Brandkatastrophe in Kolkata:90 Tote bei Feuer in Krankenhaus

In einer Privatklinik der ostindischen Stadt Kolkata ist am Freitagmorgen ein Brand ausgebrochen. Dutzende Menschen kamen ums Leben. Schwere Vorwürfe gibt es gegen die Feuerwehr: Sie soll erst mit zweistündiger Verspätung und schlecht ausgerüstet vor Ort gewesen sein.

Bei einem Großbrand in einem Krankenhaus der ostindischen Millionenstadt Kolkata (früher Kalkutta) sind mindestens 89 Menschen ums Leben gekommen. Die meisten von ihnen waren als Patienten in der privaten AMRI-Klinik. Viele der Opfer seien wahrscheinlich an Rauchvergiftung gestorben, sagte ein Sprecher der Landesregierung.

Brandkatastrophe in Kolkata: Gefährlicher Einsatz: Um Menschen aus den oberen Stockwerken des Krankenhauses zu retten, seilte die indische Feuerwehr die Patienten ab.

Gefährlicher Einsatz: Um Menschen aus den oberen Stockwerken des Krankenhauses zu retten, seilte die indische Feuerwehr die Patienten ab.

(Foto: AFP)

Sechs leitende Mitarbeiter wurden wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung festgenommen, wie die indischen Behörden mitteilten. Den Festgenommenen wird vorgeworfen, ihre Patienten im Stich gelassen zu haben, um sich selbst vor den Flammen in Sicherheit zu bringen.

"Ranghohe Mitarbeiter sind davongerannt"

Der verheerende Brand am war frühen Freitagmorgen (Ortszeit) aus bislang ungeklärter Ursache im Keller ausgebrochen. Rauch und giftige Dämpfe hätten sich anschließend schnell in dem mehrstöckigen Gebäude ausgebreitet.

Mindestens 160 Patienten seien zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Krankenhaus behandelt worden, berichtete die Nachrichtenagentur IANS. Zudem hätten sich zahlreiche Angestellte sowie eine unbekannte Zahl von Angehörigen in der Klinik aufgehalten. In Indien ist es üblich, erkrankte Verwandte ins Krankenhaus zu begleiten und dort mit ihnen zu übernachten.

Wie die Polizei mitteilte, gelang es Feuerwehrleuten, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Angehörige von Opfern warfen der Feuerwehr jedoch vor, erst zwei Stunden nach Ausbruch des Brandes und schlecht ausgerüstet am Unglücksort eingetroffen zu sein. Vor allem aus den oberen Etagen hätten viele hilflose Patienten nicht evakuiert werden können, da die Feuerwehr zunächst keine Hebebühne zur Klinik gebracht habe, berichtete ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur IANS. Wer konnte, habe sich mit Hilfe von Leitern, Seilen oder zusammengeknoteten Bettlaken ins Freie gerettet.

Auch gegen Mitarbeiter des Krankenhauses gibt es schwere Anschuldigungen: Sie sollen nach Ausbruch des Feuers aus dem Gebäude geflohen sein und die Patienten sich selbst überlassen haben. "Es war schrecklich, dass die Krankenhausleitung keinen Versuch unternommen hat, eingeschlossene Patienten zu retten", sagte der Minister für Sanitärtechnik im Unionsstaat Westbengalen. "Ranghohe Mitarbeiter sind davongerannt."

Die Klinik äußerte Bedauern über die Todesfälle und wies Verstöße gegen Sicherheitsauflagen zurück. Ein Sprecher sagte, die Hinterbliebenen der Todesopfer sollten eine Entschädigung in Höhe von 200.000 Rupien (etwa 2800 Euro) erhalten.

Ministerpräsidentin Banerjee sprach von einer "schrecklichen Tragödie". Sie kündigte eine Untersuchung an. Die Verantwortlichen sollen strafrechtlich belangt werden.

In der Klinik im Süden von Kolkata hatte es bereits Ende 2008 einen Brand gegeben, bei dem jedoch niemand zu Schaden gekommen war. Im März vergangenen Jahres waren beim Brand eines mehrstöckigen Gebäudes in der Innenstadt von Kolkata mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Das Feuer war durch einen Kurzschluss ausgelöst worden.

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