Bäcker, Graf und FDP-Kreistagsabgeordneter:"Graf Dracula" ist tot

Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, adoptierter Nachfahre des uralten rumänischen Geschlechts, ist im Alter von 67 Jahren gestorben. "Dracula" war durch seine "Blutsauger-Partys" bekannt geworden.

Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, adoptierter Nachfahre des uralten rumänischen Geschlechts, ist im Alter von 67 Jahren gestorben, bestätigte die Stadt Mittenwalde (Dahme-Spreewald) am Dienstag einen Bericht der Märkischen Allgemeinen.

"Graf Dracula" ist tot

Prinz Kretzulesco vor dem Schloss Dracula in der Nähe von Berlin (Archivbild): Der Dracula-Nachfahre starb im Alter von 67 Jahren

(Foto: Foto: dpa)

In seinem einstigen Schloss Schenkendorf hatte "Dracula" regelmäßig mit dem Deutschen Roten Kreuz "Blutsauger-Partys" veranstaltet, die sich zu einem Event entwickelten. "Über Jahre hat 'Graf Dracula' das Stadtbild Schenkendorfs mitgeprägt", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin von Mittenwalde, Hedda Dommisch.

Vor rund einem Jahr sei er aber nach Königs Wusterhausen gezogen - das Schloss rund 30 Kilometer südlich von Berlin werde zwangsversteigert. Die Beerdigung von "Graf Dracula" ist für Samstag in Schenkendorf geplant.

Sorge um die Familienlinie

Kretzulesco war ein legitimes Familienmitglied der Dracula, auch ohne blutsverwandt zu sein: Eine waschechte Nachfahrin des 1447 gestorbenen Grafen aus Transsilvanien (Siebenbürgen) hatte ihn 1990 adoptiert. Die alte Dame war kinderlos und fürchtete um das Ende ihrer Familienlinie. "Da ich nach ihrer Meinung typisch rumänisch aussah, entschloss sie sich, mich dem Rest der Familie vorzustellen", hatte sich Kretzulesco einst an die erste eher zufällige Begegnung mit der alten Dame erinnert.

Aus dem gelernten Bäcker Ottomar Berbig wurde dann schon bald Ottomar Rodolphe Vlad Dracula Prinz Kretzulesco, Nachkomme eines Adelsgeschlechts, dessen Wurzeln Historiker bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgt haben. Das bekannteste Familienmitglied wurde 1897 zur Inspiration für Bram Stokers Roman "Dracula": Vlad Tepes - "der Pfähler".

"Ich beiß mich durch"

Von seinem Schloss am Borgo-Pass in Transsilvanien aus bekämpfte der Prinz (ca. 1431 bis 1476/1477) die einfallenden Türken und ließ Tausende von ihnen lebendig auf Pfähle spießen. Erst nach Jahren erbitterter Kämpfe holten sich die Ottomanen seinen Kopf und stellten diesen in Konstantinopel zur Schau.

"Angesichts solcher Familien-Historie musste nach der Adoption auch für mich als brandenburgischen Nachkommen des "Pfählers" ein angemessenes Schloss her", erzählte einst Kretzulesco. So kaufte er 1995 in Schenkendorf das 46 Zimmer-Anwesen und lockte Besucher mit Vampir-Partys, Besichtigungen und anderen Veranstaltungen.

Seit 2003 saß "Graf Dracula" für die FDP im Kreistag von Dahme-Spreewald. "Wir sprachen ihn immer mit 'Herr Kretzulesco' an", erzählte am Dienstag eine Kreissprecherin. Zuletzt war er schwer krank. Nach Zeitungsangaben wird sein kleiner Sohn "Otti" den Fortbestand des Dracula-Geschlechts sichern. Das Motto seines Vaters lautete übrigens voller Selbstironie: "Ich beiß' mich durch."

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