Britische Promis quälen sich für den guten Zweck:"Ich weiß gar nicht, was mir nicht weh tut"

Thriathlon zugunsten von Kindern in Afrika: Der Komiker John Bishop radelt, rudert und rennt innerhalb einer Woche von Paris nach London. Dass sich Prominente für den guten Zweck selbst kasteien, hat in Großbritannien Tradition - eine fragwürdige allerdings.

Christian Zaschke

Er hatte die Mitte des Ärmelkanals erreicht, als sich der Komiker John Bishop fragte, ob er jetzt allmählich durchdrehe. Seit Stunden blickte er auf den Rücken der Moderatorin Davina McCall, die einen roten Pullover trug, auf dem stand: "Bishop's Week Of Hell", Bishops Höllenwoche. Und die Woche hatte ja gerade erst richtig angefangen.

John Bishop charity triathlon

290 Kilometern radeln, 34 Kilometer rudern, 145 Kilometer laufen: Der britische Komiker John Bishop erlebte eine Höllenwoche - die mehr als eine Millionen Pfund einbrachte.

(Foto: picture alliance / empics)

Am Montag hatte sich John Bishop in Paris auf ein Fahrrad gesetzt und war 290 Kilometer bis Calais gefahren. Dort stieg er am Dienstag in ein Ruderboot, um mit McCall, der Siebenkämpferin Denise Lewis und dem früheren Cricket-Profi Andrew Flintoff 34 Kilometer über den Kanal nach Dover zu rudern. Dort begann Bishop am Mittwoch seinen 145 Kilometer langen Lauf nach London.

Wochenlang hatte Bishop trainiert, doch bereits am Ende des zweiten Tages sagte er: "Ich habe massiv unterschätzt, wie hart es sein würde." Aufgeben wollte er jedoch nicht: Er hatte sich die Höllenwoche zu einem guten Zweck auferlegt. Für die Kampagne "Sport Relief" sammelte er Geld, per SMS konnten Briten ein Pfund spenden, um ihre Unterstützung für Bishop auszudrücken. Mit dem Geld sollen Impfstoffe für Kinder in Afrika gekauft werden.

"Ich weiß gar nicht, was mir nicht weh tut."

Jeden Morgen erzählte Bishop auf BBC Radio 1, wie es ihm gerade gehe. Am Montag hatte er noch recht munter geklungen. Im breitesten Liverpooler Akzent riss der 45-Jährige ein paar Witze und freute sich schon auf die Ankunft am Trafalgar Square am Freitag. Wenig später stürzte er mit seinem Rennrad. Zudem musste er feststellen, dass sich 290 Kilometer ganz schön ziehen können. Um neun Uhr morgens war er in Paris losgefahren, um vier Uhr nachts erreichte er Calais. Er bekam genau eine Stunde Schlaf, bevor es weiterging.

Das Rudern erwies sich als einerseits anstrengend und andererseits langweilig. "Es ist unglaublich, wie langweilig das ist", sagte Bishop, "das ist noch schlimmer als Golf." In der Mitte des Kanals hörte Bishop auf zu rudern, er hatte die Schnauze gestrichen voll. Die anderen drei redeten beruhigend auf ihn ein, er aß, er trank, und weiter ging die Reise. Abends sagte er: "Ich weiß gar nicht, was mir nicht weh tut."

Komiker haben Lust am Leiden

Diese extreme Form der Selbstkasteiung für den guten Zweck hat in Großbritannien Tradition. Viele Prominente nehmen an Aktionen von "Sport Relief" teil, und natürlich genießen sie auch die große Aufmerksamkeit. Unter Komikern scheint allerdings auch eine genuine Lust am Leiden zu bestehen. Der Kinderbuch-Autor und Komiker David Walliams ist im vergangenen Herbst die Themse von ihrer bis nach London geschwommen. Für die 225 Kilometer brauchte er acht Tage, an denen er von Schwänen angegriffen und von Insekten zerstochen wurde. Zudem litt er unter sogenanntem "Themse-Magen", weil das Flusswasser in der Nähe von London eine ziemliche Drecksbrühe ist: Er hatte massiven Durchfall und übergab sich. Walliams sammelte mehr als eine Million Pfund.

Der damals 47 Jahre alte Komiker Eddie Izzard lief 2009 innerhalb von 51 Tagen 43 Marathons durchs ganze Land. Er hatte lediglich fünf Wochen lang trainiert und zuvor nie ernsthaft Sport getrieben. Er verlor einige Zehennägel und hatte Blasen, auf denen sich neue Blasen bildeten. Aber er lief, und er wurde immer schneller, weil sich ein Trainingseffekt einstellte. Am Ende lief er die Marathons locker in fünf Stunden weg.

Die Muskeln sind überlastet, der Körper lehnt feste Nahrung ab

Das ist ungefähr die Zeit, die auch Bishop seit Mittwoch täglich unterwegs war. Jeden Tag standen mehr Menschen an der Straße, um ihm zuzujubeln. Tapfer winkte Bishop, und manchmal wirkte er sogar ein bisschen fröhlich. Meist aber sah er eher ungesund aus. Seit Donnerstag litt er wegen der Überlastung der Muskeln am "Schienbeinkantensyndrom". Zudem hatte er am Mittwochmorgen feststellen müssen, dass sein Körper feste Nahrung ablehnte und umgehend wieder von sich gab.

Am Freitagmorgen gelang es Bishop, zwei Scheiben Toast und etwas Ei zu essen. Im Radio versuchte er den Witz "Ich esse für Afrika", dann machte er sich bereit für die letzte Etappe. Als er am Freitagnachmittag den Trafalgar Square in London erreichte, hatte Bishop mehr als eine Million Pfund gesammelt.

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