Brand auf der "Costa Allegra":Passagiere in Rom erwartet

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Weil der Landungssteg zu klein war, musste die nach einem Brand manövrierunfähige "Costa Allegra" den vermeintlich rettenden Hafen verlassen und wird nun zur Seychellen-Hauptinsel Mahé geschleppt. Von dort aus sollen die mehr als 1000 Menschen an Bord noch am Donnerstag nach Rom ausgeflogen werden.

Mehr als 1000 Menschen verbringen die Nacht an Deck, sie sind vor der schwülen Hitze in ihren Kabinen geflohen. Doch auch im Freien zeigt das Thermometer 35 Grad, kühle Getränke fehlen ebenso wie Klimaanlagen oder Ventilatoren. Und die Passagiere der Costa Allegra stellen sich auf eine weitere tropische Nacht an Bord des Kreuzfahrtschiffes ein. Seit einem Brand im Maschinenraum am Montag ist das Schiff ohne Elektrizität und kann sich nicht mehr von selbst vorwärts bewegen.

Das Bild, aufgenommen von einem Flugzeug der indischen Seeüberwachung, zeigt das Kreuzfahrtschiff Costa Allegra kurz nachdem es am Montag einen Zwischenfall gemeldet hatte. Nach einem Brand im Maschinenraum ist das Schiff seitdem manövrierunfähig. (Foto: Reuters)

Eigentlich sollte der Albtraum für die Passagiere schon am Dienstag ein Ende haben. Ein französischer Thunfisch-Kutter und zwei Schlepper manövrierten die Allegra zur nächstgelegenen Seychellen-Insel Desroches, die Passagiere packten ihre Sachen. Doch als der Luxusliner das knapp fünf Quadratkilometer große Eiland erreicht hatte, wurde schnell klar: Über die winzige Landungsbrücke konnten die Passagiere nicht an Land gehen. Die Allegra wird nun weiter geschleppt, in den 230 Kilometer entfernten Hafen Victoria der Hauptinsel Mahé. Dort wird das Schiff am Donnerstagmorgen erwartet.

Dann dürfen Angehörige auch auf erste Lebenszeichen der Passagiere hoffen. Zwar hatten Helikopter die Menschen auf dem Schiff auf ihrer Odyssee nicht nur mit Lebensmitteln und Taschenlampen, sondern auch mit Satellitentelefonen versorgt, Augenzeugenberichte drangen bisher allerdings nicht von Bord. Auch die Britin Jayne Thomas hat seit dem Brand nichts von ihrer Tochter Rebecca gehört. Diese arbeitet als Tänzerin auf dem Schiff. Ihr Bruder ist ebenfalls für die italienischen Reederei Costa Crociere tätig: Er war als Tänzer an Bord der Costa Concorida, als diese im Januar vor der Toskana-Küste havarierte. Er überlebte.

"Ich dachte das war eine einmalige Sache und wir müssten diese Erfahrung nie wieder machen", sagte Jayne Thomas der BBC. "Es ist eine Laune des Schicksals, dass beide in solch unglückliche Zwischenfälle verwickelt wurden." Der Reederei mache sie jedoch keine Vorwürfe. Dieser bemüht sich unterdessen, effektives Krisenmanagement zu zeigen: Mehrere Costa-Mitarbeiter wurden aus Italien auf die Seychellen geflogen. Sie sollen sich vor Ort um die Passagiere der Allegra kümmern.

"Drei bis vier Mitarbeiter befassen sich jetzt mit den Fragen der Passagiere und klären den weiteren Reiseverlauf", sagte ein deutscher Vertreter der Reederei. Etwa zehn Costa-Crociere-Mitarbeiter bereiten zudem die Ankunft der Passagiere auf Mahé vor. Innerhalb weniger Stunden sollen sie alle nach Rom geflogen werden. Der Chef der zivilen Flugbehörde der Seychellen sagte, drei Fluzeuge mit jeweils mindestens 540 Plätzen stünden bereit, um die Passagiere aufzunehmen.

Die Seereise der Allegra sollte 26 Tage dauern und von Mauritius über Madagaskar durch den Suezkanal bis nach Savona in Italien führen. Das Schwesterschiff der Allegra, die Costa Concordia, war am 13. Januar vor der toskanischen Insel Giglio auf Grund gelaufen und havariert. Mehr als 30 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben.

© Süddeutsche.de/dapd/AFP/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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