Bergunfall:Tschechin erzählt, wie sie einen Monat in neuseeländischem Gebirge überlebt hat

Drei Nächte verbringt sie im Freien, nach der ersten stirbt ihr Freund. Die 33-Jährige kann sich in eine Hütte retten.

In gebrochenem Englisch liest sie den Reportern die Erklärung vor. Ihre Stimme zittert. Es sei nicht die Zeit, ins Detail zu gehen. Aber sie wolle kurz erklären, was sich zugetragen habe. Die Tschechin Pavlina Pizova, 33 Jahre alt, hat einen Monat in der neuseeländischen Wildnis überlebt. Ihr Partner kam ums Leben, als die beiden den berühmten Wanderweg "Routeburn Track" begehen wollten. Dabei wurden sie von extremen Witterungsbedingungen des neuseeländischen Winters überrascht.

Ihr Freund sei ausgerutscht und abgestürzt, nachdem die beiden die erste Nacht im Freien verbracht hatten, schildert Pizova. Wenig später sei er gestorben. Pizova verbrachte zwei weitere Nächte im Freien - in seiner Nähe. Wie sie das überlebt habe, fragt ein Reporter auf der Pressekonferenz. Die Dolmetscherin antwortet: Das habe sie selbst nicht so genau verstanden. Offenbar hat Pizova ihre Schlafsack mit allem ausgestopft, was sie bei sich hatte und sich kontinuierlich die Füße massiert, damit sie nicht erfrieren.

Schneeschuhe aus Holz und Wanderstöcken

Nach der dritten Nacht machte sich Pizova auf den Weg. Zwei Kilometer läuft sie völlig erschöpft durch Nebel und Schnee, bevor sie eine Hütte erreicht. Dort findt sie Essen und Feuerholz und beschliesst, auf Hilfe zu warten. "In Anbetracht meines Gesundheitszustands, des Schnees und weil ich um die Lawinengefahr wusste, beschloss ich, in Sicherheit zu bleiben." Sie habe ein paar Versuche unternommen, aber ihre Füße und das Wetter hielten sie zurück. Von der Hütte aus habe sie zahlreiche Lawinen gesehen.

Pizova malte mit Asche ein H in den Schnee - für Hilfe. Sie baute sich Schneeschuhe aus Holz und Wanderstöcken, bis nach etwa einem Monat endlich Hilfe kam. Das tschechische Konsulat hatte die beiden als vermisst gemeldet, noch am selben Tag wurde Pizova gefunden.

Bergunfall: Pavlina Pizova und ihr Freund Ondrej Petr

Pavlina Pizova und ihr Freund Ondrej Petr

(Foto: AFP)

Das Wort "Tragedy" kommt Pizova erst beim dritten Mal über die Lippen. Die Dolmetscherin will übernehmen, doch Pizova lehnt ab. "This is very important", sagt sie. Es sei sehr wichtig. Sie ermahnt Touristen, sich auf Wandertouren gründlich vorzubereiten und jemandem zu erzählen, wohin sie gehen. Dann dankt sie der Dolmetscherin und ihren Rettern. Sie seien ihre Helden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: