Berlin:Leichenteile von vier Säuglingen abgegeben

Beim Entrümpeln einer Wohnung in Berlin-Charlottenburg findet ein Mann die Überreste von vier Babys. Deren Mutter hat sich im Juli das Leben genommen.

Nach dem grausigen Fund von Leichenteilen von vier Babys in einer Wohnung in Berlin-Charlottenburg gehen die Ermittlungen intensiv weiter. Vernommen werde vor allem der 49-Jährige, der vielleicht näheren Aufschluss geben könnte, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Er hatte bei einer Auflösung der Wohnung seiner Bekannten in der Krummen Straße die Leichtenteile entdeckt und am Mittwoch zur Polizei gebracht.

Es sei völlig unklar, was mit den vier Babys geschehen sei und wie sie zu Tode gekommen sind, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Eine offensichtliche Todesursache gebe es nicht. Nun müsse zunächst ermittelt werden, ob die Säuglinge getötet wurden, verhungert seien oder ob es sich um Totgeburten handele, so Steltner.

"Wir wissen nicht, ob die Kinder tot geboren oder ob sie getötet wurden - und wenn ja, von wem", erklärte ein Polizeisprecher. "Wir haben nur viele, viele Vermutungen." Bislang werde angenommen, dass die Babys nicht zerstückelt wurden. Die kleinen Körper seien durch die Verwesung möglicherweise zerfallen.

Die Leichenteile lagen bereits einige Zeit in der leerstehenden Wohnung in dem 19-stöckigen Hochhaus direkt am U-Bahnhof Deutsche Oper, ohne dass es jemand bemerkt hatte. Der 49-Jährige hat die Leichenteile nach Angaben der Staatsanwaltschaft in einem Hocker mit Fach gefunden und sie in dem Möbelstück in einer Polizeiwache abgegeben.

Die ersten gerichtsmedizinischen Untersuchungen der Leichenteile haben bereits am Donnerstagabend stattgefunden. Daraus hat sich bislang nur ergeben, dass die Überreste zu insgesamt vier Säuglingen gehören. Ihr Alter ist unklar. Das endgültige Ergebnis der von der Staatsanwaltschaft veranlassten Obduktion liegt noch nicht vor.

Nach derzeitigem Stand ist die Bekannte des Mannes, der die Leichenteile der Polizei übergab, auch die Mutter der toten Säuglinge. Sie hatte sich im vergangenen Juli im Alter von 46 Jahren das Leben genommen, war aus einem oberen Geschoss des Wohnblocks, in dem knapp 100 Mietparteien wohnen, in die Tiefe gesprungen. Eine Angestellte eines Backshops gegenüber berichtete der Nachrichtenagentur AP über Gerüchte, wonach die Frau aus verschmähter Liebe aus einem Fenster gesprungen sei.

Die Staatsanwaltschaft wollte keine näheren Angaben zu der Mutter machen, ebenso ungeklärt ist die Frage, wer der Vater der Kinder ist oder ob es womöglich mehrere Väter gibt. Anwohnern zufolge soll die Mutter nicht lange in dem Haus gewohnt haben. Einen Verdacht gegen den Mann, der die Leichenteile gefunden hat, gibt es nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht.

Der Fall erinnert an den Fund von neun toten Babys im brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd im Sommer 2005. Sie waren bei der Entrümpelung von Verwandten der Mutter in Blumenkästen, einem mit Sand gefüllten Aquarium und Eimern gefunden worden. In dem Gerichtsprozess hatte die alkoholabhängige Mutter zugegeben, ihre Kinder nach der Geburt getötet zu haben. Sie wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: