Bürgerkrieg in Syrien:Hunderte syrische und afrikanische Flüchtlinge erreichen Italien

A Syrian boy sits beside his family's belongings as they wait for a vehicle to pick them up after entering Turkey from the Turkish Cilvegozu border gate, located opposite the Syrian commercial crossing point Bab al-Hawa, in Reyhanli, Hatay province

Millionen von Syrern fliehen vor dem Bürgerkrieg ins Ausland, viele von ihnen wie dieser Junge in die Türkei, andere nach Italien.

(Foto: REUTERS)

In der vergangenen Nacht sind erneut etwa 700 Menschen in Italien angekommen. Die Flüchtlinge stammen vor allem aus Syrien und Afrika. In den Booten, die Sizilien und Lampedusa erreichten, befanden sich auch mehr als hundert Kinder und Jugendliche.

Der Bürgerkrieg in Syrien geht mit unverminderter Härte weiter und auch der Strom syrischer Flüchtlinge nach Europa reißt nicht ab. Begleitet von der Küstenwache kamen am Freitagabend und in der Nacht zum Samstag etwa 700 Menschen mit mehreren Booten auf Sizilien und der Insel Lampedusa an.

293 Flüchtlinge, überwiegend aus Syrien, erreichten bei Augusta auf Sizilien europäischen Boden. Unter ihnen waren 58 Frauen und 111 Minderjährige, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Nach der Rettung eines in Not geratenen Flüchtlingsbootes südlich von Lampedusa brachte Italiens Küstenwache die 207 Menschen an Bord in Sicherheit. Sie stammen nach ihren Angaben aus Ghana, Nigeria und Eritrea.

Zusammen mit etwa 200 Flüchtlingen eines zuvor auf dem Mittelmeer aufgegriffenen Bootes befanden sich damit am Samstag mehr als 400 Menschen in dem Aufnahmelager auf der Insel Lampedusa. Ein weiteres Boot soll noch an diesem Wochenende Italiens Küste erreichen.

"Deutschland kann diesen Menschen Schutz bieten"

Unionsfraktionschef Volker Kauder äußerte sich in einem Interview zur Problematik der syrischen Flüchtlinge. "Angesichts der dramatischen Situation in Syrien bin ich der Meinung, dass alle Bundesländer aufgefordert sind, weitere syrische Flüchtlinge aufzunehmen", sagte Kauder Focus Online. "Diese Menschen haben schlimme, traumatische Erfahrungen machen müssen. Deutschland kann ihnen Schutz bieten."

Mit der Zusage, 5000 Flüchtlingen aus Syrien Schutz zu bieten, sei Deutschland zwar schon "in Europa Vorreiter", so Kauder. Den Bundesländern sei es aber freigestellt, über dieses Kontingent hinauszugehen. Von den vom Bund zugesagten 5000 Flüchtlingen soll am kommenden Mittwoch die erste Gruppe von etwa 110 Syrern in Hannover landen. Die Bundesländer haben grundsätzlich bereits in Aussicht gestellt, zusätzliche Vertriebene aufzunehmen.

Christlicher Wallfahrtsort Malula schwer umkämpft

In Syrien hat es heftige Kämpfe um den christlichen Wallfahrtsort Malula bei Damaskus gegeben. Die Rebellen kämpften an einem der Zugänge zu dem Dorf gegen Regierungstruppen und mit ihnen verbündete Milizen, erklärte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Armee hatte demnach zuvor ein Hotel auf einem nahegelegenen Hügel angegriffen, in dem sich die Rebellen verschanzt hatten. Diese hätten nach einem Selbstmordanschlag am Mittwoch den Ort nördlich von Damaskus unter ihre Kontrolle gebracht.

Malula ist für seine Kirchen und Höhlenklöster aus den ersten Jahrhunderten des Christentums berühmt. Der Ort ist einer der wichtigsten christlichen Pilgerorte Syriens und war vor dem Bürgerkrieg ein beliebtes Touristenziel. Im Fall eines Sturzes des syrischen Machthabers Baschar al-Assad befürchten die Christen im Nahen Osten ein weiteres Erstarken militanter Islamisten.

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