Bombenanschlag auf Mallorca:Terror im Urlaubsparadies

Bei der Explosion in einem Ferienort kommen zwei Polizisten ums Leben, eine zweite Bombe wird später entschärft. Vorübergehend riegeln die Behörden die ganze Insel ab. Die Ermittler vermuten die Eta hinter dem Anschlag.

Wenige Stunden nach dem Bombenanschlag auf zwei Polizisten auf der spanischen Ferieninsel Mallorca haben die Ermittler einen weiteren Sprengsatz entdeckt. Die zweite Bombe befand sich den Angaben zufolge - wie die erste - unter einem Fahrzeug der Guardia Civil (Zivilgarde). Sie wurde am Abend von Experten entschärft.

Bombenanschlag auf Mallorca: Für den Anschlag in Palmanova soll die Eta verantwortlich sein

Für den Anschlag in Palmanova soll die Eta verantwortlich sein

(Foto: Foto: AP)

In unmittelbarer Nähe hatten mutmaßliche Terroristen der baskischen Untergrundorganisation Eta zuvor zwei Polizisten mit einer Haftbombe getötet, die sie ebenfalls am Streifenwagen der Beamten angebracht hatten.

Nach dem Anschlag war vorübergehend der Flughafen von Palma de Mallorca gesperrt worden - inzwischen wurde er aber wieder geöffnet. Wie die spanische Flughafenbehörde Aena mitteilte, war der Airport eine Stunde und 40 Minuten geschlossen. Es hätten keine Flüge gestrichen werden müssen. Zahlreiche Starts und Landungen verspäteten sich allerdings.

Der Flughafen, den jährlich mehr als 22 Millionen Fluggäste nutzen, war nach dem Anschlag vorübergehend gesperrt worden - um zu verhindern, dass die Täter fliehen. "Als Folge des Anschlags haben die staatlichen Sicherheitskräfte die Insel abgeriegelt, um die Flucht der Terroristen zu verhindern", hieß es in einer Mitteilung des Innenministeriums. Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP bleiben die Häfen der beliebten Ferieninsel jedoch vorerst weiter gesperrt.

Steinmeier: "Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden"

Bei den beiden Opfern handelt es sich nach Angaben der Regionalregierung um zwei Beamte der paramilitärischen Guardia Civil im Alter von 27 und 28 Jahren. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, es lägen derzeit keine Erkenntnisse vor, dass Deutsche von dem Anschlag betroffen seien. Das Generalkonsulat sei mit dem Fall befasst und stehe in engem Kontakt zu den spanischen Behörden.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte die Tat als "feigen Anschlag". Deutschland stehe in dieser schweren Stunde an der Seite Spaniens, sagte Steinmeier in Berlin. "Wir teilen die Trauer der Familien und Freunde der Opfer und hoffen auf baldige Genesung der Verletzten. Die Täter und Hintermänner dieses Anschlags müssen gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden."

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bat laut einer Mitteilung des Bundespresseamts Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero, den Angehörigen der Opfer ihr "tief empfundenes Mitgefühl" zum Ausdruck zu bringen. Merkel versicherte Zapatero, dass Deutschland im Kampf gegen den Terrorismus "Seite an Seite mit unseren spanischen Freunden" stehe.

Chaos im Flugverkehr

Die vorübergehende Schließung des Flughafens hat dennoch zu massiven Verspätungen im internationalen Luftverkehr geführt. Obwohl der Donnerstag aus Sicht der deutschen Veranstalter nicht zu den verkehrsreichsten Tagen im Reiseverkehr gehört, waren Tausende von Passagieren betroffen.

Viele Flugzeuge, die in Richtung Mallorca starten sollten, blieben in den Heimatländern zunächst am Boden. Andere Maschinen, die bereits in der Luft waren, wurden umgeleitet. In Düsseldorf mussten nach Angaben der Flugsicherung Passagiere die Maschinen wieder verlassen. Vereinzelt klagten Touristen über schlechte Informationspolitik. "Wir erfahren nichts. Weder Polizei noch Fluggesellschaft geben irgendeinen Hinweis, wie es weitergehen könnte", sagte ein Tourist aus Frankfurt der Nachrichtenagentur dpa.

Probleme bereitete die Schließung vor allem auch der Fluggesellschaft Air Berlin: Sie hat in Palma ihr Drehkreuz mit zahlreichen Umsteigeverbindungen. Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft kündigte jedoch an, wegen der kurzfristigen Sperrung der Insel keine Flüge zu streichen.

Acht noch geplante Flüge von Deutschland nach Palma sowie 18 Flüge von Palma nach Deutschland sollten mit Verspätung gestartet werden, sagte eine Sprecherin am Donnerstagabend in Berlin. Auf dem Flugplan standen Starts von München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Hannover, Stuttgart, Düsseldorf und Köln. Teils waren Passagiere schon abgefertigt worden und mussten auf den Start ihrer Maschine warten. Während der Sperrung sei kein Air-Berlin-Jet in der Luft gewesen und habe umgeleitet werden müssen, hieß es. Am Freitag sollen die Flüge wie geplant starten.

Palmanova gehört zur Gemeinde Calvià, unweit der Inselhauptstadt Palma de Mallorca. Der Sprengsatz detonierte kurz vor 14.00 Uhr vor einer Polizeikaserne in Palmanova. Die Ortschaft liegt nahe dem Marivent-Palast, der Urlaubsresidenz der spanischen Königsfamilie. An diesem Wochenende wurden König Juan Carlos und Königin Sofía auf der Balearen-Insel erwartet, die dort traditionell ihre Sommerferien verbringen wollten.

Nach Angaben der Ermittler deutet alles darauf hin, dass es sich bei dem Attentat um einen weiteren Anschlag der baskischen Untergrundorganisation Eta handelt. Laut Innenministerium deute alles auf eine Zelle der baskischen Untergrundorganisation hin, deren Mitglieder zu dem Anschlag auf die Insel gereist sein sollen. Erst am Mittwoch hatte die Eta in der nordspanischen Stadt Burgos vor einer Polizeikaserne eine 200-Kilo-Bombe gezündet und 65 Menschen verletzt.

Die EU-Kommission verurteilte den Anschlag scharf. "Die spanischen Institutionen und Behörden sollen wissen, dass sie im Kampf gegen den Terrorismus die uneingeschränkte Unterstützung der Europäischen Kommission haben", erklärte die Brüsseler Behörde.

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