Betrunkener Politiker:Reise ins Blaue

Juri Luzenko, ukrainischer Innenminister, und sein Sohn haben offenbar bei einem Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Seoul randaliert.

Christian Mayer

Der Albtraum aller Stewardessen ist dieser verhaltensauffällige Typ, der nach Alkohol riecht, aber schon wieder einen Drink bestellt, dabei immer aggressiver wird und seine Mitmenschen auf peinliche Art belästigt. Oft sind solche Gäste auf engstem Raum kaum zu disziplinieren; nicht selten sind sie ein Sicherheitsrisiko.

Betrunkener Politiker: Juri Luzenko, Innenminister der Ukraine, hat im Flugzeug randaliert.

Juri Luzenko, Innenminister der Ukraine, hat im Flugzeug randaliert.

(Foto: Foto: dpa)

Wer richtig ausfällig wird oder Flugbegleiter angreift, muss am Boden mit Konsequenzen rechnen: Meist wartet die Polizei auf den Unbelehrbaren. Es hat Fälle gegeben, da sah sich der Pilot sogar zu einer Notlandung gezwungen - zuletzt geschehen bei einem Flug in den USA, als sich ein Randalierer Zutritt ins Cockpit verschaffen wollte.

Auch in Frankfurt kam es gerade wieder zu einer Flug-Behinderung mit Konsequenzen. Wie die Polizei bestätigt, wollten dort zwei ukrainische Passagiere nach einem Zwischenstopp am Montagabend nach Seoul weiterreisen. Doch offenbar waren die Männer viel zu betrunken, um den Lufthansa-Flug antreten zu können. Es handelte sich, wie sich bald herausstellte, um Juri Luzenko, 44, Innenminister der Ukraine, und seinen 19-jährigen Sohn, der angeblich in Handschellen mit aufs Revier musste, weil er randaliert hatte. Erst am Dienstagabend konnten die Luzenkos die Weiterreise nach Südkorea antreten.

Die Frankfurter Polizei und die Fluggesellschaft bestätigen zwar die Handgreiflichkeiten, zu Einzelheiten will man sich aber nicht äußern. Vier Beamte sollen bei der Auseinandersetzung verletzt worden sein. Die Sache ist delikat, und es verwundert nicht, dass die ukrainische Regierung alles dementiert - es habe lediglich Probleme mit den Reisepapieren gegeben.

Der Eklat hat nun auch politische Konsequenzen, denn der Präsident der Ukraine, Viktor Juschtschenko, forderte seine Regierung auf, den Vorfall gemeinsam mit den deutschen Behörden aufzuklären. Erst im November 2008 waren in Frankfurt zwei russische Seeleute festgenommen worden, die auf dem Flug aus den USA nach Deutschland eine Zwei-Liter-Flasche Wodka geleert und auf der Toilette geraucht hatten.

In jedem Fall empfiehlt es sich, Anweisungen der Flugbegleiter nicht komplett zu ignorieren. Der polnische Politiker Jan Maria Rokita musste im Februar die Erfahrung machen, in Handschellen aus einer Lufthansa-Maschine geführt zu werden. Der 49-jährige Ex-Minister wollte mit seiner Ehefrau Nelly von München nach Krakau fliegen, als es zu einem Wortgefecht mit dem Flugpersonal kam - angeblich wollte Rokita seinen Mantel nicht in das vorgesehene Fach legen und sich auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht anschnallen. Fliegen durfte Rokita jedenfalls nicht, denn der Pilot ließ ihn sicherheitshalber aus seiner Maschine expedieren, was in Polen zu erregten Reaktionen führte.

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