Brangelina und Madonna in Berlin:Gib dem Berliner Zucker

Brad Pitt erscheint zur Deutschland-Premiere seines neuen Films in Berlin - obwohl Angelina Jolie Geburtstag hat. Während der blonde Schönling sich jedem einzelnen Fan widmet, bewirbt Madonna ihr erstes Fitnessstudio in Deutschland - ohne anwesend zu sein. Ein Tag mit und ohne Stars.

Von Ruth Schneeberger, Berlin

Brad Pitt strahlt übers ganze Gesicht. Fast, als ob er einen alten Bekannten wiedersehen würde: Die Augen leuchten, die Miene hellt sich auf, er scheint sich aufrichtig zu freuen. William Bradley Pitt, 49, ist eben ein besonders guter Schauspieler. Er verändert seine Mimik für jeden einzelnen Journalisten am Rande des roten Teppichs am Potsdamer Platz zur Premiere seines neuen Kinofilms aufs Neue - jeder soll sich persönlich angesprochen fühlen.

Mit den Reporterinnen flirtet er, lächelt besonders viel und zwinkert zu wohlplatzierten Gelegenheiten; hat er ein männliches Gegenüber, wird er ernsthafter oder kumpelhaft, sagt "Hey, Cowboy". Und wenn eine Journalistin partout nicht seinem Charme erliegt, dann lässt er sich auch auf ein tieferes Gespräch ein, soweit das, umringt von 25 Kameras, überhaupt möglich ist. Doch nur die wenigsten Damen sind an diesem Abend nicht zum Schäkern aufgelegt.

Wohlfühlen mit dem Weltstar - unter diesem Motto sind an diesem Dienstag gleich mehrere Personen in Berlin unterwegs. Unter anderem auch Angelina Jolie. Sie hat zusammen mit ihrem Langzeitlebensabschnittsgefährten und diversen Kindern im Gepäck im Adlon am Brandenburger Tor eingecheckt und sich für den Abend sehr viel feiner gemacht als ihr doch inzwischen immer leicht heruntergekommen wirkender Verlobter, um den es ja eigentlich gehen soll. Denn auch die Schauspielerin ist Vollprofi - und weiß, wie genau die Weltöffentlichkeit in diesen Tagen gerade auf ihr Äußeres achten wird.

Angelina Jolie hatte erst an diesem Sonntag ihren ersten öffentlichen Auftritt nach der von ihr selbst bekanntgegebenen OP, bei der sie sich zur Krebs-Vorsorge beide Brüste hat abnehmen lassen. Das weltweite Medien-Echo war erwartungsgemäß riesig und nicht nur positiv - entsprechend kämpferisch zeigt sie sich nun in Berlin, in einem äußerst figurbetonten schulterfreien weißen Red-Carpet-Kleid. Ganze 25 Minuten lang geben beide Hollywoodstars Seit an Seit ihren Fans Autogramme in Feierlaune. Dass währenddessen im Hintergrund auch ein paar deutsche Stars über den Teppich huschen, Moritz Bleibtreu etwa, der auch in dem Film mitspielt, David Kross oder Michael Michalsky - absolute Nebensache.

Bombast für Brangelina

Zum Auftakt von Brangelinas Auftritt wird der Innenhof des Cinestar-Kino-Komplexes an der Potsdamer Straße lautstark und effektvoll mit Musik von Rage Against The Machine beschallt - mehr Bombast scheint kaum noch in die Moderation von Steven Gätjen zu passen. Und dann kann er doch noch eins obendrauf setzen: Angelina feiert an diesem Tag nämlich ihren 38. Geburtstag. Und ist trotzdem mit nach Berlin gekommen. Der rotblonde TV-Moderator, der für Pro Sieben auch alljährlich die Oscars wegmoderiert, kann so viel Glück kaum fassen - und das Publikum singt "Happy Birthday". Nach der ausgiebigen Autogramm-Session huscht Jolie fröhlich lächelnd zur Premiere ins Kino, ohne sich den Journalistenfragen zu stellen, und überlässt das Feld ihrem Brad, der sich brav durch jedes einzelne Mikrofon ackert, das ihm hingehalten wird.

Und damit noch immer nicht genug: Als nach dem Interview-Marathon kurz vor Ende der Wegstrecke noch einmal Hunderte von Fans links und rechts des Teppichs warten, nimmt er sich auch hier noch einmal Zeit, fast jedem einzelnen ein Autogramm zu schreiben, ein paar warme Worte zu verteilen oder ein Foto zu machen. Am Ende hat das Premieren-Programm in Kino längst begonnen und der Weltstar steht immer noch auf dem roten Teppich, als einziger, inmitten kreischender Fans. Eine komplette Stunde hat er gebraucht, um den roten Teppich abzuschreiten. Man könnte glatt den Eindruck gewinnen, als sei Brad Pitt mindestens genauso begeistert wie seine Anhänger - von seiner eigenen Ausstrahlung und deren Folgen.

Pitts neuer Film - ein Zombie-Schocker

Steven Gätjen war übrigens schon am Morgen aufgeregt, um kurz nach acht bei der Pressevorführung des Filmes "World War Z". Mit wirrem Haar streunte er da durch die Flure - wie er später vor laufender Kamera betonte, "ganz paranoid", weil alles so realistisch gewirkt habe mit diesen Zombies. Ja, es ist wahr: Der neue Film von und mit Brad Pitt unter Regie des bayerisch-stämmigen Bond-Regisseurs Marc Forster ist nichts Geringeres - aber auch nicht mehr - als ein Zombie-Schocker.

Madonnas Fitnessclub 'Hard Candy Fitness' entsteht in Berlin

Etwas ratlos stehen Besucher an der Baustelle herum, wo im September Madonnas Fitnessclub "Hard Candy" eröffnet werden soll.

(Foto: dpa)

Der Inhalt ist schnell erzählt und auch künstlerisch ist das Werk kaum der Rede wert: Zombies bedrohen unsere schöne Erde und Brad Pitt muss die Welt retten. Wichtig nur, zu erwähnen, dass bei Betrachtung unbedingt eine 3-D-Brille getragen werden sollte, weil man sich sonst fühlt wie betrunken. Dass Brad Pitt dabei ausweislich keine Figur vom Typ Superheld spielen soll, sondern eher einen Normalo, der nur zufällig Krisenexperte bei der UN ist und deshalb kein größeres Problem damit hätte, einer Armee von Milliarden von Zombies gegenüberzutreten oder auch einen halben Flugzeugträger aus seinem eigenen Leib zu ziehen, der ihn bei einem zufälligen Flugzeugabsturz unangenehmerweise durchbohrt hat, wobei er der einzige Überlebende ist, abgesehen von einer Soldatin, der er das Leben gerettet hat: Who cares?

Hauptsache, am Ende darf er seine liebende Großfamilie wieder in die Arme schließen und kommt der rätselhaften Pandemie auf die Spur, so viel sei aus spielverderberischen Gründen schon verraten. Offenbar hat sich Brad Pitt die Rechte an der gleichnamigen literarischen Vorlage von "World War Z", der am 27. Juni in die Kinos kommt, bereits 2006 direkt nach Erscheinen gesichert. Warum, darf man sich getrost fragen. Womöglich deshalb, weil der Blockbuster erwartungsgemäß einige Milliönchen mehr einspielen dürfte als Pitts letzter Film, ein Publikums-Flop ("Killing them Softly"). Und das, obwohl Pitt in "World War Z", was sich im Deutschen, je nach Schriftart, wie eine unangenehme Krankheit liest, seine Gegner ebenfalls auf die sanfte Weise killt - nämlich mit Köpfchen.

Was Madonnas Körper mit Berlin zu tun hat

Ohne Köpfchen, jedenfalls ohne prominentes, lief hingegen eine andere Promi-Veranstaltung an diesem Tag ab, ebenfalls in Berlin: Madonna hat ihr erstes deutsches Fitness-Studio vorgestellt. Und das ganz ohne ihre eigene Anwesenheit. "Hard Candy" lautet der Name, und harte Kalorienbomben gab es um die Mittagszeit auch für die Vertreter der Presse, die sich auf der Baustelle an der Clayallee gegenüber dem ehemaligen Hauptquartier der US-Army neugierig einfanden.

Frisch zubereitete Riesen-Burger und dazu Törtchen in Lollipop-Form mit Zuckerguss in Stars-and-Stripes-Farben sollten die Tatsache versüßen, dass es außer einer Baustelle und einem Video von einer schwitzenden Madonna inmitten von Fitness-Jüngern ihrer in Santiago de Chile, Mexico City, Moskau, St. Petersburg und Sydney bereits etablierten Fitnessstudio-Kette noch nicht viel zu sehen gab. Womöglich sollten die Kalorienbomben die weitangereisten Besucher aber auch dazu anregen, sich die hier angefutterten Pfunde im September nach Eröffnung des Clubs an selber Stelle auch selber wieder abzutrainieren.

Denn mit der Laufkundschaft, das könnte schwierig werden: Die Clayallee liegt in Zehlendorf, weitab von Mitte, wo die Mieten und Preise inzwischen so zahlungskräftiges Publikum wie etwa in München anziehen. Wer sollte schon für einen Promi-Fitnessclub aus Mitte so weit in Berlins Außenbezirk anreisen, wo es doch genügend andere und wesentlich günstigere Fitnessclubs an jeder zweiten Ecke gebe, lautete die große Frage auf der Pressekonferenz. Die unter anderem ein "enger Vertrauter" von Madonna, der für die Verbreitung von "Hard Candy" zuständig ist, Marc Apple, so beantwortete: Berlin sei so trendy und kreativ und damit das neue Tor zu Europa - und Hard Candy sei eigentlich auch Berlin. Weil auch so kreativ und trendy.

Etwas konkreter wurden die deutschen Gebrüder Jürgen und Ralf Jopp, die bereits mit Frauen-Fitness- und Sonnenstudios Erfolge feiern konnten und nun in Partnerschaft mit Madonna die neue Fitnesskette in Deutschland aufbauen wollen: "Es gibt hier Menschen, die nicht darunter leiden, wenn sie mehr zahlen. Das ist ein exklusiver Club für eine exklusive Gegend." Und: Die Mitgliedschaft werde "unter 100 Euro" liegen.

Vielleich kommt sie

Man rechne im Übrigen mit einer Verteilung von 60 Prozent Frauen und 40 Prozent Männern in Madonnas noch zu eröffnendem Fitnessclub - und damit, dass die Künstlerin "vielleicht" zur Eröffnung komme. Kein Wort wurde indes darüber gesprochen, für wen das Ziel, dem berühmtesten "Knorpel" der Welt nachzueifern, eigentlich attraktiv sein sollte. Aber diese Zuschreibung stammt schließlich auch von Madonnas Ex-Mann, und Ex-Männer können bekanntlich über die Maßen kritisch sein.

Aktuell war es jedenfalls eher Madonnas Gesicht als ihr Körper, das jüngst für Schlagzeilen sorgte: Als die Queen of Pop am Wochenende zum "Sound-of-Change-"-Konzert in London erschien, ereiferte sich die Boulevard-Presse über ihren "Schock-Auftritt", weil ihr Konterfei so aufgequollen wirke wie nach einer Schönheits-OP oder, Zitat Bild-Zeitung, wie bei Costa Cordalis.

Wie auch immer, wahre Anhänger von Madonnas Fitness wird das wenig jucken: Vor zwei Wochen noch war die 54-Jährige in Las Vegas in Strapsen vor die Weltpresse getreten. Und hatte - einmal mehr - Bewunderung hervorgerufen für ihren wenig altersgemäßen Körper. Wenn das mal nicht die beste Eigenwerbung ist für einen zuckersüßen Fitnessclub für Desperate Housewives und solche, die es werden wollen. Bald auch in Berlin.

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