Bandenkrieg in Mexiko:Mexikanische Soldaten nehmen weiteren Drogenboss fest

Er nennt sich "El Tornado" und wurde zusammen mit seinem Leibwächter gefasst: Sicherheitskräften ist ein weiterer Schlag gegen ein Drogenkartell im Westen Mexikos gelungen. Weiter südlich flüchten Dorfbewohner vor Schießereien in eine Kirche.

Die mexikanischen Sicherheitskräften haben einen weiteren Erfolg im Kampf gegen die mächtigen Drogenkartelle des Landes erzielt. Soldaten hätten im Bundesstaat Jalisco im Westen des Landes einen Anführer des Kartells Jalisco Nueva Generación gestellt, sagte Bundesstaatsanwalt Jesús Murillo Karam auf einer Pressekonferenz in der Provinzhauptstadt Guadalajara.

Víctor Hugo Delgado Rentería alias "El Tornado" sei gemeinsam mit einem Leibwächter bereits am 10. Juli festgenommen worden. Er soll zum engsten Führungskreis der Bande gehören. Erst am Montag war im Norden des Landes der Chef des Drogenkartells "Los Zetas", Miguel Ángel Treviño Morales, gefasst worden.

Das Kartell Jalisco Nueva Generación ist nach Informationen der Ermittler mit einem Kartell namens Sinaloa verbündet und gilt als Feind der Zetas. Die jüngsten Festnahmen dürften sowohl die internen Machtkämpfe in den Verbrecherorganisationen als auch die Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen weiter anheizen.

Bewaffnete Gruppen versetzen die Bevölkerung in Angst und Schrecken

Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen versetzen die Bevölkerung Mexikos seit langem in Angst und fordern Tausende Menschenleben. Wegen anhaltender Gewalt sind weiter südlich etwa eintausend Dorfbewohner in eine Kirche geflüchtet. Die Einwohner von El Terrero, El Cubo und El Remanse im Bundesstaat Guerrero hätten ihre Häuser verlassen, nachdem es drei Tage lang Schießereien zwischen bewaffneten Gruppen gegeben habe, sagte Bolívar Ochoa von der Stadtverwaltung im nahe gelegenen San Miguel Totolapan.

"Eine Gruppe hat Häuser niedergebrannt und Anwohner angegriffen", berichtete Ochoa. Mehrere Dorfbewohner seien verletzt worden. In der Kirche würden sie mit Essen versorgt und bei Bedarf medizinisch behandelt. Die Behörden hätten damit begonnen, sie in anderen Quartieren unterzubringen, sagte Ochoa. Am Donnerstag hielten sich demnach noch etwa 500 Menschen in der Kirche auf. Die Armee und die Bundespolizei wurden in die drei Dörfer geschickt, um gegen die bewaffneten Gruppen vorzugehen.

Im benachbarten Bundesstaat Michoacán wurden die Leichen von fünf Menschen gefunden. Sie wurden im Dorf Catalina entdeckt, das zu der Stadt Buenavista Tomatlan gehört, und wiesen nach Behördenangaben zahlreiche Schusswunden auf. Ein Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft sagte, zwei der Toten seien Polizisten aus der Stadt Apatzingan. In der Gegend um Catalina ist ein Drogenkartell mit dem Namen "Tempelritter" aktiv.

Die Bewohner der Region, durch die mehrere Transitrouten für Drogenschmuggel führen, haben bewaffnete Bürgerwehren organisiert, um der Gewalt entgegenzutreten. Als Reaktion darauf schickte die mexikanische Regierung im Mai tausende Soldaten nach Michoacán. Kürzlich erklärte sie, die Lage in dem Bundesstaat beruhige sich allmählich.

Seitdem die damalige Regierung von Ex-Präsident Felipe Caldéron im Jahr 2006 die Armee in den Kampf gegen die Kartelle geschickt hat, sind mehr als 70.000 Menschen im mexikanischen Drogenkrieg ums Leben gekommen.

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