Gewalttat:Leiche aus Berliner Kirchenruine identifiziert

Toter in Berliner Kirchenruine gefunden

Auf dem Gelände der Franziskaner-Klosterruine in Berlin Mitte wurde eine männliche Leiche gefunden. Die Spurensicherung untersucht den Fundort.

(Foto: Paul Zinken/dpa)

Passanten hatten die Leiche in einer Kirchenruine in Berlin-Mitte entdeckt, das Gesicht entstellt durch massive Verletzungen. Nun ist klar: Bei dem Toten handelt es sich um einen jungen Israeli, der offenbar gewaltsam zu Tode kam.

Von Verena Mayer, Berlin

Die alte Franziskaner-Klosterkirche in Berlin-Mitte ist eine Ruine. Fensterbögen aus Backstein ragen noch in die Höhe, die Kirche wurde im Krieg zerstört. Die Ruine steht hier, weil sie ein Mahnmal ist. Zu Ostern nun wurde die Kirche offenbar zum Tatort eines Verbrechens. Passanten fanden in der Nacht zum Ostersonntag die Leiche eines junges Mannes, der gewaltsam zu Tode gekommen war. Er war so sehr an Kopf und Gesicht entstellt, dass seine Identität nicht eindeutig festgestellt werden konnte.

Seit Mittwoch ist klar, dass der Mann 22 Jahre alt war und aus Israel stammte. In der Tasche seiner Jogginghose wurde ein israelischer Pass gefunden. Woher der junge Mann genau kommt, wurde bislang allerdings nicht bekannt. Die Todesursache wird noch untersucht. Der Mann habe "massive Verletzungen" erlitten, heißt es bei der Berliner Polizei. Die Leiche wird am Institut für Rechtsmedizin obduziert.

In Berlin werden Zeugen gesucht, drei Personen haben sich gemeldet. Die Passanten, die am Ostersonntagmorgen durch die Ruine gingen und den Toten hinter einer Backsteinmauer fanden, hatten nichts mit der Tat zu tun. Die Kirche liegt in der Nähe des Alexanderplatzes, rundherum sind Clubs, das Rote Rathaus ist nicht weit. Manchmal halten sich Obdachlose in der Ruine auf, die frei zugänglich ist.

Der junge Mann hat vermutlich keine Bleibe gehabt

Israelische Medien berichten, der junge Mann habe sich zu Pessach bei Chabad Berlin angemeldet, einer jüdischen Institution, die ein Bildungszentrum, Synagogen und eine Schule betreibt und an den jüdischen Feiertagen Veranstaltungen organisiert. Ein Rabbi von Chabad Berlin sagte dem israelischen Online-Portal Walla!, er habe den jungen Mann gekannt, "er war lange Zeit bei uns". Ein Chabad-Zentrum sei ganz in der Nähe der Kloster-Ruine. Ein anderer Rabbi von Chabad Berlin erzählte, der junge Mann habe offenbar keine Bleibe gehabt. "Wir haben ihm Essen gegeben und ihm einen Schlafplatz organisiert." Der Mann habe sich bedankt, dann sei er gegangen und am Sederabend nicht mehr aufgetaucht.

Die israelische Botschaft in Berlin wurde eingeschaltet und ist nun dabei, die Angehörigen ausfindig zu machen. Den Namen des jungen Mannes wolle man aus Respekt für die Hinterbliebenen zunächst nicht publik machen, sagte eine Sprecherin am Mittwoch.

Warum der Mann getötet wurde und ob er womöglich Opfer eines Hassverbrechens oder einer antisemitisch motivierten Gewalttat wurde, muss nun die Mordkommission klären. Der Fall sorgt in Israel für großes Aufsehen, in der Hauptstadt leben schließlich rund 20 000 Israelis. Viele von ihnen sind Studenten und junge Künstler, die für einige Jahre nach Berlin gezogen sind, weil die Lebenskosten hier günstiger sind als in Israel.

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