Britisches Königshaus:Das Herz schreit

Britisches Königshaus: Seit wenigen Monaten ein Paar: Der britische Prinz Harry, 32, und die drei Jahre ältere Schauspielerin Meghan Markle, die vor allem aus der US-Serie "Suits" bekannt ist.

Seit wenigen Monaten ein Paar: Der britische Prinz Harry, 32, und die drei Jahre ältere Schauspielerin Meghan Markle, die vor allem aus der US-Serie "Suits" bekannt ist.

(Foto: Nancy Rivera/dpa, Daniel Leal-Olivas/AFP)

Prinz Harry wendet sich mit einem seltenen und deutlich formulierten Schreiben an die Öffentlichkeit, in dem er seine Beziehung mit der kalifornischen Schauspielerin Meghan Markle bestätigt.

Von Björn Finke, London

Die Bestätigung kommt im dritten Absatz: Meghan Markle ist die neue Freundin von Prinz Harry, Nummer fünf der britischen Thronfolge. Die Beziehung dauere erst "wenige Monate" an, heißt es in der Mitteilung vom Dienstag. Dass das Königshaus derartig früh zum Liebesleben der royalen Familie Stellung nimmt, ist sehr ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist aber der Rest des Schreibens, das der Kensington-Palast herausgab.

Prinz Harry macht sich demnach "Sorgen um Frau Markles Sicherheit und ist tief enttäuscht, dass er sie nicht hat schützen können" - vor Paparazzi und vor Beleidigungen in Zeitungen und auf Webseiten. Schon seit Wochen wird über eine Beziehung von Harry und der kalifornischen Schauspielerin spekuliert. Die 35-Jährige ist vor allem durch die Anwaltsserie "Suits" bekannt. Erstmals war sie 2002 im Fernsehen zu sehen, während sie noch Kommunikationswissenschaften studierte. 2011 heiratete sie den Filmproduzenten Trevor Engelson, zwei Jahre später wurde das Paar schon wieder geschieden.

Markle sei "geistig flach" und "nicht fit für die Royals", zitierte eine Zeitung

Der Prinz klagt in der Mitteilung, seine Freundin sei in den Medien und in Kommentaren auf Internetseiten rassistisch und sexistisch beleidigt worden; Markles Mutter ist Afro-Amerikanerin. Sie sei eine "soziale Aufsteigerin", die "nicht fit für die Royals ist", zitierte das Boulevardblatt The Sun eine vermeintliche Halbschwester der Schauspielerin, überhaupt: Sie sei geistig "flach" und eine "pushy diva". Außerdem hätten Reporter versucht, in Markles Haus einzudringen, und sie hätten früheren Lebensgefährten hohe Summen für Intimes gezahlt. Ihre Mutter habe Probleme gehabt, durch die Fotografenmeute vor ihrem Haus zur Tür zu gelangen.

Der Prinz sei es zwar gewohnt, dass sein Privatleben im Blickpunkt der Öffentlichkeit steht, und er sei nur selten gegen erfundene Geschichten vorgegangen, heißt es weiter. Aber der Umgang mit Markle "überschreitet eine Grenze". Der 32-Jährige bittet daher die Journalisten, "innezuhalten und nachzudenken, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird" - wobei, was heißt bitten: Das Schreiben liest sich vielmehr wie ein Flehen. "Schrei des Herzens", so nennt es die BBC.

Der Aufruf dürfte sich vor allem an ausländische Medien richten, etwa an amerikanische. In Großbritannien berichteten die Zeitungen vergleichsweise zurückhaltend über die Gerüchte um Harrys Liebesleben. Der jüngere Sohn von Thronfolger Prinz Charles musste bereits zweimal erfahren, wie belastend der Presserummel für seine Lebensgefährtinnen ist. Seine früheren Freundinnen Chelsy Davy (mit ihr war er bis 2011 zusammen) und Cressida Bonas (bis 2014) beklagten sich hinterher beide, während ihrer Beziehung ständig von Paparazzi gejagt worden zu sein. Schon vor einem Jahr wandte sich der Palast in anderer Sache direkt an die Presse: mit einer Mahnung, keine ungenehmigten Fotos des damals zweijährigen Prinz George, Nummer drei der Thronfolge nach seinem Vater William und dem Großvater Charles, zu drucken. "Eine Grenze ist überschritten" - diese Formulierung nutzte der Palast auch da, genau wie nun bei Markle.

Prinz Harrys Verhältnis zur Presse war in der Vergangenheit oft schwierig. Als Kind erlebte er, wie Paparazzi seiner Mutter Diana das Leben zur Hölle machten. Außerdem schaffte er es immer wieder mit Fehltritten in die Schlagzeilen, etwa 2002, als herauskam, dass er Cannabis geraucht hat. Damals war er 17. Zwei Jahre später gab es eine Rangelei zwischen ihm und einem Fotografen vor einer Bar, und 2005 hielt es Harry für eine gute Idee, bei einer Kostümparty mit einer Nazi-Uniform samt Hakenkreuz-Binde aufzulaufen. Das Foto schmückte Titelseiten. 2012 tauchten Bilder auf, die den Prinzen nackt in einer Hotelsuite in Las Vegas zeigten. Er habe Strip Billard gespielt, hieß es zur Erklärung.

Früher Party-Prinz, heute ein ernst zu nehmendes Mitglied des Königshauses

Der Medienrummel um ihn belastete auch seine Armeekarriere. Im Jahr 2008 diente er in Afghanistan, musste aber aus Sicherheitsgründen vorzeitig heimkehren, nachdem ein australisches Magazin trotz Nachrichtensperre über seinen Einsatzort berichtet hatte. Im vergangenen Sommer verließ Harry die Armee nach zehn Jahren und widmet sich nun gemeinnützigen Aufgaben, unter anderem rief er eine Art Paralympics für Kriegsversehrte ins Leben. Aus dem Party-Prinzen wurde ein ernst zu nehmendes Mitglied der Königsfamilie. Doch für Paparazzi haben Harry und seine Freundinnen nichts an Reiz eingebüßt.

Immerhin scheinen die Buchmacher im Königreich an eine echte Liebesgeschichte zu glauben: Umgehend wurde die Wette angeboten, ob die beiden vor den Altar treten werden. Die Quote steht bei 5:4.

Allein das deutsche Goldene Blatt scheint die Sache irgendwie zu verschlafen: Es titelt auf seiner aktuellen Ausgabe: "Traumhochzeit noch vor dem Fest". Damit ist jedoch "Harry & seine Chelsy" gemeint, nicht die nun offiziell bestätigte Liebe.

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