Birma:Eine Million Kinder brauchen Hilfe

Nach der Verwüstung duch den Zyklon Nargis sind laut Unicef-Schätzungen jetzt rund eine Million Kinder von schweren Krankheiten bedroht. Außerdem wird der Reis knapp; Hilfswerke rufen zu Spenden auf.

Eine Million Kinder sind nach Unicef-Schätzungen im Katastrophengebiet von Birma auf schnelle Hilfe angewiesen. Zwei Wochen nach dem Zyklon seien besonders Kinder von lebensgefährlichen Krankheiten bedroht, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Köln mit.

Birma: Laut Unicef-Schätzungen sind eine Million Kinder in Birma vom Tod bedroht.

Laut Unicef-Schätzungen sind eine Million Kinder in Birma vom Tod bedroht.

(Foto: Foto: dpa)

Immer mehr von ihnen leiden demnach unter Durchfall, Hautkrankheiten und Atemwegserkrankungen. Viele hätten ihre Eltern verloren oder seien von ihnen getrennt worden. Unicef unterstütze die Registrierung und Betreuung dieser Kinder und helfe mit Radioaufrufen bei der Suche nach Angehörigen.

Nach einer solchen Katastrophe hänge das Leben vieler Kinder davon ab, ob es gelinge, in den ersten zwei bis vier Wochen die Grundversorgung mit Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Hilfe sicherzustellen. In Birma sei leider schon viel Zeit verloren gegangen. Unicef habe bisher über 70 Hilfstransporte und Erkundungsmissionen im Irrawaddy-Delta und im Großraum Rangun unternommen.

In Notaufnahmelagern seien 14 Kinderschutzzonen eingerichtet worden. Hilfsgüter werden den Angaben zufolge nicht an das Militär übergeben, sondern in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wie dem örtlichen Roten Kreuz verteilt.

Land braucht dringend Reissamen

Birma braucht dringend Reissamen und Dünger, um die Versorgung der Bevölkerung für den Rest des Jahres sicherzustellen. Darauf hat die Welternährungsorganisation FAO in Bangkok aufmerksam gemacht.

Die Bauern hätten ihre gesamten Vorräte aus der Ernte von März und April verloren, ebenso die Samen für die neue Aussaat, sagte FAO-Sprecher Diderik de Vleschauwer. "Es ist ein Wettlauf mit der Zeit", betonte er. Wenn die zerstörten Felder im Irrawaddy-Delta nicht rehabilitiert und der Reis bis Ende Juni gepflanzt werde, drohe schwerer Reismangel.

In Berlin hat die Aktion Deutschland Hilft (ADH) dringend um weitere Spenden für die Opfer des Zyklons gebeten. ADH-Geschäftsführerin Manuela Roßbach sagte, bei ihrer Organisation seien bislang 1,95 Millionen Euro eingegangen. Das sei "eine schöne Summe", aber angesichts der dramatischen Lage bei weitem nicht ausreichend.

Unter dem Dach von ADH sind verschiedene Hilfsorganisationen wie Malteser, Johanniter und World Vision vereint. "Es kann geholfen werden", sagte ADH-Koordinator Moritz Wohlrab, der die vergangenen Tage in Birma verbracht hat. In der Katastrophenregion haben die ADH-Mitglieder den Angaben zufolge bislang 65 Tonnen Reis und mehr als eine Million Tabletten zur Wasserentkeimung verteilt. Im Irrawaddy-Delta sei zudem mittlerweile eine Notfall-Klinik errichtet worden.

Militär errichtet Flüchtlingslager

Unterdessen berichtet das Online-Magazin The Irrawaddy, das von Birmanen im Exil publiziert wird, dass das Militär im Notgebiet hart durchgreife: So würden obdachlose Menschen in Flüchtlingslagern zusammengetrieben.

In Labutta im zerstörten Irrawaddy-Delta sollen Überlebende aus einem Tempel geholt und in ein Flüchtlingslager gebracht worden sein. Aye Kyu, ein Mitglied der Oppositionspartei "National League for Democracy", berichtet laut The Irrawaddy, dass es in dem Lager lediglich 60 Zelte für 1000 Flüchtlinge gebe, jetzt sollten dort aber 10.000 Menschen untergebracht werden.

Außerdem berichtet ein medizinischer Helfer in Labutta, dass die Behörden lokale Hilfsgruppen bei ihrer Arbeit behinderten: So hätten junge Menschen versucht, Reis und Curry-Gerichte zu verteilen, seien dabei aber von einem Militäroffizier gestoppt worden.

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