Berufungsprozess in Perugia:Zeuge belastet Amanda Knox

Rückschlag für den "Engel mit Eisaugen": Im Berufungsprozess um den Mord an Meredith Kercher hält ein ebenfalls verurteilter Mann die Amerikanerin und ihren italienischen Exfreund für schuldig. Zuvor hatten sie mehrere Zeugen, darunter ein Mafioso, in Schutz genommen.

Amanda Knox, oft als "Engel mit den Eisaugen" bezeichnet, hat in ihrem Berufungsprozess um den Mord an einer Studentin in Italien nicht die erhoffte Hilfe eines Zeugen erhalten.

Amanda Knox Appeal Hearing In Perugia

"Er weiß, dass wir es nicht waren": Amanda Knox im Gerichtssaal in Perugia.

(Foto: Getty Images)

Die Amerikanerin und ihr früherer italienischer Freund Raffaele Sollecito hätten die britische Austauschstudentin Meredith Kercher umgebracht, sagte der Ivorer Rudy Guede am Montag vor dem Gericht in Perugia. Der schon vor dem Pärchen in einem Schnellverfahren für die Tat zu 16 Jahren Gefängnis verurteilte Guede widersprach damit einem Entlastungszeugen der Amerikanerin. Auch im Kreuzverhör hielt Guede an seiner Aussage fest: "Ich habe immer gesagt, wer in dieser verfluchten Nacht in dem Haus war", sagte er.

Der Kindermörder Mario Alessi hatte ausgesagt, Guede habe ihm im Gefängnishof erzählt, nicht Knox und Sollecito, sondern ein anderer Afrikaner habe die junge Britin ermordet. Er habe niemals mit Alessi darüber gesprochen, sagte Guede nun.

Knox und Sollecito waren 2009 für den Mord an der Britin in Perugia zu 26 und 25 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das 21-jährige Mordopfer war zwei Jahre zuvor halbnackt und mit durchschnittener Kehle in dem Haus gefunden worden, das sie gemeinsam mit Knox und zwei Italienerinnen in Perugia bewohnte. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wurde sie ermordet, weil sie sich weigerte, bei Sexspielen mitzumachen. Die Ermittler gehen davon aus, dass Knox, Sollecito und Guede an der Tat beteiligt waren.

Dubioses Alibi

Die Angeklagten beteuerten - ebenso wie der Mann von der Elfenbeinküste - immer ihre Unschuld. Über Guedes Aussage zeigten sie sich schockiert: "Er weiß, dass wir es nicht waren", so die amerikanische Studentin. Sie sei "von Schmerz geplagt".

Doch nicht nur Alessi, sondern auch Mafiaboss Luciano Aviello hatte Knox und Sollecito bereits entlastet. Aviello, der im Gefängnis von Neapel sitzt, hatte vor Gericht ausgesagt, Kercher sei von seinem eigenen Bruder während eines missglückten Raubüberfalls umgebracht worden. Wie die Onlineausgabe des britischen Guardian berichtet, habe Aviello einem Mithäftling erzählt, dass ihm die italienische Abgeordnete und Verteidigerin Sollecitos, Giulia Bongiorno, 70.000 Euro für die Story angeboten hat. Aviello habe ihm anvertraut, dass er angeblich "kontaktiert wurde, um im Prozess für Verwirrung zu sorgen", heißt es in dem Bericht. Ein weiterer Zeuge bestätigte die vermeintliche Bestechung: Bongiorno habe dem Neapolitaner sogar 158.000 Euro angeboten, und Aviello wollte sich mit dem Geld offenbar eine Geschlechtsumwandlung finanzieren.

Während der Berufungsprozess sich dem Ende zuneigt, können die beiden Angeklagten in dieser Woche noch auf entlastende Ergebnisse der DNA-Experten setzen. Diese sollen sich in ihrem Gutachten dazu äußern, wie verwendungsfähig mögliche DNA-Spuren in diesem reinen Indizienprozess überhaupt noch seien.

Auf der mutmaßlichen Mordwaffe, einem Messer, waren ursprünglich DNA-Spuren des Opfers und auch von Knox gefunden worden, auf einem Büstenhalter der getöteten Britin auch Hinweise auf den italienischen Angeklagten. Die Werte waren nach dem Urteil in erster Instanz jedoch für zu ungenau befunden worden.

Am 25. Juli sollen in Perugia die Schlussplädoyers gehalten werden.

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