BBC-Interview mit Prinz Harry und Meghan Markle:Antrag mit Brathähnchen

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Prinz Harry und Meghan Markle sind verlobt. In einem TV-Interview wird klar: Die Nummer fünf der britischen Thronfolge ist kein Medienprofi - aber kreativ, wenn es um Heiratsanträge geht.

Von Jana Stegemann

Wer glaubt, die Traumprinzen von heute kommen noch auf einem Schimmel angeritten, der irrt. 2017 haben sie ein Brathähnchen dabei, zumindest die aus dem britischen Königshaus.

An einem Novemberabend in London vor ein paar Wochen stehen also Meghan Markle und Prinz Harry in Nottingham Cottage, Harrys frisch renoviertem Zwei-Zimmer-Luxus-Häuschen auf dem Grundstück des Kensington-Palasts, und kochen. "Wir haben versucht, ein Hähnchen zu braten", erzählt Harry. Markle fällt ihm ins Wort, strahlt: "Es war eine wunderbare Überraschung, so süß und natürlich, einfach romantisch." Der Prinz geht also in die Knie. "Of course", sagt Harry. "Ich habe sofort Jagesagt", lacht die US-Amerikanerin. "Sie hat mich noch nicht einmal ausreden lassen, sie sagte,'Kann ich Ja sagen? Kann ich Ja sagen?', und dann waren da Umarmungen", sagt Harry, "also habe ich nur noch gefragt: Darf ich dir wenigstens den Ring geben?"

Britisches Königshaus
:Prinz Harry und Meghan Markle treten das erste Mal offiziell auf

Nur zwei Minuten dauerte das Treffen mit den Fotografen im Garten des Kensington Palastes. Doch alles Wichtige war zu sehen: der Ring, die Outfits, das glückliche Strahlen des Paares.

Durfte er. Der 33-Jährige überreichte seiner 36-jährigen Freundin nach eineinhalb Jahren Beziehung einen von ihm höchstpersönlich designten goldenen Ring mit reichlich Karat: Der weiße Diamant in der Mitte stammt aus Botswana und wird von zwei Diamanten aus einer Brosche seiner Mutter Diana eingefasst. Die Steine sollen sicherstellen, dass "sie auf dieser verrückten Reise bei uns ist", sagt Harry. Der Verlobungsring von Lady Di, ein großer Saphirring, war nicht mehr verfügbar, er befindet sich seit 2010 im Besitz seiner Schwägerin Kate.

Während Prinz Harry und seine Verlobte also vom Moment des Heiratsantrags im BBC-Exklusiv-Interview erzählen, wirken sie gelöst und fröhlich - und schrecklich ineinander verliebt. In anderen Situationen des 20-minütigen Interviews mit BBC-Starmoderatorin Mishal Husain, die schon mal ihren Sohn via Skype auf Windpocken untersuchte, während sie in Indien einen Dokumentarfilm drehte, wirkt Prinz Harry, als sei er unfassbar froh, Markle an seiner Seite zu haben, während des ganzen Gesprächs hat sie ihre Hände um seine geschlungen. Ganz so, als müsse sie ihn festhalten und stützen. Der Medienprofi, das ist nach den beiden Auftritten des Tages klar, ist in dieser Beziehung eindeutig: Meghan Markle.

Die royale Büroklammer-Geste

Wenige Stunden zuvor bei ihrem ersten offiziellen zweiminütigen Fototermin im "Versunkenen Garten" (der vor Kurzem zu Ehren von Lady Di komplett weiß bepflanzt wurde) ein ähnliches Szenario: Prinz Harry nestelt nervös an seinem Hosenbein herum und steckt dann seine rechte Hand halb in seinen Anzug. "Als würde er seine Hand als Büroklammer benutzen", analysierten royale Beobachter die Geste, die auch sein Vater Prinz Charles gelegentlich auf öffentlichen Terminen benutzt.

Während der Prinz sich also merklich unwohl fühlt bei dem formalen Termin im Blitzlicht, ist es Markle, die routiniert ihr 1000-Watt-All-American-Girl-Lächeln anknipst und im wollweißen Mantel und tannengrünen Kleid für die Kameras posiert. Das wirkt dank jahrelanger Roter-Teppich-Erfahrung in Hollywood weder aufgesetzt noch gekünstelt. Auch nicht, dass sie ihrem Verlobten mehrmals aufmunternd den Arm tätschelt und ihn in die perfekte Fotoposition dirigiert. Sie verlassen den Termin Hand in Hand und als die Kameras weit weg sind, streicht Markle Harry über den Rücken.

"Er ist nicht gut in diesen formalen Dingen, weil er Zeit seines Lebens alles Protokollarische so gut es ging ablehnte", kommentierten Beobachter die Szene. Unvergessen, als Harry als Zwölfjähriger auf Anweisung der Queen hinter dem Sarg seiner geliebten Mutter hergehen musste, umringt von weinenden Diana-Fans, während die Kameras unerbittlich draufhielten und die Bilder des kleinen Prinzen live in die Welt sendeten. 20 Jahre später sagte Harry in einer kürzlich ausgestrahlten TV-Dokumentation: "Diese Momente waren sehr schockierend. Die Leute haben geschrien und geweint, die Hände, die ich schüttelte waren nass vom Wegwischen der Tränen. Damals habe ich nicht verstanden, warum alle so laut weinten, obwohl sie unsere Mutter doch gar nicht kannten."

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Romantischer Urlaub in Botswana

Im BBC-Verlobungsinterview ist seine 1997 verstorbene Mutter ebenso Thema wie 2010 in dem von Prinz William und Herzogin Catherine. "Sie würde heute vor Freude auf- und abhüpfen und wäre Meghans beste Freundin", glaubt der Prinz. Markle lobt auch die noch lebenden Verwandten ihres Zukünftigen auf eine sehr amerikanische Art ("AMAZING") und für europäische Ohren vielleicht ein bisschen zu überschwänglich. Beim Tee mit der Queen hätten die königlichen Corgis bereits zu ihren Füßen gelegen, alle seien "so herzlich" gewesen, schwärmt sie. Harry wunderte sich darüber, wie freundlich die Schoßhunde seiner Oma zu Markle waren: "Ich wurde 33 Jahre lang nur angebellt. Sie ging da hinein, und es war absolut nichts, nur Schwanzwedeln."

Drei oder vier Wochen nach ihrer ersten Begegnung im Juli 2016 (Markle: "Wir wurden von einer gemeinsamen Freundin verkuppelt und mir war nur wichtig: Ist er nett?") überredete Harry sie, mit ihm nach Botswana (dort sind beide an Charity-Projekten beteiligt) zu kommen, wo sie, Achtung Kitsch, fünf Nächte zusammen unter den Sternen schliefen. "Wir waren wirklich für uns, was für mich sehr wichtig war, um sicherzustellen, dass wir die Chance hatten, uns richtig kennenzulernen", sagt Harry rückblickend. Denn: Vor dem ersten Date, das sagen beide, habe man nicht allzu viel über den anderen gewusst. Bei der Bekanntheit des britischen Königshauses und den Eskapaden des einstigen Partyprinzen kommt das an dieser Stelle, na ja, überraschend. "Diese wunderschöne Frau stolperte und fiel in mein Leben und ich in ihres. Ich weiß, dass sie unglaublich gut im repräsentativen Teil unseres Lebens sein wird", findet der britische Prinz.

Ist die Verlobung eine Zäsur für das britische Königshaus?

Von manchen wird diese Verlobung als Zäsur für das britische Königshaus beschrieben, weil die Protestantin Meghan Markle geschieden ist und afroamerikanische Wurzeln hat, als erstes Mitglied der königlichen Familie überhaupt. Tatsächlich könnte es eine Zäsur sein, weil die beiden schon jetzt politischer auftreten als die anderen Royals. Es gab Momente, in denen sich der Palast auf Wunsch von Harry in nie zuvor erlebter Deutlichkeit Sexismus und Rassismus in der Berichterstattung über die US-Schauspielerin verbat. Auch das thematisiert Interviewerin Husain kurz. Markle anwortet, sie und Harry seien "so verletzt" über die vielen falschen Berichte gewesen. Vor allem, dass sich Journalisten dabei auf die Tatsache gestürzt hätten, dass sie eine afroamerikanische Mutter und einen weißen Vater hat, sei "entmutigend" gewesen.

Und das ist dann auch der Unterschied zu dem 17-minütigen Verlobungsinterview von Prinz William und Herzogin Catherine, bei dem damals zwei Menschen aus der britischen Upper Class auf einer sehr steifen Couch saßen und sagten: "Wir sind wie Enten - ruhig an der Oberfläche, aber die kleinen Füße zappeln unter Wasser."

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