Bandenkriminalität:"Maras" setzen Stadtbus in Brand

Zwei Überfälle auf öffentliche Busse erschüttern El Salvador: Bandenmitglieder lassen in einem voll besetzten Bus 14 Menschen verbrennen und erschießen drei weitere - unter ihnen Kinder.

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Bei zwei Überfällen auf Stadtbusse in El Salvador sind insgesamt 17 Menschen getötet worden. Unbekannte auf Motorrädern stoppten zunächst einen vollbesetzten Bus in Mejicanos, einem Vorort der Hauptstadt San Salvador, und setzten ihn mit Benzin in Brand, berichtete die Polizei. In dem Fahrzeug verbrannten 14 Menschen, mindestens 16 weitere wurden teils mit schweren Verbrennungen in Krankenhäuser gebracht.

Kurz danach stürmten vier Bewaffnete einen nur wenige hundert Meter entfernt stehenden Bus und erschossen zwei Kinder und einen Erwachsenen. Drei weitere Menschen wurden verletzt.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Tätern in beiden Fällen um Mitglieder der berüchtigten "Mara-18"-Jugendgang handelt. Als Motiv der "Mara"-Mitglieder, die ihre Verbrechen oft im Drogenrausch begehen, wird Erpressung der Busunternehmen angenommen.

Nach Angaben von Präsident Mauricio Funes wurden acht Verdächtige festgenommen. Die Regierung bezeichnete den Überfall als Terrorakt und berief eine Sondersitzung des Sicherheitskabinetts ein.

Im ganzen Land löste der brutale Angriff vom Sonntag Empörung aus. Der Bischof der evangelischen Kirche, Medardo Gomez, forderte ebenso wie Polizeichef Carlos Ascencio ein Ende der "kriminellen Gewalt".

Schutzgeld oder Tod

Der Präsident des Dachverbandes der Transportunternehmen des mittelamerikanischen Landes, Catalino Miranda, beklagte die ständige Schutzgelderpressung der Unternehmen und das Ausmaß der Gewalt. Im vergangenen Jahr hätten die kriminellen Banden 137 Fahrer sowie in den Bussen mitfahrende Schaffner und Unternehmer umgebracht und 37 Busse in Brand gesetzt. Seit Januar diesen Jahres seien bereits 77 Menschen in Bussen umgebracht und 30 Fahrzeuge verbrannt worden.

Mit jährlich 72 Morden auf 100.000 Einwohner gehört das frühere Bürgerkriegsland El Salvador zu den Ländern mit der höchsten Mordrate weltweit. Ende vergangenen Jahres ordnete Präsident Funes eine Offensive gegen die Banden an und schickte 4000 Soldaten zur Verstärkung der Polizei auf die Straßen. Die "Maras" haben jedoch großen Zulauf von Jugendlichen, für die es kaum Arbeit oder berufliche Perspektiven gibt.

Die Jugendbanden sind in El Salvador wie auch in den Nachbarländern Honduras und Guatemala besonders aktiv und gelten als eines der größten Sicherheitsprobleme. Die "Maras" kommen ursprünglich aus den USA, wo sie von Jugendlichen zentralamerikanischer Herkunft gegründet wurden. Sie sind straff organisiert und bekämpfen sich auch gegenseitig.

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