Berlin:Drei Hells Angels wegen Mordes vor Gericht

Hells Angels

Logo der Hells Angels auf den Jacken zweier Mitglieder

(Foto: dpa)

Rocker der Hells Angels werden an einem bekannten Berliner Klub abgewiesen, zwei Wochen später wird ein Türsteher erschossen. Jetzt stehen die drei mutmaßlichen Täter vor Gericht, denen die Staatsanwaltschaft einen kaltblütigen Racheakt vorwirft.

  • Ein Jahr nach dem Mord an einem Berliner Türsteher stehen drei Rocker der Hells Angels vor Gericht.
  • Die Staatsanwaltschaft geht von einem Racheakt und einer Machtdemonstration aus, weil ein anderer Türsteher Mitglieder der Gruppe abgewiesen hatte.
  • Die drei Angeklagten sind wegen Körperverletzung und eines möglichen Mordversuchs bereits polizeibekannt.

Drei Rocker wegen Mordes vor Gericht

Die Angeklagten werden den Prozess hinter Panzerglas verfolgen, das Gericht hat verschärfte Sicherheitskontrollen angeordnet. Ab Mittag sitzen im Berliner Landgericht drei Rocker der Hells Angels auf der Anklagebank. Den Männern im Alter zwischen 28 bis 32 Jahren wird gemeinschaftlicher Mord an einem Türsteher vor einem Jahr vorgeworfen. Der 31-jährige mutmaßliche Todesschütze und einer der Komplizen verweigerten die Aussage, der dritte Angeklagte bestritt jede Tatbeteiligung.

Rache für abgewiesene Hells Angels?

Die Anklage geht von einem Racheakt dafür aus, dass zwei Wochen vor der Tat andere Hells Angels an der Tür des beliebten "Soda Clubs" auf dem Gelände der Kulturbrauerei im Stadtteil Prenzlauer Berg abgewiesen worden seien. Es kam zu einer Prügelei, bei der die Rocker sich geschlagen geben mussten.

Das spätere Opfer war den Ermittlungen zufolge bei dem Streit nicht dabei und soll die Männer auch nicht gekannt haben. Er stand allein und arglos vor dem Klub, als ein 31-jähriger Rocker vier Schüsse abgefeuert haben soll. Einer der Komplizen habe bei der heimtückischen Tat Schmiere gestanden, der dritte Mann das Fluchtauto gefahren. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, sie wollten mit dem Mord die Macht der Hells Angels demonstrieren. Für den Prozess sind bislang 20 Verhandlungstage geplant.

Angeklagte sind bereits vorbestraft

Die drei Angeklagten sind seit Jahren bei Polizei und Justiz bekannt. Sie sollen unter anderem wegen Körperverletzung vorbestraft sein. Am 1. April dieses Jahres wurden zwei der Männer festgenommen. Der dritte Verdächtige stellte sich einen Tag später selbst der Polizei. Zuvor soll es belastende Aussagen eines Zeugen gegeben haben, der selbst Rocker war.

Dem mutmaßlichen Todesschützen wird zudem ein Mordversuch vorgeworfen. Er soll am 22. Dezember 2013 ein Mitglied der rivalisierenden Bandidos mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt haben. Auch dieses Opfer habe der 31-Jährige nicht gekannt.

Hells Angels gelten als mächtigste Rockerorganisation weltweit

In Deutschland gibt es nach Einschätzung des Bundeskriminalamts (BKA) etwa 8000 Rocker. Die Hells Angels haben Schätzungen zufolge etwa 1000 Mitglieder. In Berlin sind es etwa 500, in Brandenburg etwa 150. Nach Erkenntnissen der Polizei kontrollieren die kriminellen Rockerbanden Teile des Drogenhandels und sind im Geschäft mit der Prostitution und im Waffenhandel aktiv. Immer wieder liefern sie sich gewalttätige Revierkämpfe mit verfeindeten Banden.

Die "Höllenengel" gelten als mächtigster und mitgliederstärkster Rockerklub weltweit. Sie wurden von Kriegsveteranen in Kalifornien 1948 gegründet. Der Name stammt von einer Bomberstaffel. Ihr Emblem ist der geflügelte Totenkopf. Aus der Gruppe von Harley-Davidson-Fans wurde eine straff geführte Organisation mit Mitgliedern in 30 Ländern. Der erste deutsche Ableger entstand 1973.

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