Australien:"Umgefahren wie Dominosteine"

Melbourne: Auto fährt durch Fußgängerzone

Abgesperrt: Polizisten sichern den Tatort, nachdem ein Auto in eine Fußgängerzone in Melbourne, Australien, gefahren ist und mehrere Menschen getötet hat.

(Foto: Andrew Brownbill/dpa)

Ein offenbar verwirrter Amokfahrer tötet in der Fußgängerzone von Melbourne mindestens drei Menschen. Mehrere Verletzte befinden sich noch im Krankenhaus, darunter auch ein Baby.

Von Jan Bielicki, Fremantle

Mitten auf der Kreuzung vor Melbournes größtem Bahnhof drehte das dunkelrote Auto des Typs Holden Commodore wilde Kreise. Der Fahrer lehnte sich aus dem Fenster und schrie die Passanten an. Er fuhr weiter und bog, verfolgt von Polizisten, in die zentrale Fußgängerzone der australischen Millionenstadt ein, die am Freitagmittag um halb zwei voller Menschen war. Dort gab er Gas. Offenbar in voller Absicht, so stellte die Polizei danach fest, raste er auf die in Panik fliehenden Leute zu. "Er hat sie umgefahren wie Dominosteine", berichtete ein Augenzeuge australischen Medien. "Menschen sind über die Motorhaube geflogen, andere lagen unter dem Auto", erzählte eine andere Zeugin. Wiederum andere sahen, wie das Auto einen Kinderwagen erfasste. Erst zwei Häuserblöcke hinter der Fußgängerzone gelang es der Polizei, den Amokfahrer mit Schüssen und einem Ramm-Manöver zu stoppen. Die Verfolger zogen den verletzten Mann, dessen Schutzverletzungen der Polizei zufolge nicht lebensbedrohlich sind, aus dem Auto. Bald danach teilte die Polizei mit, dass die Tat nichts mit Terror zu tun hatte.

Doch da lagen drei Menschen - ein Mann, eine Frau und ein Kind - bereits im Sterben. Mindestens 25 Personen wurden in Krankenhäuser gebracht, mindestens vier von ihnen mit lebensgefährlichen Verletzungen. In einem Operationssaal des Royal Children's Hospital kämpften Ärzte stundenlang um das Leben eines drei Monate alten Babys.

Der 26-jährige Amokfahrer war den Behörden bereits "bei vielen Gelegenheiten" aufgefallen, wie Polizeipräsident Graham Ashton sagte. Der Mann habe eine lange Vorgeschichte von häuslicher Gewalt, Drogen und psychischen Problemen. Erst vor einer Woche war er wegen eines gewalttätigen Angriffs auf ein Familienmitglied angeklagt worden. Am frühen Morgen des Tattages hatte er auf seinen Bruder eingestochen, auch seine Mutter soll verletzt worden sein. Als sein Fahrstil einer Polizeistreife auffiel, war er in Begleitung einer Frau, die er möglicherweise als Geisel genommen hatte. Sie konnte jedoch aussteigen, bevor er die Innenstadt erreichte.

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