Bangladesch:Fähre mit 750 Passagieren gesunken

Bei einem Fährunglück im Süden Bangladeschs sind offenbar hunderte Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 600 Personen werden vermisst, nachdem das völlig überladene Schiff auf dem Fluss Meghna kenterte.

Nach offiziellen Angaben waren etwa 500 Passagiere auf dem Unglücksschiff, das von der Hauptstadt Dhaka in den Inseldistrikt Bhola im Süden des Landes unterwegs war. Mehrere Überlebende sprachen von 1000 Passagieren. Die Zeitung Ittefaq schrieb, 400 Menschen seien in letzter Minute an Bord gegangen, nachdem eine andere Fähre ausgefallen sei.

Viele Passagiere der "M.V. Nasreen 2" hätten zum Zeitpunkt des Untergangs geschlafen oder sich darauf vorbereitet, zu Bett zu gehen. Passagierlisten gibt es nicht. Rund 150 Menschen konnten sich schwimmend ans Ufer retten oder wurden von Booten in der Gegend gerettet. Bislang wurden zwei Leichen geborgen.

Ein sieben Jahre alter Junge berichtete, er habe sich an einem Stück Holz festgehalten. Sein Vater galt als vermisst. "Bitte findet meinen Vater", schluchzte der Junge am Fährterminal in Chandpur.

Eine 25-Jährige berichtete, sie habe mit ihrer dreijährigen Tochter auf dem oberen Deck gesessen. "Es gab einen heftigen Ruck, und die Fähre fing an zu sinken." Die Frau wurde von einem Fischer gerettet, ihre Tochter wurde vermisst. Ein mit Kränen ausgestattetes Bergungsschiff erreichte die Unglücksstelle nach offiziellen Angaben am Mittwoch.

Monsunregen lässt Flüsse anschwellen

Im Mai vergangenen Jahres war nahe der Unglücksstelle auf demselben Fluss eine Fähre gesunken. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben. Der Meghna ist an dieser Stelle oberhalb der Mündung in die Bucht von Bengalen sehr breit und tief.

Wegen der schweren Monsunregenfälle führen die Flüsse in Bangladesch zur Zeit außerdem Hochwasser. Im April zogen die Behörden nach dem Protest der Schiffsbetreiber ein Verbot nächtlicher Fährfahrten wieder zurück, das nach einer Serie von Unfällen erlassen worden war. Die Betreiber sicherten im Gegenzug zu, Sicherheitsbestimmungen zu beachten und den Fährbetrieb bei schlechtem Wetter einzustellen.

In Bangladesch kommt es immer wieder zu Unglücken mit Fähren und Flussschiffen, die viele Todesopfer fordern. Die Schiffe sind oft völlig überladen. Immer wieder werden schlechte Sicherheitsstandards wie fehlende Rettungsboote und Schwimmhilfen kritisiert.

(sueddeutsche.de/AP/dpa)

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