Queen scheinen sich sowohl die königliche Familie als auch die britische Öffentlichkeit allmählich mit dem Verhältnis der beiden arrangiert zu haben.

Die Verbindung zu Camilla hat Charles einmal als "nicht-verhandelbaren" Teil seines Lebens bezeichnet. Durch sein Handeln muss er nun auch nicht mehr verhandeln.

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