Bochum:Zwei Tote bei Brand in Krankenhaus

Lesezeit: 1 min

Das Feuer breitete sich rasend schnell aus, vermutlich wegen der Gasflaschen für die Beatmungsgeräte. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Das Feuer bricht in der Nacht aus und breitet sich rasend schnell im Gebäude aus. Zwar gibt es Rauchmelder in den Patientenzimmern der Klinik Bergmannsheil, aber keine Sprinkleranlagen.

Von Bernd Dörries, Düsseldorf

Als die Feuerwehr Freitagmorgen um 2.41 Uhr am Krankenhaus Bergmannsheil ankam, standen Patienten auf den Balkonen, in ihrem Rücken loderten die Flammen. Manche hatte sich bereits Bettlaken zusammengeknotet, um sich abzuseilen. In den nächsten Stunden waren etwa 400 Polizisten und 160 Feuerwehrleute in Bochum im Einsatz, um Patienten aus dem brennenden Trakt des Universitätsklinikums zu retten. Zwei Patienten kamen ums Leben, sieben wurden schwer verletzt. Vier Menschen wurden mit schwersten Verletzungen in Spezialkrankenhäuser geflogen. Etwa 120 Patienten wurden aus dem Gebäude in Sicherheit gebracht, manche mit Drehleitern, andere wurden von Helfern sechs Stockwerke ins Freie getragen.

Erst gegen zehn Uhr am Morgen war das Feuer unter Kontrolle. Es war in einem Patientenzimmer ausgebrochen und hatte sich rasend schnell ausgebreitet, viel schneller aus bei anderen Bränden, wie die Feuerwehr sagt. Ursache seien möglicherweise die Gasflaschen für Beatmungsgeräte gewesen, die auf den Stationen lagern. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung berichtet von einer Krankenschwester, die in dem Zimmer, in dem der Brand ausbrach, eine "lichterloh" brennende und tanzende Patientin gesehen haben will, die 61-jährige Patientin überlebte das Feuer nicht. "Suizidale Absichten sind nicht auszuschließen", teilte die Polizei mit.

Das Bergmannsheil wurde vor 125 Jahren von der Bergbau-Berufsgenossenschaft als erste Unfallklinik der Welt gegründet, um die Bergleute zu versorgen, die bei Unglücken unter Tage verletzt wurden. 40 Jahre nach der Schließung der letzten Zeche in Bochum ist das Bergmannsheil unter anderem auf Brandverletzungen spezialisiert.

Die Universitätsklinik wird den Betrieb trotz des Brandes aufrecht erhalten, Intensivstation und Operationssäle waren von dem Feuer nicht betroffen, die Großküche des Klinikums steht nach den Löscharbeiten aber unter Wasser. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte nach dem Brand, dass Sprinkleranlagen in allen Patientenzimmern zur Pflicht werden. "Rund 40-mal im Jahr brennt es in deutschen Krankenhäusern, noch häufiger in Behinderten- und Pflegeeinrichtungen", sagte Vorstand Eugen Brysch. Krankenhaus- und Pflegeheimbetreiber würden aber ebenso halbherzig reagieren wie die Politik in den Ländern. Nach Auskunft der Stadt Bochum gab es in allen Patientenzimmern Brandmelder. Diese hätten auch den Alarm bei der Feuerwehr ausgelöst. Sprinkler habe es in dem Gebäude aber nicht gegeben.

Die von der Landesregierung eingeführte Warn-App Nina informierte die Bürger erst gegen neun Uhr über den Großbrand, etwa sechs Stunden nach Ausbruch.

© SZ vom 01.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: