Brasilien:Flugzeug mit 155 Menschen im Urwald "verschwunden"

Seit dem Zusammenstoß mit einer Privatmaschine wird eine Boeing 737 der brasilianischen Fluggesellschaft Gol vermisst. Das kleinere Flugzeug konnte nach dem Unfall landen. Die Suche nach der Boeing wurde in der Nacht nach mehreren Stunden erfolglos unterbrochen.

Ein Passagierflugzeug mit 155 Menschen an Bord ist in Brasilien nach einem Zusammenstoß mit einer kleineren Maschine im Gebiet des Amazonas-Urwalds verschwunden.

Brasilien: Angehörige von Passagieren des vermissten Flugzeugs warten verzweifelt am Flughafen.

Angehörige von Passagieren des vermissten Flugzeugs warten verzweifelt am Flughafen.

(Foto: Foto: AP)

Die Suche nach der als vermisst gemeldeten Maschine vom Typ Boeing 737- 800 der brasilianischen Gesellschaft Gol wurde in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) nach mehreren Stunden erfolglos unterbrochen.

"Sobald wir gute Sichtverhältnisse haben, nehmen wir die Suche am Samstag wieder auf", sagte der Generalmajor Carlos Vilela von der Flughafenverwaltungsbehörde Infraero nach einem Bericht des Nachrichtenportals G1.

Unter den 149 Passagieren war laut Medien auch ein in Brasilia lebender Anthropologe aus Deutschland.

Das Flugzeug war am Freitagabend (gegen 22.00 Uhr MESZ) im Luftraum über dem nordbrasilianischen Urwald-Bundesland Pará von den Radarschirmen verschwunden. Die Luftwaffe hatte unmittelbar nach dem Verschwinden der Maschine fünf Flugzeuge auf die Suche geschickt.

Bauern berichten von Explosionslärm

Das Flugzeug war von Manaus im Bundesland Amazonas in die Hauptstadt Brasilia unterwegs. Bauern im Süden des Bundeslandes Pará und im Norden des angrenzenden Landes Mato Grosso berichteten, sie hätten über dem Indioschutzgebiet Xingu eine laute Explosion gehört. Ein Absturz der Maschine konnte vorerst aber nicht bestätigt werden.

Das Flugzeug hätte planmäßig um 18.10 Uhr Ortszeit (23.10 Uhr MESZ) in Brasilia landen sollen. Wegen der Dunkelheit und der besonderen Umstände in der bergigen Urwaldregion war in der Nacht nur eine "komplizierte Suche mit elektronischen Mitteln" möglich.

Die Behörden setzten inzwischen drei Städte in der Nähe des möglichen Unfallorts in Alarmbereitschaft. Krankenhäuser müssten sich auf die Aufnahme von vielen Verletzten vorbereiten, hieß es.

Nach Angaben von Sprechern der Luftwaffe stieß die Boeing 737 mit einer zweimotorigen Privatmaschine vom Typ Embraer Legacy zusammen, die bei dem Unfall eine Tragfläche verloren habe. Die kleine Maschine, die von einem US-Amerikaner gesteuert worden sei, habe aber dennoch auf einem Militärstützpunkt in der Region Serra do Cachimbo im Land Pará notlanden können. Die Zahl der Insassen der Maschine wurde nicht bekannt.

Flugzeuge hatten Antikollisionswarnsysteme

Als "unerklärlich" bezeichnete unterdessen Infraero-Präsident, Generalmajor José Pereira, den Zusammenstoß in der Luft. "Die beiden verwickelten Flugzeugtypen sind das modernste, was es heute in der Luftfahrt gibt, und beide verfügen über ein Antikollisionswarnsystem", sagte er. Verteidigungsminister Waldir Pires spekulierte derweil mit "mangelhafter Aufmerksamkeit" der Gol-Piloten. Experten schlossen unterdessen Wetterprobleme als Ursache für den Zusammenstoß aus.

Auf dem Flughafen von Brasilia versammelten sich unterdessen Dutzende verzweifelte Angehörige und Freunde von Passagieren des Fluges Nummer 1907. Sie beklagten mangelhafte Betreuung seitens der Behörden und der Airline.

Gol ist eine so genannte Billigflug-Airline, die 2001 gegründet wurde. Gol wurde nach dem Bankrott von Varig aber mit einem Marktanteil von 28 Prozent zur zweitgrößten Fluggesellschaft Brasiliens.

Die Gol-Aktien werden in Brasilien und auch in den USA gehandelt. Das Unternehmen fliegt mit 55 Boeing 737 rund 50 Ziele in Brasilien sowie die südamerikanischen Städte Buenos Aires, Córdoba, Rosario (Argentinien), Montevideo (Uruguay), Santa Cruz de la Sierra (Bolivien), Asunción (Paraguay) und Santiago de Chile an.

Es war der erste Vorfall dieser Art mit einer Maschine von Gol. Die Fluggesellschaft teilte mit, das Unfallflugzeug sei vom Hersteller erst am 12. September geliefert worden und habe nur rund 200 Flugstunden absolviert.

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