Beschluss:Der Preis der Schönheit

Die Bundesregierung will gepiercte, tätowierte oder operativ verschönte Menschen künftig mehr an den Folgekosten beteiligen. Die SZ klärt die wichtigsten Fragen für alle, die Körperschmuck tragen, sich welchen zulegen oder ihn schon wieder loswerden wollen.

Paul-Anton Krüger

Oberarm-Tattoo, Arschgeweih, gepiercter Bauchnabel - den Deutschen ist ihre Eitelkeit in den vergangenen Jahren viel Schmerz und noch mehr Geld wert gewesen. Nun sollen sie aber auch für die Folgen aufkommen. Das Bundeskabinett hat beschlossen, dass sich Patienten künftig an den Kosten für die medizinische Versorgung beteiligen müssen, wenn sie nach einer Schönheitsoperation, einer Tätowierung oder einem Piercing behandelt werden müssen.

Arschgeweih, dpa

Zwar sind gewisse Tätowierungen ein wenig aus der Mode gekommen. Wer dennoch auf Körperschmuck nicht verzichten will, soll bei Komplikationen künftig selbst zahlen.

(Foto: Foto: dpa)

Dadurch würden die Kassenbeiträge zwar nicht sinken, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Man rechne aber mit Einsparungen von bis zu 50 Millionen Euro pro Jahr. Die SZ klärt die wichtigsten Fragen für alle, die Körperschmuck tragen, sich welchen zulegen oder ihn schon wieder loswerden wollen.

Der Preis der Schönheit

Wer zahlt bei Komplikationen?

Piercing, dpa

Die Wunden bei Piercings müssen sorgfältig nachbehandelt werden.

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Die bisherige Rechtslage sieht nach Angaben einer Sprecherin des AOK-Bundesverbands eine "umfassende Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen" vor. Die Kassen zahlen also etwa auch bei selbst verschuldeten Unfällen, wobei Unfälle in Risikosportarten künftig möglicherweise davon ausgenommen werden sollen.

Nur wer sich vorsätzlich eine Krankheit zufügt, kann laut Gesetz von der Kasse in Regress genommen werden. Wenn es zum Beispiel beim Tätowieren oder Piercen zu Komplikationen kommt, übernehmen die Kassen bislang ebenfalls die Kosten für die medizinische Behandlung. Auch wer privat versichert ist, kann solche Folgebehandlungen abrechnen, solange diese medizinisch notwendig sind.

Welche Komplikationen können auftreten?

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Tattoos, AP

Man sollte sich genau überlegen, wo man sich tätowieren lassen möchte.

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Vor allem bei neuen Piercings kann sich die Einstichstelle entzünden, wie jede andere Wunde auch. Deswegen sollte nach dem Einlegen des Schmuckstücks die Einstichstelle desinfiziert und abgedeckt werden, rät das Bayerische Landesamt für Gesundheit (BLG).

Die Wunde muss sorgfältig nachbehandelt werden. Beim Piercing seien zusätzlich Schäden durch Verletzungen des Gewebes möglich. Es bestehe immer die Gefahr, dass Blutgefäße oder Nerven verletzt würden. Außerdem könnten sich an der Wunde wuchernde narbige Veränderungen bilden.

Bei Tätowierungen sind Hautärztin Elisabeth Rowe vom Dermatologischen Zentrum Berlin in 15 Jahren noch keine Komplikationen untergekommen. Das BLG warnt jedoch vor möglichen Langzeitfolgen für die Gesundheit durch bestimmte Farbstoffe in Tätowierfarben.

Wer muss für die Entfernung von Tätowierungen aufkommen?

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Beschluss: Die Studios sollten sorgfältig ausgewählt werden.

Die Studios sollten sorgfältig ausgewählt werden.

(Foto: Foto: ddp)

Grundsätzlich gilt, dass man sich vor einer Tätowierung genau überlegen sollte, wo am Körper man sich welches Motiv in die Haut stechen lässt. Denn wenn Tattoos aus ästhetischen Gründen entfernt werden sollen, muss der Patient dies grundsätzlich selbst bezahlen.

Ausnahmen gibt es nur, wenn medizinische Gründe die Entfernung erforderlich machen, etwa wenn Allergien auftreten. Nur in diesen äußerst seltenen Fällen übernehmen sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenversicherungen die Kosten.

Wie werden Tätowierungen und Piercings entfernt?

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Hautärzte setzen meistens gebündeltes Laserlicht ein, um Tätowierungen zu entfernen. "Die Laser sprechen spezifisch auf die Farbpigmente unter der Haut an", erläutert Elisabeth Rowe vom Dermatologischen Zentrum Berlin. Das Lymphsystem des Körpers transportiert die Rückstände der Farbe dann allmählich ab. In der Regel sind mehrere Sitzungen nötig, bis eine Tätowierung vollständig verschwunden ist.

Die Kosten sind abhängig von der Größe des Tattoos, können aber insgesamt vierstellige Beträge durchaus erreichen. Kleine Schriftzüge können auch chirurgisch entfernt werden, aber "Laser ist schon die eleganteste Lösung, weil er bei professioneller Anwendung keine Narben hinterlässt", wie Howe sagt. Piercings wird man schneller und billiger los: Einfach den Ring oder Stab entfernen. Lediglich kleine Löcher im Gewebe bleiben zurück, die mittels einer kleinen kosmetischen Operation entfernt werden können.

Wie lassen sich Komplikationen vermeiden?

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Die beste Vorsorge ist die sorgfältige Auswahl des Studios. Der Arbeitsplatz des Piercers oder Tätowierers sollte von den übrigen Bereichen des Studios abgegrenzt sein.

Die Haut muss desinfiziert werden, das Arbeitsgerät steril sein. Am besten lässt sich das kontrollieren, wenn alle für das Piercing oder Tattoo erforderlichen Gegenstände vor den Augen des Kunden aus der sterilen Verpackung entnommen werden.

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