Berlin:Schnutes Erbe

Dass das Wappentier Berlins der Bär ist, wissen die meisten. Dass dieses Wappentier allerdings gerade aus dem Leben geschieden ist, weiß kaum jemand.

Von Verena Mayer

Dass das Wappentier Berlins der Bär ist, wissen alle, die schon mal Post von einer Berliner Behörde bekommen haben. Dass dieses Wappentier die längste Zeit quicklebendig war, ist selbst vielen Berlinern nicht klar. Aber so war es: Bis vor einem Jahr wurden die Berliner Bären in einem Zwinger mitten in der Stadt gehalten, Dutzende waren es im Lauf der Zeit, zahlreiche Jungtiere wurden geboren. Zuletzt tappte die Stadtbärin Schnute auf dem kleinen Areal mit ein bisschen Grün und einem Wasserbecken herum. Mit 34 war sie im Oktober 2015 dann so alt und herzkrank, dass sie eingeschläfert werden musste.

Mit Schnute ging ein Kapitel Berliner Stadtgeschichte zu Ende, das lange umstritten war. Tierschützer hatten schon lange gegen den Zwinger protestiert, der alles andere als artgerecht war. Was nicht heißt, dass nun alles in Ordnung wäre, im Gegenteil: Jetzt geht die Diskussion erst richtig los. Die Frage ist, was mit dem Areal am Köllnischen Park in Berlin-Mitte passieren soll, das sich in allerbester Hauptstadtlage befindet.

Die Investoren sind in diesem Teil Berlins nie weit. Das Gebäude gegenüber dem Bärenzwinger, in dem früher die SED-Parteihochschule Karl Marx untergebracht war, wird bereits umgebaut, hier entstehen Eigentumswohnungen und hochpreisige Lofts. Andere sehen in dem Zwinger bereits eine neue Berliner Party-Location, einen Shop für das benachbarte Märkische Museum oder zumindest eine Dauerausstellung über die Berliner Stadtbären. Und da ist noch Prinzessin Maja von Hohenzollern. Die in Marbella lebende Prinzessin hat sich dem Tierschutz verschrieben und will für das Areal eine 20 Tonnen schwere und vier Mal vier Meter große Skulptur aus Naturstein stiften. Sie soll eine Pfote und eine menschliche Hand zeigen und der Verbindung zwischen Mensch und Tier ein Denkmal setzen.

Das allerdings will der Bezirk Mitte, dem der Zwinger gehört, unter keinen Umständen. Dies habe keine ästhetischen Gründe, sagt die zuständige Bezirksstadträtin Sabine Weißler (Grüne). Der Bezirk nehme einfach keine Schenkungen an. Weißler hätte am liebsten, dass das Areal, das zum Teil denkmalgeschützt ist, eine Freifläche wird. Sie kann sich ein Urban-Gardening-Projekt darauf vorstellen oder eine Art Gemeinschaftszentrum für die Anwohner. "Die Gegend braucht keine zusätzlichen Cafés", sagt Weißler. Entscheidung ist in nächster Zeit keine zu erwarten, und so wird mit dem typischen Berliner Ort erst einmal etwas sehr Berlintypisches passieren: nichts.

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