Brasilien:60 Tote bei Gefängnisrevolte in Brasilien

Lesezeit: 1 min

Hinter den Mauern einer Haftanstalt eskaliert ein Streit zwischen rivalisierenden Clans, es geht um Drogengeschäfte. Keine Seltenheit in Brasilien.

Von Benedikt Peters, Manaus/München

Bei einer Revolte in einem Gefängnis in Brasilien hat es Dutzende Tote gegeben. Bereits am Sonntag waren in der Haftanstalt Anísio Jobím in Manaus Kämpfe unter den Häftlingen ausgebrochen. Sie gehörten rivalisierenden kriminellen Banden an, berichtet unter anderem die Tageszeitung O Globo. Manaus ist die Hauptstadt des Bundesstaats Amazonas im Norden des Landes.

Die Sicherheitsbehörden sprachen am Montag von etwa 60 Toten. Die Zahl könne allerdings noch weiter steigen, die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen, sagte der Sekretär für öffentliche Sicherheit des Bundesstaats Amazonas, Sergio Fontes. In Medienberichten ist von bis zu 80 Toten die Rede. Unklar sei auch, wie viele Häftlinge geflüchtet seien, sagte Fontes.

Die Meuterei dauerte Medienberichten zufolge etwa 17 Stunden. Zwölf Justizvollzugsbeamte seien zwischenzeitlich als Geiseln festgehalten worden. Inzwischen aber konnten die Behörden die Kontrolle über die Haftanstalt zurückgewinnen.

Hinter den Mauern gingen zwei Drogenbanden aufeinander los

Hinter den Gefängnismauern haben sich offenbar schreckliche Szenen abgespielt. Einige Häftlinge seien geköpft worden, berichten Medien. Warum die Revolte ausbrach, ist noch unklar. Sekretär Fontes zufolge ist es dabei um Drogengeschäfte gegangen, genauere Angaben machte er nicht. O Globo berichtet, die Banden "Familia do Norte" (Familie des Nordens) und "Primeiro Comando da Capital" (Erstes Kommando der Hauptstadt) seien beteiligt gewesen. Die Toten seien vor allem der letztgenannten Bande zuzurechnen.

Gemessen an den Opferzahlen handelt es sich um das zweitgrößte Massaker in einem Gefängnis in der Geschichte Brasiliens. Bei einer Revolte 1992 in einer Haftanstalt in São Paulo kamen 111 Häftlinge um. Auch in jüngerer Vergangenheit brachen immer wieder Revolten aus. Im Oktober 2016 kam es in einem Gefängnis in Roraima, einem im Norden liegenden Nachbarstaat von Amazonas, zu Kämpfen zwischen Häftlingen, die ebenfalls zu rivalisierenden Drogenbanden gehörten. Auch dort kam es zu Enthauptungen, andere Insassen wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Insgesamt starben 25 Menschen.

Internationale Organisationen haben immer wieder die Zustände in brasilianischen Gefängnissen kritisiert. Überfüllung, Gewalt und Folter seien die Regel, heißt es etwa im Jahresbericht von Amnesty International. Die Behörden täten dagegen zu wenig.

© SZ vom 03.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Brasilien
:Tote und Verletzte bei Gefängnismeuterei

Brutaler Aufstand für bessere Haftbedingungen: In einem überfüllten brasilianischen Gefängnis in Cascavel sind zwei Menschen enthauptet worden, Wachen wurden als Geiseln genommen. Hinter der Meuterei soll eine mächtige Gang stecken.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: