Berlin:Hundertmal John

Die Berliner Polizei zeigt die aus dem Nachlass John Lennons entwendeten Gegenstände. Wann erhält Yoko Ono sie zurück? Einer der Beschuldigten ist Koral Karsan, der jahrelang als Chauffeur für Ono gearbeitet hatte.

Von Anna Dreher

Yoko Ono hat die Sachen gleich erkannt. Die Tagebücher, die Brillen, das Schulheft, das Zigarettenetui. Nun lagen all diese Gegenstände wieder vor ihr, Jahre später, aufgetaucht in Berlin: ein Teil des Nachlasses ihres verstorbenen Mannes John Lennon. "Bei der Vernehmung war sie sehr gerührt", sagte Staatsanwältin Susann Wettley am Dienstag im Berliner Polizeipräsidium. "Man hat deutlich gemerkt, dass sie an all dem hängt und es gerne zurückhaben möchte."

Pk Diebesgut aus Lennons Nachlass

John Lennons berühmte Brille

(Foto: dpa)

Anfang November war die 84-jährige Witwe des Beatles-Sängers im deutschen Konsulat in New York als Zeugin befragt worden nach einem Fund, den die Berliner Staatsanwaltschaft als außergewöhnlich bezeichnet: Vor wohl elf Jahren wurde Dinge aus Yoko Onos Wohnung gestohlen, im Juli tauchten sie in Berlin wieder auf. Darunter das letzte Tagebuch des Musikers. Es endet am 8. Dezember 1980, an jenem Tag schrieb Lennon über den Fototermin, bei dem das berühmte Bild entstand, auf dem er Yoko Ono nackt auf einem Bett umarmt. Am Abend desselben Tages war Lennon tot, erschossen vor seinem Wohnhaus. Der Insolvenzverwalter eines Berliner Auktionshauses hatte sich wegen der Gegenstände an das Landeskriminalamt gewandt. Am Montag nahmen Ermittler einen 58-jährigen mutmaßlichen Hehler fest. Im Auktionshaus stellten sie 86 Fundstücke sicher, bei Durchsuchungen bei ihm stieg die Zahl auf etwa 100 an. Der Wert soll angeblich bei 3,1 Millionen Euro liegen. Am Dienstag bestätigte die Berliner Staatsanwaltschaft auch die Vermutung, dass auch Koral Karsan in die Hehlerei verwickelt sein soll, der jahrelang als Chauffeur für Ono gearbeitet und sie 2006 erpresst hatte. Er kam damals auf Kaution aus der Untersuchungshaft frei und soll nun in der Türkei sein. 2014 sollen die Männer die Dinge nach Verhandlungen mit dem Auktionshaus aus der Türkei nach Berlin gebracht haben. Wann Yoko Ono die Fundstücke wiederbekommt, hängt auch vom Verhalten des Festgenommenen ab.

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