Berlin:Nachts im Museum

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Nach dem Raub einer 1000-Kilo-Münze im Wert von mehreren Millionen Euro vor drei Monaten sind nun vier Männer festgenommen worden, darunter auch ein Museumswärter und ein Wachmann.

Von Pia Ratzesberger

Sein Job war es aufzupassen, dass nichts wegkommt im Bode-Museum. Stattdessen aber hat ein Museumswärter den Einbrechern offenbar geholfen, in der Nacht vom 27. März mal eben eine hundert Kilogramm schwere Goldmünze aus dem zweiten Stock zu stehlen. 53 Zentimeter Durchmesser, drei Zentimeter dick, geschätzter Wert: 3,75 Millionen Euro.

Der Aufseher soll den Einbrechern vorher Hinweise gegeben haben, er ist nun festgenommen worden, genau wie drei weitere Personen, wie die Polizei in Berlin am Mittwoch mitteilte. Sie ist einen großen Schritt weiter bei der Aufklärung jenes rätselhaften Diebstahls. Mehr als drei Monate nach der Tat waren am Mittwochmorgen in der Hauptstadt etwa 300 Einsatzkräfte unterwegs, um vor allem im Stadtteil Neukölln Wohnungen zu durchsuchen, auch einen Juwelierladen. In Brandenburg gab es ebenfalls eine Durchsuchung.

Die Staatsanwaltschaft Berlin geht nach eigenen Angaben von einer "organisierten Bandenstruktur aus", für die Tat verantwortlich sei wohl "ein Clan". Es werde momentan gegen neun weitere Personen aus dem Umfeld ermittelt, es sei nicht auszuschließen, dass es noch einen zweiten Komplizen im Museum gab: einen Wachmann, der in der Nacht des Einbruchs seine Runde drehte. Eine Verurteilung der vier bisher Festgenommenen sei "sehr wahrscheinlich", hieß es von Seiten der Staatsanwaltschaft. Die sitzen nun in Untersuchungshaft, laut Ermittlern sind sie zwischen 18 und 20 Jahre alt, für sie gilt also das Jugendstrafrecht.

Das Rätsel aber, wo die schwere Riesenmünze ist, haben die Ermittler bislang nicht gelöst. "Meine Hoffnung, dass wir auch nur einen Teil finden, ist relativ gering", sagte Carsten Pfohl vom Landeskriminalamt Berlin. Die Täter hätten die Münze vermutlich bereits verkauft, zumindest Teile davon. Selbst wenn die Münze noch auftauchen sollte, wäre sie wohl kaum in einem guten Zustand: Zweimal haben die Einbrecher das massive Goldstück offenbar auf der Flucht fallen lassen, einmal auf die S-Bahn-Gleise neben dem Museum und ein zweites Mal vom Bahndamm in den angrenzenden Monbijoupark.

Vergangene Woche hatte die Berliner Polizei Aufnahmen von Überwachungskameras am S-Bahnhof Hackescher Markt veröffentlicht, von dort sollen die Täter in jener Nacht die Gleise entlang bis zum Museum gelaufen und zwischen drei und vier Uhr nachts über eine Leiter eingestiegen sein. Anschließend seilten sie sich laut Polizei wohl in den Park ab und flüchteten mit einem Auto.

Die Bilder der Überwachungskameras zeigen drei schwarz gekleidete Männer, Kapuzen ins Gesicht gezogen, Köpfe gesenkt. Zwei von ihnen sind offenbar unter den Festgenommenen. Die Ermittler beschlagnahmten zudem vier Schusswaffen, einen "niedrigen sechsstelligen Geldbetrag" sowie Fahrzeuge und Kleider. Die Ermittler hoffen, daran Spuren von Gold zu finden.

Seinen Job im Museum hatte der verhaftete mutmaßliche Hinweisgeber erst im März angetreten, laut Landeskriminalamt hatte er wohl nicht von Beginn an die Absicht zu spionieren. Das sei Zufall gewesen, sagt Pfohl, der Mann habe vermutlich "die Gelegenheit erkannt". Die Einbrecher hätten schon vorher einen Versuch gestartet: Einige Tage vor dem Einbruch waren die vermummten Männer ebenfalls auf Überwachungsvideos am Hackeschen Markt zu sehen, am Museumsfenster hatten sie in dieser Nacht außen einen von sechs Sicherheitsbolzen durchtrennt. Dort stellte man am nächsten Tag nur einen Sprung an der Scheibe fest.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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