Baden-Württemberg:Verdächtiger im Mordfall Maria Bögerl bestreitet die Tat

  • Der Verdächtige soll zwei Männern erzählt haben, er stamme aus Ochsenberg in Baden-Württemberg und sei Angehöriger der Bundeswehr gewesen.
  • Noch am Abend hatte die Polizei mit einem Mitschnitt des Gesprächs und einem Foto des Verdächtigen nach weiteren Zeugen gesucht.
  • Ein DNA-Abgleich war jedoch negativ.

Der Mann spricht schweren Dialekt, seiner Stimme nach zu urteilen ist er alkoholisiert. "Ich komm vom Ochsenberg." Mit diesen Worten endet die Tonaufnahme, die zusammen mit einem Phantombild einen der spektakulärsten deutschen Mordfälle aufklären sollte. Knapp sieben Jahre nach dem Mord an der Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl fahndeten die Ermittler mit Bild und Tonaufnahme bundesweit nach einem Verdächtigen. Wie das Bundeskriminalamt der SZ bestätigte, hat es in dem Fall nun eine Festnahme gegeben.

Bei dem Verdächtigten handelt es sich um einen 47-Jährigen aus dem Raum Heidenheim. Er bestreitet allerdings, etwas mit der Tat zu tun zu haben. Ein DNA-Abgleich ist zudem negativ.

Ein Sprecher der Polizei Ulm sagte der SZ, dass die Ermittler den Verdächtigen aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung im Raum Heidenheim aufspüren konnten. Im Auto der im Mai 2010 aus ihrem Haus entführten und umgebrachten Bankiersgattin Maria Bögerl hatte die Polizei DNA-Spuren entdeckt. Sie stammen mutmaßlich von dem oder den Entführern.

Der Mann auf dem Phantombild soll im Juli 2016 im westfälischen Hagen zwei junge Leute angesprochen und Angaben zum Fall gemacht haben. Seither geht die Polizei dieser Spur nach, am Mittwoch wandte sie sich mit der Bitte um Hinweise an die Öffentlichkeit. "Es ist eine heiße Spur", sagte ein Polizeisprecher in Ulm.

Offenbar hatte der Verdächtige den jungen Männern damals erzählt, er stamme aus Ochsenberg in Baden-Württemberg. Der Ort liegt nur wenige Kilometer von dem damaligen Wohnort der Familie Bögerl und vom Fundort der Leiche entfernt. Der Mann sagte weiter, dass er früher Angehöriger der Bundeswehr gewesen sei und einen Speziallehrgang bei einer Kompanie für "Psychologische Verteidigung" absolviert habe. Die beiden jungen Männer zeichneten das Gespräch mit dem etwa 45-jährigen Mann mit einem Handy auf und alarmierten die Polizei. Aber die Beamten kamen zu spät, der Verdächtige war verschwunden.

Der Verdächtige redete auch über ein Messer

In dem Mitschnitt ist auch die Rede von einem besonderen Kampfmesser, zu dem sich die Ermittler ebenfalls Hinweise erhofften. Der Unbekannte habe Dinge erzählt, die Täterwissen seien, sagte der Polizeisprecher. Die einst aufgelöste Sonderkommission "Flagge" hat ihre Arbeit mit 20 Beamten wieder aufgenommen. Bis zu 30 000 Euro Belohnung waren für Hinweise auf den Täter ausgesetzt.

Die Ehefrau des damaligen Heidenheimer Sparkassenchefs war am 12. Mai 2010 aus ihrem Haus entführt worden. Es wurde ein Lösegeld von 300 000 Euro gefordert, doch die Übergabe scheiterte. Anfang Juni fand ein Spaziergänger dann die Leiche der 54-Jährigen an einem Wald bei Heidenheim. Bögerl war erstochen worden

Von Anfang an gab es Zweifel, ob das Geld tatsächlich die Ursache für die Entführung war. Dagegen sprach die vergleichsweise niedrige Lösegeldforderung. Zudem verlangte der Täter eine ungewöhnliche Stückelung der Geldscheine und ließ nur wenige Stunden Zeit bis zur Geldübergabe. Nach dem diese gescheitert war, hatte er sich nicht erneut gemeldet. Die neue Spur stützte die Annahme, dass die Tat möglicherweise aus anderen Beweggründen passierte: Im Gespräch mit den beiden jungen Männern hatte der Tatverdächtige gesagt, er habe die Familie Bögerl gehasst.

Der Ehemann von Maria Bögerl nahm sich etwa ein Jahr nach der Tat das Leben. Er war in Verdacht geraten, in den Fall verwickelt zu sein; die Polizei erklärte dann jedoch, es gebe keine Anzeichen dafür. Die beiden Kinder der Eheleute Bögerl, die zwischenzeitlich ebenfalls verdächtigt wurden, warfen der Polizei schwere Ermittlungsfehler vor.

Die setzte bei der Suche nach dem Täter bisher vor allem auf DNA-Spuren. Tausende Männer beteiligten sich an einem Massentest, allerdings ohne Ergebnis.

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