Bohrinsel-Explosion in den USA:Vier Roboter gegen die Katastrophe

Während Spezialschiffe wegen stürmischen Wetters nicht auslaufen können, ruhen alle Hoffnungen auf neuartigen Tauch-Robotern. Sie sollen ein Verschluss-System aktivieren.

Mit Tauchrobotern wollen die Behörden im Süden der USA das Leck der versunkenen Ölbohrinsel "Deepwater Horizon" dichten, aus dem täglich etwa 150 Tonnen Rohöl ins Meer fließen. Der Öl-Teppich bedecke inzwischen etwa 1500 Quadratkilometer Meeresfläche vor der Küste des US-Bundesstaates Louisiana, berichtete die Zeitung Houston Chronicle.

Plattform Deepwater Horizon, AP

Ein Foto der US-Küstenwache zeigt Löscharbeiten an der Unglücksstelle unmittelbar nach der Explosion, die elf Arbeiter in den Tod riss.

(Foto: Foto: AP)

Nachdem Spezialschiffe, die das Öl aufsaugen sollten, wegen stürmischen Wetters nicht auslaufen konnten, hofft der britische Ölkonzern BP auf Erfolg durch den Einsatz der Unterwasserroboter. Sie sollen ein automatisches Ventil-Verschlusssystem aktivieren, das nicht wie erhofft funktioniert.

BP setzt insgesamt vier Roboter ein, um den Einsatz zu steuern. Die ferngesteuerten Roboter funktionieren wie unbemannte Mini-U-Boote. Der Ingenieur Richard Metcalf sagte: "Im Prinzip versuchen sie, einen Korken in eine Champagnerflasche zu stecken".

Noch ist nicht klar, ob der Einsatz der Roboter Erfolg hat."Wir haben die weltbesten Experten, die sich darum kümmern", versicherte der für Bohrungen zuständige BP-Chef Doug Suttles bei einer Pressekonferenz. Falls der überhaupt erste Versuch dieser Art fehlschlage, könne es bis zu drei Monate dauern, den Ölfluss zu stoppen.

Öl strömt aus zwei Lecks

BP-Experten wollten nach Angaben des Houston Chronicle zudem versuchen, eine kuppelartige Konstruktion über das Bohrloch zu stülpen. Das austretende Öl könnte dann in einen Tank an der Meeresoberfläche geleitet werden. Insgesamt sind 1000 Helfer im Einsatz.

Das Öl soll an zwei Stellen austreten: am letzten Bohrloch der versunkenen Plattform und aus einem Leck in einer Rohrverbindung, die zu dem Bohrloch führt.

In den nächsten drei Tagen drohe der Küste noch keine Gefahr, sagte ein Vertreter der US-Meeresbehörde. Wegen der Windrichtung hoffen Meteorologen, dass sich das Öl in den nächsten Tagen nicht weiter als bis etwa 50 Kilometer dem Festland nähert.

Die Ölpest bedroht die Küsten der Bundesstaaten Louisiana, Alabama und Mississippi. Dort befindet sich ein Ökosystem mit Wasservögeln, Garnelen und Austernbänken.

Umweltschützer warnten vor der größten Ölkatastrophe seit dem Untergang des Öltankers Exxon Valdez 1989. Damals hatten rund 50.000 Tonnen Öl die Küste im Süden Alaskas auf einer Länge von fast 2000 Kilometern verseucht. Es war die schlimmste Ölpest in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Die Bohrinsel Deepwater Horizon, die BP vom Unternehmen Transocean geleast hat, war am vergangenen Dienstag nach einer schweren Explosion in Brand geraten und am Donnerstag im Meer versunken. An Bord waren zum Zeitpunkt des Untergangs auch schätzungsweise 2100 Tonnen Diesel zum Antrieb der Maschinen. Elf der mehr als 120 Arbeiter sind vermisst, sie sind vermutlich verbrannt. 17 weitere Arbeiter wurde zum Teil schwer verletzt.

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